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Die deutsche Eiche aus Mexiko

Der Forstgarten in Tharandt beherbergt die größte Eichen-Sammlung Deutschlands. Nun bekommt sie ein neues Haus.

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© Andreas Weihs

Von Franz Werfel

Tharandt. Es war ein Berliner Professor, der die mexikanische Eiche zuerst beschrieb. Vor Ort war er aber nie. Den Namen „Quercus Germania“ bekam das Gewächs aber trotzdem. „Die deutsche Eiche stammt also gar nicht von hier“, sagt Ulrich Pietzarka, der Kustos des Forstbotanischen Gartens in Tharandt. Was man hierzulande gemeinhin unter einer Deutschen Eiche versteht, ist die Stieleiche. Auf Latein heißt sie Quercus robur und ist ein ganz anderer Baum.

Es sind Anekdoten und Geschichten wie diese, die Ulrich Pietzarka gern erzählt. Und die er mit seinen Mitarbeitern im Forstgarten an die Besucher weitergeben möchte. „Weltweit gibt es etwa 500 Eichenarten. Auf diese Vielfalt wollen wir hinweisen“, sagt der Forstwissenschaftler. Die Vielfalt der Eichen lässt sich in Tharandt gut beobachten. Denn mit 154 verschiedenen Eichenarten aus der ganzen Welt besitzt der Forstgarten der Technischen Universität die umfangreichste Eichen-Sammlung Deutschlands. Und eine der größten in ganz Europa. Erst, wenn man um diese Vielfalt weiß und das Wissen in der Lehre und bei Besucherführungen weitergibt, bewirkt man bei den Gästen des Forstgartens den Wunsch, diese Vielfalt auch zu erhalten. Umweltbildung im besten Sinne also.

Damit das in Tharandt zukünftig noch besser gelingt, baut der Forstgarten derzeit ein neues Gewächshaus für seine Eichen. Vollständig finanziert wird der 50 000 Euro teure Bau von der Eva-Mayr-Stihl-Stiftung aus dem baden-württembergischen Waiblingen. „Wir sind für die Hilfe der Stiftung sehr dankbar, sonst wäre das nicht möglich“, sagt Pietzarka. Die Stiftung ist in Tharandt nicht unbekannt. Bereits in der Vergangenheit finanzierte sie Teile des erweiterten Geländes, das sich vor allem mit der Flora Nordamerikas befasst, erheblich mit.

Gut 80 Quadratmeter groß und viereinhalb Meter hoch ist das neue Gewächshaus, das neben dem derzeitigen Schaugewächshaus steht und aus sehr leichten Aluträgern gebaut wird. „Erst am Montag haben wir aufgrund der warmen Temperaturen entschieden, das Haus noch in diesem Jahr aufzubauen“, sagt Pietzarka. Am Dienstag ging es los, Richtfest war am Donnerstag. Wenn alles gut geht, können die ersten Eichen schon in der ersten Januarwoche einziehen. Auf der einen Seite steht dann die Neue Welt mit Exemplaren aus Mittelamerika und Mexiko. Auf der anderen die Alte Welt mit Eichen aus dem europäischen Mittelmeerraum aber auch Vorderasien, China und Japan. Offiziell eröffnet wird der Bau am 1. Mai. Sein Name: Quercetum, von Quercus wie Eiche.

Das Haus soll im Winter auf maximal fünf Grad Celsius geheizt werden. „Wichtig ist nur, dass wir die Temperatur knapp über dem Gefrierpunkt halten. Dann kann unseren Eichen nichts passieren“, sagt Pietzarka. Nötig wurde der Neubau, weil im alten Gewächshaus nicht mehr genug Platz für alle Pflanzen ist. Dort stehen sie bisher dicht gedrängt. „Das ist natürlich nicht optimal“, kommentiert der Kustos.

Doch allein bei dem Hausbau soll es nicht bleiben. „Wir haben von der Stiftung zusätzlich 50000 Euro bekommen, um unser Besucher- und Informationssystem zu modernisieren“, sagt Ulrich Pietzarka. Das soll über Strichcodes für Smartphones, sogenannte QR-Codes funktionieren.

Zurzeit arbeitet Ulrich Pietzarka mit seinem kleinen Team an Schautafeln. Dort können Besucher mit ihren Smartphones den jeweiligen Code abscannen und werden dann automatisch zu weiteren Erklärungen im Internet weitergeleitet. „Die Texte und Bilder kann ich online dann immer schnell aktualisieren.“ Ulrich Pietzarka denkt dabei auch an Audiodateien. Dann hätten sogar sehbehinderte Besucher künftig noch mehr vom Forstgarten.