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Die Bruchbude von nebenan

Verfallene Häuser in der Nachbarschaft sind ein Ärgernis. In der Stadt gibt es noch einige von solchen Ruinen.

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© Norbert Millauer

Von Nina Schirmer

Radebeul. Solche Nachbarn hätte sie auch gern, dachte sich Elke Heiduck, als sie neulich die Zeitung aufschlug. Die SZ hatte ein Foto von Primeln gedruckt, die Leute an einen Straßenbaum gepflanzt haben. Das Einzige, was am Nachbarhaus von Elke Heiduck wächst, ist das Unkraut.

Nachbarn ärgern sich auch über die Ruine an der Dresdner Straße, Ecke Turnerweg.
Nachbarn ärgern sich auch über die Ruine an der Dresdner Straße, Ecke Turnerweg. © Norbert Millauer

Das Gebäude an der Dresdner Straße, Ecke Turnerweg in Radebeul-Ost gammelt vor sich hin. Im Garten liegen Bretter, Farbeimer, Paletten, eine Badewanne und ein Gabelstapler, überwuchert von Sträuchern. „Es ist nicht einfach für uns“, sagt Elke Heiduck. Sie selbst hält ihr Grundstück gut in Schuss. Die Hecke ist ordentlich geschnitten, die Ostereier hängen schon im Vorgarten. Umso ärgerlicher ist da der Blick nach drüben. „Es kann nicht alles neu sein, aber sauber und ordentlich muss es sein“, findet die Radebeulerin.

Wer die Leute sind, die das Nachbarhaus vergammeln lassen, weiß sie nicht. Nur so viel konnten sie und ihr Mann herausfinden: Jemand zahlt Grundsteuer für das Gelände. Immer mal wieder tragen Leute etwas ins Haus hinein, haben sie beobachtet. Offenbar wird das Haus als Lager genutzt, denn wohnen tut niemand dort. Was die Familie weiter stört: Wo einmal Dreck ist, kommt noch mehr hinzu. Die Gehwege rund um die Ruine sind schmutzig, Hundehaufen inklusive.

Elke Heiduck hat schon bei der Stadt nachgefragt, ob man nichts tun kann. Doch dort hatte man keine guten Nachrichten für sie. Der hässliche Anblick allein reiche für ein Tätigwerden der Behörden nicht aus, sagt Ulrich Schröder, Leiter der Stadtplanung und Bauaufsicht. „Sofern von einem Grundstück keine Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung ausgeht, gibt es seitens der Stadt keine rechtliche Möglichkeit, auf den Grundstückseigentümer Einfluss zu nehmen“, so Schröder.

Das gilt beispielsweise auch für das Haus an der Meißner Straße, Ecke Gutenbergstraße, gegenüber der Aral-Tankstelle. Das Gebäude ist mit Graffiti beschmiert, der Putz bröckelt von den Wänden, hinter den Fenstern stehen Spanplatten. Diesen Anblick direkt an der Hauptdurchfahrtsstraße empfindet die Verwaltung selbst als Missstand.

Die Stadt habe Kontakt aufgenommen mit dem Vertreter des Eigentümers, sagt Baubürgermeister Jörg Müller. Denn das Gebäude liegt im erweiterten Sanierungsgebiet Radebeul-Ost. Gegenüber soll das Karl-May-Museum neu gebaut werden. Die Stadt hat den Besitzer darüber informiert, dass er Fördermittel für die Sanierung seines Hauses beantragen kann. Im vom Stadtrat beschlossenen Neuordnungskonzept für das Gebiet sind ein umfassender Sanierungsbedarf am Hauptgebäude und der Abbruch von kleineren Nebengebäuden vorgesehen.

Für Nachbarn, die sich vom Anblick einer Ruine gestört fühlen, gibt es in der Regel keine rechtliche Handhabe, bestätigt Anwältin Britta Pupke von der Radebeuler Kanzlei Linnemann. Denn grundsätzlich gelte die Eigentumsgarantie. Das heißt, mit seinem eigenen Hab und Gut kann man machen, was man will. Zumindest, solange Dritte nicht beeinträchtigt werden. Wenn beispielsweise ein Balken abzustürzen droht, Gas ausströmt oder Regenwasser sturzbachartig in das eigene Grundstück läuft, könnten sich Nachbarn wehren. Ansonsten müssen sie mit der Bruchbude von nebenan wohl oder über leben.