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Die ersten Mieter sind da

Betti und Werner Schober haben sich von Anfang an für das Service-Wohnen im Möbelspeicher interessiert. Jetzt sind sie eingezogen.

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© Klaus-Dieter Brühl

Von Susanne Plecher

Großenhain. Zum Einzug gibt es gelbe Orchideen. Betti Schober muss kurz überlegen. Wo hatte sie die Vasen doch gleich hingestellt? Ruckzuck ist ein Porzellangefäß gefunden, mit Wasser befüllt und auf dem Esstisch platziert. Ende November stand dieser Tisch noch in Naunhof bei Ortrand. Betti und ihr Mann Werner hatten dort 13 Jahre gewohnt. Nun leben sie im ehemaligen Möbelspeicher in Großenhain. Sie gehören zu den ersten Mietern.

Vom Möbelspeicher zum Wohnhaus

Metallstützen und Holzbalken sind aufgearbeitet worden und erhalten den Charme des alten Speichers.
Metallstützen und Holzbalken sind aufgearbeitet worden und erhalten den Charme des alten Speichers.
Objektleiter Dirk Schumann und Pflegedienstleiterin Julia Linge haben für die Mieter immer ein offenes Ohr.
Objektleiter Dirk Schumann und Pflegedienstleiterin Julia Linge haben für die Mieter immer ein offenes Ohr.
Noch ist der Hof eine Baustelle. Künftig wird es hier zwölf Parkplätze, Beete, Rabatten und Bäume geben.
Noch ist der Hof eine Baustelle. Künftig wird es hier zwölf Parkplätze, Beete, Rabatten und Bäume geben.

Dirk Schumann, den Blumenschenker, kennen sie seit gut einem Jahr. Damals hatten sie in der Zeitung vom Umbau des alten Speichers zum Wohnprojekt des Pflegedienstes Advita gelesen und zu ihm Kontakt aufgenommen. „Uns war beiden klar, dass das Konzept das richtige für uns ist“, sagt Betti Schober. Schumann ist als Objektleiter für die 35 Wohnungen zuständig, die die MDU Vermögensverwaltungs GbR aus Körle in das alte Proviantlager der Husaren einbauen ließ.

Keine Stolperfallen

Sieben haben zwei Räume mit Küchennische, Fußbodenheizung, innenliegendem Bad. Eine davon bewohnen nun die Schobers – im zweiten Obergeschoss. Dank des Fahrstuhls können sie den Blick von oben und ins Weite genießen. Werner Schober war einige Jahre Direktor des Kulturhauses „Krone“. Damals haben seine Frau und er direkt in der Kronenstraße gewohnt. Nun sitzen sie fast vis-à-vis zur alten Wohnung in ihrem neuen Heim. Es soll ihr Letztes sein.

Der Möbelspeicher

Gebaut um 1890 lagerten die Husaren hier Proviant und Heu.

Nach dem Ersten Weltkrieg ist das Husarenlager aufgelöst worden. Das Gebäude wird zum Trockenlager für Getreideprodukte.

Zwischen den Kriegen bis 1945 wurde der Speicher als Reservelager für Lebensmittel genutzt.

Ab 1948 lagert der Volkseigene Erfassungs- und Aufkaufbetrieb für landwirtschaftliche Erzeugnisse hier Weizen, Gerste und Hafer.

Nach der Wende sind hier die ersten Westmöbel verkauft worden. Daher stammt auch der Name.

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Die Entscheidung ist ihnen nicht schwergefallen, sagen sie. Es gibt keine Stolperfallen, in der Wohnung sind keine Treppen, alles ist barrierefrei begehbar, selbst die Dusche. Die Fenster gehen fast bis zum Boden und protzen mit breiten Brettern. Betti Schober hat viele Pflanzen darauf gestellt. Denn, auf eigene Terrasse und Garten verzichten zu müssen, ist ein Einschnitt. Auch für die große Modelleisenbahn, die die Schobers auf dem Dachboden ihres Hauses aufgebaut hatten, ist nun kein Platz mehr. Ohnehin war es eine echte Herausforderung, Möbel und Einrichtungsgegenstände vom Einfamilienhaus mit 110 Quadratmetern auf die gut 70 Quadratmeter große neue Wohnung zu reduzieren. Vieles musste weg. Die Bücher durften bleiben. Säuberlich eingereiht stehen sie im Regal. Lexika, Bildbände, das halbe Wissen der modernen Welt scheint hier vereint.

Kurze Wege

Die Schobers sind froh, wieder in der Stadt zu leben, wo es nicht weit zum Arzt und Einkaufsmärkten ist. Außerdem haben sie hier viele Freunde und alte Kollegen. Die Arbeit in der Krone und später in der Lebenshilfe, die Werner Schober mit aufgebaut hat, schweißen zusammen. Auch Bettis behinderter Sohn Sven lebt in Großenhain, im Wohnheim der Lebenshilfe. Wenn er mag, kann er jetzt gelegentlich bei den Eltern übernachten – allerdings müssen bis dahin die letzten Umzugskartons ausgepackt sein. „Unsere anderen vier Kinder leben in Dresden. Der Weg dahin hat sich mit dem Umzug nun auch verkürzt“, sagt der 77-Jährige. Alle diese Punkte sprachen für den Umzug.

Das schwerwiegendste Argument aber war das Pflegepaket, das die Advita anbietet. Es lässt die beiden Senioren sorgenfrei in die Zukunft blicken. Denn, wenn sie es wünschen und bezahlen können, wird ihnen alles abgenommen, von der Reinigung der Wohnung bis zum Wäschewaschen und Versorgen der Einkäufe. Außerdem gibt es eine ständige Rufbereitschaft – im Notfall ist eine Pflegekraft in kürzester Zeit da. Und für die Geselligkeit ist auch gesorgt: Im großen Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss wird gekocht und geklönt. Er steht auch für Feiern offen. Betti Schober hat ihn schon im Auge, denn im nächsten Jahr steht ihr Siebzigster an.

Sollte einer der Schobers irgendwann auf Pflegeleistungen angewiesen sein, übernimmt die Advita auch diese. Bis Pflegestufe 3 ist im Möbelspeicher nun alles möglich. „Wir schneiden auf jeden individuell zu, was er benötigt. Gleichzeitig können die Menschen in ihrer eigenen Wohnung bleiben“, erklärt Dirk Schumann das Konzept. Das hat die Schobers überzeugt.