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Die etwas andere Kirchenmusik

Zittaus Gospelchor absolviert sein erstes eigenes Konzert. Nun will die Gruppe weiterwachsen.

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© Thomas Eichler

Von Jan Lange

Zittau. Hinter den Sängern hängt ein riesiges Kreuz aus Holz. Die Musiker singen von Gott. Um einen typischen Kirchenchor handelt es sich bei der Gruppe dennoch nicht. Es ist vielmehr ein Gospelchor. Während die christliche Musik, die als Gospel bezeichnet wird, sich in Übersee in fast jeder Gemeinde finden, kennt man sie hierzulande vor allem aus größeren Städten. Die Sänger, die im Lutherhaus in der Inneren Oybiner Straße proben, sind jedoch nicht aus Berlin oder Hamburg. Sie stammen alle aus Zittau und Umgebung.

Dass es in der Mandaustadt einen eigenen Gospelchor gibt, ist bisher kaum bekannt. Dabei treffen sich dessen Mitglieder seit drei Jahren regelmäßig. Aufgetreten ist der Chor anfangs nur bei Gottesdiensten oder Hochzeiten von Gemeindemitgliedern. Jüngst haben sie ihr erstes öffentliches Konzert im Kronenkino absolviert. „Wir wollten mal was Größeres machen“, sagt Peter Eberhard, einer der Gründer des Zittauer Gospelchors. Für die Sänger sei das schon eine Herausforderung gewesen, nicht nur drei oder vier Lieder zu singen, sondern einen ganzen Abend zu gestalten. Mittlerweile umfasst das Repertoire des Chores über 30 Songs. Und die Musiker studieren immer wieder neue Lieder ein. Auch an diesem Mittwoch nehmen sich die Sänger einen für sie bisher unbekannten Song vor: „Wohin sonst“. Kein typischer Gospel - aber der Chor ist eben vielseitig. Gesungen wird auf Englisch wie auf Deutsch, klassische wie moderne Gospel. Zwischendurch geben die Sänger ein Lied auf Suaheli zum Besten. Der afrikanische Gospel ist eine eigene Stilrichtung innerhalb der weltweiten Gospelszene.

Eberhard gibt den Takt vor, mal auf dem Klavier, dann mit der Gitarre. Der 32-Jährige hatte 2013 den Anstoß gegeben, einen Gospelchor in Zittau aus der Taufe zu heben. In Dresden habe er zuvor schon in derartigen Ensembles mitgesungen, berichtet der junge Mann. Als er an die Mandau zurückkehrte, wollte er weiterhin Gospel singen. Er half ab und zu in einem traditionellen Kirchenchor aus, fühlte sich aber doch mehr den enthusiastischen christlichen Gesängen verbunden, die ihren Ursprung im Liedgut der schwarzen amerikanischen Sklaven des 19. Jahrhunderts haben. Und Peter Eberhard fand Mitstreiter. In der Brüdergemeinde Zittau, deren Mitglied er selber ist, sowie in der Elimgemeinde, in deren Gemeindehaus die wöchentlichen Proben stattfinden.

Auch wenn sich der Zittauer Gospelchor als eine übergemeindliche Gruppe versteht, sind bisher nur Mitglieder aus der Brüder- und der Elimgemeinde dabei. Deren Zahl ist seit den ersten Proben gewachsen. „Wir haben mit zehn Leuten angefangen“, erzählt der Chorleiter. Heute treffen sich etwa 15 Musiker regelmäßig im Lutherhaus. Bei der jüngsten Probe hat sich wieder eine Interessentin eingereiht. Diesmal sieht alles danach aus, dass sie länger dabeibleiben wird. Erst ein Treffen zuvor war ein neuer Sänger dazugestoßen. Daran hatte sicher auch das Gospel-Konzert im Kronenkino seinen Anteil. Weitere sangesfreudige Zittauer seien willkommen, wirbt Eberhard. Gerade bei Männerstimmen gebe es Bedarf. Derzeit sind die Sängerinnen in der Überzahl. „Wir sind zwar keine Profis, aber wir haben den Anspruch, auf relativ hohem Niveau zu singen“, so Eberhard.

An diesem Wochenende steht dem Chor der nächste Auftritt bevor, es ist wieder eine Hochzeit in der Gemeinde. Zu Weihnachten wollen die Gospelsänger dann ebenfalls eine kleine Kostprobe ihres Könnens geben, kündigt Eberhard an. Dafür wird der Chor in den nächsten Wochen intensiv proben. In der Regel dauert eine Probe zwei Stunden. Für das kommende Jahr plant der Chorleiter auch wieder ein großes Konzert.