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Die Erfinder des Senioren-Tablets

Die Firma Exelonix wurde in einem Partyraum gegründet. Jetzt will sie groß raus – mit Hightech fürs Alter.

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© Andreas Weihs

Von Dorit Oehme

Eine Frau schiebt ihren Rollator in Dresden-Pieschen über den Bürgersteig. Ein hell gekleidetes älteres Paar steuert in gemütlichem Gang die nahe Apotheke an. Mit schnellen, großen Schritten überquert ein Senior in Jeans eine Seitenstraße. Zusammen mit den anderen Generationen dazwischen bietet sich ein alltägliches Bild. Oben, in der vierten Etage der Leipziger Straße 118, interessiert kreative Köpfe genau dieser Mix.

Die Exelonix GmbH, die hier seit Oktober 2013 ansässig ist, entwickelt Assistenzsysteme für ältere Menschen. Die in Freital gegründete Firma hat auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) vom 5. bis 10. September in Berlin gerade das seniorenfreundliche Tablet „asina“ auf den Markt gebracht. Der flache Rechner mit dem berührungsempfindlichen Bildschirm hat eine von Exelonix speziell entwickelte Benutzeroberfläche. Zum besseren Halt lässt sich ein stabiler Tischständer anstecken. Das Tablet-Gerät soll älteren, oft auch allein lebenden Menschen den Einstieg ins Internet ermöglichen und mehr Sicherheit im Alltag geben. Grundlage ist ein gebrauchsübliches Samsung-Tablet von 10,1 Zoll Größe auf Android-Basis. „Es ist auch ganz normal nutzbar. Es ist also kein alleiniges Seniorenprodukt“, betont Co-Geschäftsführer Matthias Stege.

Auf der Funkausstellung hat er mit seinem Team genau das als Plus erkannt: „Bei speziellen Führungen für Interessenten ab 60 Jahren waren gerade die offenen Anwendungsmöglichkeiten den Teilnehmern oft wichtig“, erklärt er. Wer es aber leicht haben will, braucht nur den Startknopf zu drücken. Dann erscheinen übersichtlich angeordnet große Symbole für den raschen Zugang zum Internet, den E-Mails oder dem Telefonbuch. Per SIM-Karte lässt sich mit dem Tablet über ein Mobilfunknetz telefonieren.

Per WLAN ist auf jeden Fall kostenlose Videotelefonie per Skype leicht möglich. „Davon waren Senioren oft abgeschnitten“, sagt Stege. Er betont: „Unsere Philosophie ist es, Familien auch über Entfernungen zu ermöglichen, sich gegenseitig zu unterstützen.“ Zusammen mit Gesellschafter Frank Oehmichen, Chefarzt an der Bavaria-Klinik Kreischa, hat das Exelonix-Team vor allem auch Möglichkeiten zur privaten Gesundheitsüberwachung eingebaut: Über Bluetooth-Funk kann das Tablet mit einem Blutdruckmessgerät gekoppelt werden. Die Werte können dem Arzt übermittelt oder beim nächsten Besuch gezeigt werden. Die Medikamenteneinnahme kann von den Senioren quittiert auf einer speziellen Webseite eingesehen werden. Falls die Einnahme vergessen wird, greift eine Erinnerungsfunktion.

„In der Testphase hat sich das bei lebenswichtigen Medikamenten wie Insulin schon als sehr hilfreich erwiesen“, erklärt Matthias Stege. Außerdem ist ein Notfallruf für den Arzt, die Polizei oder die Angehörigen integriert. Dieser kann über den tragbaren Rufknopf auch unterwegs ausgelöst werden. Aus der Ferne kann das Tablet-Gerät gewartet werden. Auch Fotos lassen sich direkt aufs Tablet schicken. Eine App für Sudoku ist zur Unterhaltung installiert.

„Es war für uns ein Spannungsdreieck: Wir wollten die Bedürfnisse der Senioren treffen, das Tablet mit einer passenden Oberfläche entwickeln und mit einem geeigneten Bedienkonzept versehen“, sagt Frank Schäfer beim Fototermin am Exelonix-Gründungsort in Freital-Wurgwitz. Er ist ebenfalls Geschäftsführer und einer der vier Gründer. Im Partyraum seines Wohnhauses ging das Unternehmen im April 2013 an den Start. Seit Sommer 2013 war das Tablet in Arbeit. Weil beim Programmieren auch Studenten helfen, wählte das junge Unternehmen schließlich den Dresdner Standort. Zwölf Mitarbeiter hat Exelonix inzwischen. „Wir arbeiten weiter an Lösungen, die älteren Menschen Sicherheit im Leben zu Hause geben“, kündigt Schäfer an. Er ist promovierter Elektroingenieur und hat Erfahrungen in den USA und der Schweiz gesammelt.

Seit der IFA in Berlin berichten Rundfunk, Fernsehen und Presse über das Tablet „asina“. „Privatkunden wie geschäftliche Nutzer waren begeistert“, sagt Schäfer und schiebt nach: „Wir stehen weiter vor der Aufgabe, die Kinder der Senioren dafür zu gewinnen, ihre Eltern zu begeistern. Es muss für die ganze Familie passen.“ Der Freitaler ist Jahrgang 1973 und hat schon als Schüler von seinem Vater einen Computer geschenkt bekommen, den er erst für Spiele und dann bald auch zum Programmieren genutzt hat.

www.asina-tablet.de