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Die Dinos der Kreisklasse geben auf

Die Fußballer des SV Wildenhain hören auf. Doch was wird aus den anderen Sportgruppen des Vereins?

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© SV Wildenhain/FB

Von Jörg Richter

Wildenhain. Kevin Krille geht in die Annalen Wildenhains ein. Er ist der letzte Torschütze einer hiesigen Fußballmannschaft. Im letzten Punktspiel der vergangenen Saison schoss er das 2:0 gegen den SV Frauenhain. Gerettet hat das die Wildenhainer vorm Abstieg nicht. Sie blieben Letzter der 1. Kreisklasse Staffel 1. Doch einen Neubeginn in der untersten Liga des Landkreises Meißen wird es nicht geben. Der SV Wildenhain hat sich aus dem Punktspielbetrieb abgemeldet und will sich auflösen.

„Mir tut es selber weh“, sagt Vereinspräsident Jürgen Schwarz. „Franz Augsten würde sich im Grabe umdrehen, wenn er das erfahren würde.“ Augsten gilt als Stammvater der ehemaligen BSG Traktor Wildenhain. Diese wurde 1953 gegründet. Ab 1958 hieß sie BSG Traktor Walda-Wildenhain. Und nach der Wende ging es ab 1991 als SV Wildenhain weiter. – Bis diesen Sommer. Doch bald soll Schluss sein. Denn die Fußballer, die den Verein prägten, geben auf.

„Uns fehlt der Nachwuchs“, sagt Schwarz. Er führt das auch auf die seit Jahren geschlossene Grundschule zurück. Etwas enttäuscht ist er allerdings auch von der sportlichen Entwicklung seiner Fußballmannschaft. Vor rund 15 Jahren übernahm Schwarz, der in der letzten DDR-Oberliga-Saison 1989/90 in Bischofswerda erstklassig spielte, die Kicker des SV Wildenhain. Sofort führte er sie bis ins Kreispokalfinale. Der größte Erfolg der Wildenhainer, die stolz darauf waren, die „Dinos“ der 1. Kreisklasse gewesen zu sein. Denn keine andere Mannschaft war länger in dieser Liga als die Schwarz-Elf.

Nachdem nun der Abstieg besiegelt war, warf Schwarz hin. Auch, weil einige seiner Spieler öfters vom Training fernblieben. „Aber ohne Training geht es nun mal nicht“, sagt Schwarz. Nicht selten trat er nur mit zehn statt elf Spielern an. Die Niederlagen waren vorprogrammiert. Wirklich sauer ist er auf seine Spieler nicht. „Sie sind alle um die 30 und gründen nun nach und nach Familien“, erzählt Schwarz. Da hätten sich die Prioritäten geändert. Nach dem letzten Punktspiel habe die Mannschaft noch einmal zusammen gegrillt und sei später gemeinsam in den Spreewald gefahren. Als Abschlusstour. Das war’s.

Dumm nur, dass der SV Wildenhain nicht nur aus Fußballern besteht. Es gibt auch noch zwei Frauensportgruppen – eine für Überfünfzigjährige und eine für Übersiebzigjährige. Insgesamt 26 Frauen treffen sich regelmäßig einmal pro Woche, um fit zu bleiben. Dass es den SV Wildenhain bald nicht mehr geben soll, können sie nicht verstehen. Auch die Art und Weise, wie das kommuniziert wurde, ärgert sie. „Ich habe davon zwischen Tür und Angel erfahren“, sagt Heidemarie Kunze. Die 72-Jährige hatte 1967 die erste Frauensportgruppe in der BSG Traktor Wildenhain gegründet. Im Oktober jährt sich das zum 50. Mal. Dass ausgerechnet im Jubiläumsjahr der Verein vor dem Aus steht, will sie nicht hinnehmen. Heidemarie Kunze gibt sich kämpferisch und sagt: „Das wäre ja eine Sünde, wenn unsere Sportgruppe wegen anderen auseinanderbricht.“

Sie hat bereits Kontakt zu den Volleyballern des SV Walda aufgenommen, ob sie die beiden Wildenhainer Sportgruppen aufnehmen. Außerdem soll das Aus des SV Wildenhain am 15. August auch Thema des hiesigen Ortschaftsrates sein.

Was aus dem Fußballplatz in Bauda wird, muss auch noch geklärt werden. Er gehört der Stadt Großenhain. „Offiziell liegt uns noch keine Information vor, dass sich der SV Wildenhain auflösen will“, sagt Stadtsprecherin Diana Schulze. „Wir haben es auch nur hintenrum erfahren.“ Deshalb gebe es bereits Gespräche der Stadtverwaltung mit dem Ortschaftsrat Bauda.