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Die Dippser Hochwasser-Manager

Die Flut 2013 hinterließ über 160 Baustellen. Ein Team koordiniert Bauarbeiten im Umfang von 30 Millionen Euro.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Franz Herz

Dippoldiswalde. Wer einmal gebaut hat, weiß, was daran hängt: Handwerkertermine koordinieren, Genehmigungen holen, sich mit den Nachbarn abstimmen, Finanzierung klären und vieles mehr. Das Projektteam Hochwasser in Dippoldiswalde erledigt diese Arbeiten nicht nur für eine, sondern für 162 Baustellen. Das sind alle die Schäden, die das Hochwasser 2013 im Stadtgebiet angerichtet hat, insgesamt geht es hier um Bauarbeiten für 30 Millionen Euro, die aber nicht gleichzeitig laufen. Die SZ erfuhr von Hochwasserkoordinator Stefan Kadler den aktuellen Stand der Hochwasserarbeiten.

Der Reichstädter Kompromiss: Die Bogenbrücke an der Obercarsdorfer Straße über den Bach weicht und wird neu aufgebaut, damit sie auch schwere Fahrzeuge tragen kann. Fotos:
Der Reichstädter Kompromiss: Die Bogenbrücke an der Obercarsdorfer Straße über den Bach weicht und wird neu aufgebaut, damit sie auch schwere Fahrzeuge tragen kann. Fotos: © Frank Baldauf
Dafür bleibt die Bogenbrücke ein Stück weiter unten am Bach in ihrer historischen Form erhalten. Hier gilt aber künftig eine Tonnagebegrenzung. Lkws können hier nicht mehr drüberfahren.
Dafür bleibt die Bogenbrücke ein Stück weiter unten am Bach in ihrer historischen Form erhalten. Hier gilt aber künftig eine Tonnagebegrenzung. Lkws können hier nicht mehr drüberfahren. © Frank Baldauf

Reichstädt: Nach den Brücken ist der Bach an der Reihe

Reichstädt und Sadisdorf hatten im Juni 2013 die schwersten Schäden erlitten. Hier sind seitdem fast alle Brücken über den Reichstädter Bach neu errichtet oder saniert worden, insgesamt 16 Stück. Bei zweien war es besonders schwierig, eine Genehmigung zu bekommen. Die Bogenbrücke im Unterdorf steht unter Denkmalschutz, ist aber dem heutigen Verkehr nicht mehr gewachsen. Hier haben die Bauleute einen Kompromiss gefunden. Diese Brücke bleibt erhalten mit einer Tonnagebegrenzung. Dafür wird die Brücke an der Obercarsdorfer Straße komplett neu aufgebaut. Über sie kann künftig der Schwerverkehr rollen.

Nachdem die Brücken weitgehend abgeschlossen sind, kommt jetzt der Gewässerausbau an die Reihe. Der erste Auftrag dafür ist vergeben worden. Die Firma Steinbach und Richter aus Lichtenau soll für 130 000 Euro den Bach, der oberhalb vom Dorf aus Richtung Sadisdorf kommt, bauen. Diese Arbeiten setzen sich im nächsten Jahr durch das ganze Dorf bis nach unten fort. Dabei ist geplant, dem Gewässer mehr Raum zu geben und die Sohle und die Ufer so zu befestigen, dass sie einem Hochwasser standhalten, wie es im Schnitt alle hundert Jahre einmal vorkommt. „Dafür waren viele Gespräche und Informationsveranstaltungen erforderlich“, sagt Kadler.

Sadisdorf: Knackpunkt an der Zufahrt zur Bergarbeitersiedlung

In Sadisdorf wird es nach dem kompletten Ausbau des Ochsenbachs und seiner Brücken ebenfalls möglich sein, dass ein hundertjähriges Hochwasser durchfließt, ohne größeren Schaden im Dorf anzurichten. Dazu sind aber noch einige Arbeiten erforderlich. Knifflig ist hier beispielsweise der Bachverlauf im Unterdorf, wo die Straße zur Bergarbeitersiedlung abzweigt. Hier wurde zu DDR-Zeiten der Bach aus seinem angestammten Bett direkt an die Straße verlegt, sozusagen in den Straßengraben. Bei einem Hochwasser reicht der aber nicht, und der Bach fließt doch wieder in der Mitte des Tals. Daher haben die Planer entschieden, ihn generell wieder dorthin zu verlegen. Dafür waren aber viele Gespräche mit den betroffenen Grundstückseigentümern erforderlich „Dabei hat uns Ortsvorsteher Mirko Geißler stark unterstützt“, sagt Kadler.

Dippoldiswalde: Der Kreuzbach bleibt hochwassergefährdet

Was in Reichstädt und Sadisdorf möglich ist, scheitert am Kreuzbach in Dippoldiswalde. Es ist ein kleines Gewässer und hat doch ein Einzugsgebiet von 1,1 Quadratkilometer. Hier ist kein Ausbau in dem Maß möglich, um ein hundertjähriges Hochwasser zu bewältigen. Um das zu schaffen, müssten ganze Häuser abgerissen werden. Deswegen wird dieser Bach nur so ausgebaut, dass ein Hochwasser ohne Schaden durchfließen kann, wie es im Schnitt alle fünf Jahre vorkommt. Dass es immer wieder auch schlimmer kommt, darauf müssen sich die Anwohner einstellen.