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Die Chip-Tester

Die neugegründete Firma Coseda Technologies bietet eine Software, die hohe Kosten verhindert.

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© sächsische zeitung

Von Bettina Klemm

Etwa 15 Jahre hat Karsten Einwich im Fraunhofer-Institut geforscht. Begonnen hatte sein Projekt mit einer Industriekooperation mit Infineon. Nun sollen die Ergebnisse in die Praxis umgesetzt werden. Gemeinsam mit drei Mitstreitern gründete Einwich am 1. Juli seine Firma Coseda Technologies GmbH. Sie bietet Software als Entwurfswerkzeug an, mit der Unternehmen ihre komplexen Elektronikprodukte sicherer, schneller und damit auch kostengünstiger produzieren können. So werden rein rechnerbasierte Prototypen von Mikrochips getestet. Sie im Original zu bauen und zu prüfen, wäre unbezahlbar.

„Das Anfertigen von Masken für die Fertigung von Mikrochips kostet zum Teil Millionen. Deshalb muss das Ergebnis gleich beim ersten Mal stimmen“, erklärt Geschäftsführer Karsten Einwich. Mit der Software von Coseda können zugleich mögliche Fehlerquellen schon bei der Entwicklung erkannt und beseitigt werden.

Derzeit werde der Markt für diese Entwurfssoftware von US-amerikanischen Firmen dominiert. „Wir können mit unseren individuellen technischen Systemen aber deutlich flexibler auf spezielle Wünsche und Anforderungen unserer europäischen Kunden eingehen“, sagt Einwich. Neben der Halbleiterindustrie gehören beispielsweise Fahrzeugbau und Telekommunikation zu den Kunden.

Zur Coseda-Eröffnungsfeier am 16. September werden neben Vertretern aus Politik, Wirtschaft und dem Dresdner Gründernetzwerk auch Geschäftspartner der Dresdner Halbleiterbranche anwesend sein. Jeder zweite Mikrochip, der in Europa gefertigt wird, kommt aus Dresden. „Deshalb war es für uns eine logische Schlussfolgerung, den Sitz unserer neuen Firma in Dresden zu wählen“, sagt der 46-jährige Elektrotechniker. Coseda profitiert zugleich von einem hervorragenden Gründer- und Forschungsnetzwerk in Dresden. So wählten die Gründer auch die einstigen „königlich-sächsischen Artillerie-Werkstätten“ an der Königsbrücker Straße 124 zum Firmensitz. In dem Gründerzentrum befinden sie sich in der Nachbarschaft mit anderen Start-ups. Das fördere den Austausch.

Einwich war im Fraunhofer Institut für integrierte Schaltungen Gruppenleiter. Thomas Arndt und Dominique Scharfe aus seinem Forschungsteam gehören zu den Gründern. Gründer ist auch der Diplom-Kaufmann Thomas Hartung, der neben Einwich Geschäftsführer ist und Verantwortung für Marketing und Verkauf trägt.

Hartung geht davon aus, dass sich Coseda 2017/18 ohne Unterstützung von Fördergeld trägt. Bis dahin ist es ein weiter Weg. Rund 1,1 Millionen Euro aus verschiedenen Fördertöpfen flossen bereits in das Projekt. „Dresden exists war für uns zum Beispiel ein wichtiger beratender Partner besonders bei der Erarbeitung des Businessplans“, schätzt Thomas Arndt ein. Seit mehr als 15 Jahren begleitet das Gründungsnetzwerk „dresden exists“ Studierende, Absolventen und Wissenschaftler individuell von der ersten Idee bis zur Umsetzung im eigenen neuen oder einem etablierten Unternehmen. Durchschnittlich 70 Gründungsprojekte werden pro Jahr beraten. „Coseda Technologies ist ein tolles Beispiel, welches Potenzial für Hightech-Unternehmen in Dresdner Forschungsinstituten steckt“, sagt Frank Pankotsch. Er war der konkrete Ansprechpartner für Einwich und seine Truppe. Pankotsch hoffe, dass das Beispiel Coseda nicht nur viele Forscher zum Nachmachen, sondern auch den Freistaat Sachsen zum langfristigen Erhalt von Serviceeinrichtungen wie „dresden exists“ motiviere.