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„Die ersten Gäste kommen immer noch“

Der Döbelner Hof ist dieses Jahr 20 geworden. Betreiberin Petra Kempe erinnert sich an viel Schönes. Und an zwei Fluten.

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© Dietmar Thomas

Von Franziska Klemenz

Döbeln. Ihr Auge fürs Detail hat Petra Kempe nicht verloren. Jedes Kissen wird aufgeschüttelt, jede Falte glatt gestrichen. „Frau Holle spielen“, wie sie sagt, war lange Kempes Job. Als der Döbelner Hof 1997 öffnete, arbeitete die gelernte Restaurantfachfrau dort zunächst als Angestellte. „Meine Chefin hatte auch ein Hotel in Magdeburg. Als sie in Döbeln eröffnete, nahm sie mich mit. Es passte gerade auch gut in mein Leben“, sagt die 52-Jährige.

Als ihre Chefin acht Jahre später in Rente ging, wurde Kempe die Nachfolgerin. Seit 20 Jahren kennt sie den Döbelner Hof, seit zwölf Jahren leitet sie ihn. Was erlebt man in all dieser Zeit? Tiefpunkt war das Hochwasser. „Nach der ersten Flut stand ich fassungslos vor den Trümmern. Es war furchtbar“, sagt Kempe. „Beim zweiten Mal war es schon weniger schlimm, man kannte es irgendwie schon. Das klingt sarkastisch, aber im Fall einer dritten Flut könnten wir wahrscheinlich noch besser damit umgehen.“

Petra Kempe muss lachen. Das haben ihr die Fluten nicht ausgetrieben. Schließlich folgte immer die Wiedereröffnung. „An diese Feiern erinnere ich mich gerne. Sie waren auch als Dank an die Helfer gerichtet.“ Die Feiern gehören generell zu den Höhepunkten für Kempe. „Wenn Gäste nach fünf Jahren wiederkommen, weil der nächste runde Geburtstag ansteht, macht einen das glücklich.“

An ihre ersten Gäste kann Kempe sich noch genau erinnern. „Sie kommen noch immer.“ Heutzutage übernachten vor allem Dienstreisende – „von Monteuren bis Betriebsleiterin“. Busreisen nach Döbeln nehmen in den letzten Jahren ab. „Der Hype um die Frauenkirche ist vorbei, das merkt man“, sagt Kempe. „Außerdem wurden in Dresden und Leipzig so viele Hotels gebaut, dass man dort jetzt auch direkt für kleines Geld unterkommen kann. Günstige Übernachtungsmöglichkeiten gibt es nicht mehr nur in Kleinstädten wie hier.“

Optimistisch bleibt die Betreiberin trotzdem. „Von 100 Prozent Auslastung können wir nur träumen. Zu meckern haben wir trotzdem nichts, sonst hätten wir keine 20 Jahre überlebt.“ Wir, das sind neben Petra Kempe zwölf weitere Angestellte in Küche und Service, ab August zudem zwei Lehrlinge. Ob sich in 20 Jahren viel geändert hat? „Nur die Computer am Empfang und die Bestellungsdrucker in der Küche“, sagt Kempe. „Service bleibt Service.“