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Die blauen Riesen aus Bautzen

Mit einem winzigen Büro starteten die Kranspezialisten ihre Arbeit in Sachsen. Heute hat Felbermayr sieben Außenstellen in der Region – und viele Exoten am Haken.

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© Steffen Unger

Von Marleen Hollenbach

Bautzen. Im Verborgenen kann Enrico Bräuer nicht arbeiten. Der Bereichsleiter und seine Kollegen fallen auf, wo immer sie im Einsatz sind. Nicht nur, weil die Mitarbeiter von Felbermayr Deutschland grellblaue Jacken tragen. Die Maschinen, mit denen sie unterwegs sind, überragen alles. 50 Kräne und 70 Hebebühnen gehören zur Firma. Einer davon steht gerade nahe der Hegelstraße in Bautzen und hilft dabei, Balkone an einem Wohnhaus zu befestigen. Das sieht spektakulär aus. Doch Bräuer winkt ab. Bei ihm hing schon ganz anderes am Haken.

Vor allem ein Fall sorgte für Aufmerksamkeit. Als die alte Bautzener Dampflok umziehen musste, übernahm das Team von Enrico Bräuer am Bahnhof einen der schwierigsten Jobs. Zwei Kräne waren notwendig, um den fast 140 Tonnen schweren Koloss auf- und abzuladen. Doch während die Zuschauer aufatmeten, als die Lok in der Luft schwebte, schaute Bräuer nicht nach oben, sondern auf die Uhr. Dass die Lok auseinanderbrechen könnte, befürchtete er nicht. „Für uns war das Zeitfenster die größte Herausforderung“, sagt er.

Unter keinen Umständen durfte der Transport länger als einen Tag dauern. Dabei ging es auch ums Geld. Weil der Umzug mit Spenden finanziert wurde, gab es für die Firma Felbermayr keinen Spielraum. „Wir waren deshalb froh, als wir die Lok um 19 Uhr am neuen Standort abladen konnten“, erklärt der 44-Jährige.

Die Bautzener Dampflok war nicht der einzige Exot, den die Kranspezialisten schon am Haken hatten. Die Firma arbeitet gut mit der Stadt Görlitz zusammen. Die hat jedes Jahr einen besonderen Auftrag für die Kranfahrer. Dank der blauen Maschinen steht der Weihnachtsbaum pünktlich zur Adventszeit auf dem Görlitzer Untermarkt. Im vergangenen Jahr musste die Tanne sogar über ein Wohnhaus gehoben werden. Und als im Saurierpark Kleinwelka eine neue Attraktion – das Mitoseum – entstand, half ein Kran der Firma beim Bau des Grundgerüstes.

Die blauen Riesen sind gefragt. Viele Stammkunden engagieren die Bautzener Kranspezialisten. Das war nicht immer so. Enrico Bräuer kann sich noch gut an die Anfänge erinnern. Felbermayr ist eigentlich ein Familienunternehmen aus Österreich. Nach Sachsen kam die Firma 2005. „Wir haben in einem 15 Quadratmeter kleinen Büro mit drei Mitarbeitern angefangen“, erklärt er.

Rund 100 Angestellte

Anfangs sei es schwer gewesen, auf dem regionalen Markt Fuß zu fassen. Doch das hat sich geändert. Inzwischen ist die Firma in eine Halle an die Löbauer Straße gezogen. Auch andere Städte rund um Bautzen haben die Kranspezialisten erobert. 2011 kamen zum Beispiel Niederlassungen in Kamenz, Görlitz und Spremberg dazu. 2014 eröffnete Felbermayr schließlich eine Außenstelle in Dresden. Dass die Maschinen der Firma in Ostsachsen verteilt sind, hat einen entscheidenden Vorteil. „Ein Kunde aus Görlitz bucht am liebsten einen Kran aus Görlitz“, erklärt Enrico Bräuer. Außerdem kann die Firma schneller reagieren, wenn sie vor Ort ist und es fallen keine hohen Transportkosten an.

All das ist wichtig, um sich von anderen Unternehmen abheben zu können. Denn die Konkurrenz ist groß, meint Enrico Bräuer. Das spürt der Bereichsleiter auch dann, wenn es um die Suche nach neuen Mitarbeitern geht. Rund 100 Angestellte arbeiten in den sieben sächsischen Niederlassungen, darunter viele Kranfahrer. „Zum Glück interessieren sich noch viele junge Menschen für diesen Beruf “, erklärt Bräuer. Schwierig sei die Suche nach neuem Personal dennoch. Der Betriebsleiter freut sich deshalb über jede Bewerbung. Sogar Quereinsteiger haben bei ihm eine Chance, wenn sie einen Lkw-Führerschein und technisches Verständnis mitbringen.