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Die Brücke bröckelt

Das Bauwerk sollte einst saniert, könnte nun aber bald gesperrt werden. Ein Umweg führt mitten durchs Schloss Heynitz, der andere ist nicht ausgebaut.

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© Claudia Hübschmann

Von Marcus Herrmann

Nossen/Heynitz. Ein Müllauto, das mitten durch die Parkanlage vor Schloss Heynitz fährt, um zu den Anliegern im Ort zu kommen. Undenkbar? Nicht so in dem Nossener Ortsteil. Lange Zeit haben hier schwere Versorgungsfahrzeuge den Weg über die Heynitzer Straße und die kleine Brücke über die Inselteiche genutzt, um zu den Anwohnern zwischen Schloss, Teichen und Heynitz Nummer 1 zu kommen. Derzeit weisen Schilder darauf hin, dass die Granitbrücke, nur noch von Fahrzeugen bis maximal zwei Tonnen befahren werden darf. Sonst droht Einsturzgefahr.

Noch ist das Bauwerk zwar für den Betriebs- und Versorgungsdienst freigegeben. Im Nossener Stadtrat hatte Baudezernentin Carola Bieber aber informiert: „Der schlechte Zustand der Brücke macht einen Neubau notwendig.“ Der Haken ist, dass im Stadtsäckel dafür in nächster Zeit kein Geld ist. Damit würde die Brücke eines Tages nicht mehr für den Fahrverkehr freigegeben werden können, so Bieber. Das hätte unschöne Folgen für die Heynitzer.

Sorgenvoll beobachtet Anwohner Andreas Bienert die Entwicklung. Schon jetzt – wo die Brücke für Fahrzeuge bis zwei Tonnen noch frei ist – beobachte er häufig, dass die durch den Schlosshof führende Straße als Ausweichmöglichkeit von Müllfahrzeugen genutzt werde. „Außerdem ist das eine Einbahnstraße, wird aber immer häufiger in beide Richtungen befahren“, sagt der Heynitzer.

Sollte die Brücke eines Tages ganz gesperrt werden, befürchtet er eine weitere Verschlimmerung der Situation. Er selbst müsse seine Mülltonnen dann an die Einbahnstraße rollen, da sie vor seinem Haus nicht mehr abgeholt werden. Bisher sei das kein Problem gewesen, da die Müllautos nach Überqueren der Brücke direkt an seinem Grundstück vorbei fuhren.

Als Lösung für die Misere schwebt der Stadt Nossen vor, am Milchweg, der vor dem Schloss Heynitz in Richtung Wunschwitz abzweigt, Ausweichbuchten einzurichten und dann die Einbahnstraßenregelung an der Heynitzer Straße aufzuheben. Damit sollen Kosten gespart werden. Dazu habe es mit den Anliegern auch schon Gespräche gegeben, heißt es seitens der Verwaltung. Allerdings sagt Carola Bieber, dass dies nur erste Ideen zu einer künftigen Verkehrsführung sind. Fest stehe noch lange nichts. Andreas Bienert bezweifelt, dass die Buchten eine nachhaltige Lösung sind. „Wenn die Brücke nicht saniert wird, dann müsste die Straße grundhaft ausgebaut werden. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass das billiger sein soll, als eine Reparatur der Inselbrücke.“

Auch der Nossener Stadtrat Rico Pampel beobachtet die Pläne der Stadt mit gemischten Gefühlen. Der Steuerberater, der für die Unabhängige Bürgervertretung im Stadtrat sitzt, hat das Problem öffentlich im Stadtrat angesprochen. Auch erinnerte er daran, dass die Brücke vor etwa zehn Jahren schon mal mithilfe von Fördergeldern instand gesetzt werden sollte. Damals wurde das Geld aber anderweitig eingesetzt. Nun fehlen der Kommune die Mittel. Aber wie viel billiger wäre die Buchten-Lösung am Milchweg im Vergleich zu einer Sanierung der alten Brücke? Und ab wann könnte diese für jeglichen Übergangsverkehr gesperrt werden?

Die SZ hat bei Carola Bieber nachgefragt. Sie betont, dass es noch keine Kostenaufstellung gebe, eine Sanierung der Brücke laut einem Gutachten aber nicht zielführend sei. „Wenn, dann müssten wir eine neue Brücke bauen. Das wäre mit Kosten von 180 000 bis 200 000 Euro verbunden“, sagt sie. Laut dem Gutachten, so Bieber weiter, kann die Brücke wie zurzeit noch etwa zwei Jahre lang genutzt werden. Danach müsse man weiter sehen.

Sollte es zu der Variante Ausbau Milchweg kommen, wären nach Rico Pampels Meinung viele Heynitzer nicht zufrieden. „Sie kennen die Lage, wie die Straße im Winter aussieht. Bei Schneematsch und Glätte kommen selbst Pkw kaum um die Kurve vor dem Schloss Heynitz.“ Zudem dürften die Eigentümer dem stärkeren Durchgangsverkehr über den Hof des Schlosses irgendwann einen Riegel vorschieben. Schon jetzt dürfen hier eigentlich nur Anlieger entlang.

Im jüngsten Technischen Ausschuss, so Pampel, sei besprochen worden, dass das Thema in der Stadtratssitzung am 10. August noch mal nicht öffentlich thematisiert wird. Vielleicht kann dort auch geklärt werden, wann und warum die für die Insel-Brücke geplanten Haushaltsmittel aus der Finanzplanung gestrichen wurden. Ein öffentlich gefasster Beschluss liegt dazu jedenfalls nicht vor. Die Heynitzer, zu denen auch Stadtrat Pampel gehört, hoffen nun auf eine Lösung, mit der die Granitbrücke dauerhaft befahrbar bleibt.