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Die Blumenretter

Das Dresdner Start-up „Pflanztalent“ will jedem einen grünen Daumen verpassen. Dafür brauchen sie einen langen Atem.

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© René Meinig

Von Jana Mundus

Hängende Köpfe überall. Solch eine Szenerie mögen Adelheid Wolter und ihr Mann Sebastian gar nicht. Wenn Balkonpflanzen in der prallen Mittagssonne vor sich hinvegetieren und ihre Blätter langsam faltig werden. Dabei ist es doch so einfach, dachten sich die zwei Diplom-Gartenbauingenieure vor ein paar Jahren. Schließlich gibt es doch gutes Zubehör, damit die blühende Balkonkultur eine echte Überlebenschance hat. „Nur wissen einige Leute eben leider nicht, wie sie solch einen Kasten richtig bepflanzen“, sagt Adelheid Wolter. So kamen die beiden auf die Geschäftsidee ihres kleinen Start-ups „Pflanztalent“.

Testgelände mitten in Striesen: In der Wohnung und auf der gemütlichen Terrasse der Wolters stehen die kleinen und großen Pflanzgefäße überall. „Wir probieren die verschiedenen Produkte aus, bevor wir sie in unserem Onlineshop anbieten“, sagt Sebastian Wolter. Das ist notwendig, denn nicht jedes Produkt, das es zu kaufen gibt, konnte sie in der Vergangenheit überzeugen. Auf verschiedenen Messen haben sie nach schlauen Töpfen gesucht. Die bewässern sich selbst. Alle haben einen Wasserspeicher und eine Gießanzeige. Der Topf sorgt selbst dafür, dass die Erde feucht bleibt. „Natürlich muss man ab und an gießen“, erklärt die Firmengründerin. „Aber den grünen Daumen, von dem viele behaupten, sie hätten ihn nicht, hat mit solchen Bewässerungssystemen jeder.“

Doch „Pflanztalent“ will nicht nur bestehende Systeme anbieten. Den beiden geht es vor allem um die Beratung. Schon auf die Produktbeschreibung legen sie deshalb im Vorfeld großen Wert. Hier finden Nutzer unter anderem auch die Information, welche Pflanzen in den Töpfen gut wachsen und wie groß deren Wurzelballen sein darf. Wer Fragen zum Zimmer- oder Balkongrün hat, kann sich jederzeit melden. Im Online-Blog gibt es Tipps zur Bepflanzung und Wissenswertes rundherum.

Seit Weihnachten 2016 ist die Seite von „Pflanztalent“ online. Noch sind die Bestellungen pro Tag überschaubar. Doch die Gründer hoffen, dass es in Zukunft deutlich mehr werden.

Dass sie dafür einen langen Atem brauchen, wissen sie auf jeden Fall. Nach dem Studium an der HTW Dresden wurden sie mit ihrer Geschäftsidee in der dortigen Gründerschmiede betreut, die Start-ups auf ihrem Weg unterstützt. Noch bis Anfang 2018 haben sie da ihr Büro. „Danach hoffen wir, dass ‚Pflanztalent‘ erst einmal auf so sicheren Beinen steht, dass wir uns ein eigenes Büro anmieten können.“ Bisher ist Sebastian Wolter noch bei einem anderen Unternehmen angestellt. „Aber natürlich wäre es toll, wenn unsere eigene Firma irgendwann alle ernähren kann.“ Neben „Pflanztalent“ haben die Firmengründer nämlich noch zwei andere Pflänzchen zu versorgen: die Tochter und ihren jüngeren Bruder, der gerade Eingewöhnung in der Kita hat.

Damit das Online-Angebot für Kunden attraktiv bleibt, haben Wolters einen Blick auf den Markt, reagieren auf Kundenwünsche. Eigentlich schwören sie auf Pflanzsubstrat, das viel besser als reine Torferde funktioniert. „Aber wenn die Kunden eben unbedingt Erde wollen, werden wir auch das ermöglichen“, sagt Sebastian Wolter. Die Pflanzen-Ampel kostet um die acht Euro, der kleinste Topf 13 Euro. Aus Baumärkten kennen die Kunden deutlich günstigere Preise. „Die Produkte, die wir anbieten, sind qualitativ hochwertig“, sagt Adelheid Wolter. Doch nicht jeder Kunde könne und wolle sich das leisten. Deshalb sind sie nun auf der Suche nach preiswerten Alternativen – die sie trotzdem mit gutem Gewissen anbieten können.