Merken

Die Bildungstouristen vom Jüdenberg

Fast 9 000 Menschen besuchen jedes Jahr das Tagungszentrum der Arbeitsagentur. Ein Glücksfall für Meißen.

Teilen
Folgen
© Symbolfoto/dpa

Meißen. Dass sich in Meißen die Eliteschule St. Afra und die Hochschule der sächsischen Verwaltung befinden, wissen viele. Weniger bekannt ist hingegen, dass sich auch Führungskräfte der Arbeitsagentur aus ganz Deutschland regelmäßig die Klinke in die Hand geben. In der Bildungs- und Tagungsstätte auf dem Jüdenberg kommen sie das ganze Jahr über zu mehrtägigen Seminaren zusammen. Der Standort ist einer von insgesamt zwölf, die die Agentur im gesamten Bundesgebiet unterhält.

„Da die externe Anmietung von geeigneten Räumlichkeiten für jährlich viele Tausend Seminarteilnehmer nicht wirtschaftlich wäre und externe Referenten mit dem erforderlichen Fachwissen und Know-how kaum zu finden wären, betreibt die Bundesagentur für Arbeit eigene Bildungs- und Tagungsstätten“, sagt Frank Vollgold von der Regionaldirektion Sachsen der Arbeitsagentur. In der Bildungs- und Tagungsstätte Meißen, die im Mai 1999 eröffnet wurde, gibt es sechs Lehrsäle und zwölf Gruppenräume, die mit moderner Medien- und Moderationstechnik ausgestattet sind.

Darin werden jährlich 800 Tagungen und Workshops sowie Qualifizierungsseminare durchgeführt. Im vergangenen Jahr haben nach Angaben der Arbeitsagentur etwa 9200 Menschen die Meißner Einrichtung besucht. Bei den Teilnehmern handelt es sich um Mitarbeiter aus den 156 deutschen Arbeitsagenturen, den 300 Jobcentern, den Familienkassen, den Regionaldirektionen oder der Zentrale. Unter anderem wurden sie zu Themen wie Gesetzesänderungen, Kommunikation und Kundenorientierung oder Personalwesen geschult. Besonders wichtig war besonders im vergangenen Jahr interkulturelles Wissen. „Angesichts der steigenden Zahl von ausländischen Arbeitslosen wurden 1 000 Mitarbeiter der in Sachsen insgesamt 6 000 Beschäftigten zu interkulturellen Beratern ausgebildet. Positiver Nebeneffekt der Bildungstouristen vom Jüdenberg: Die jährlich rund 9 000 Seminarteilnehmer bringen auch Kaufkraft nach Meißen. Am Nachmittag und Abend nehmen sie gern an Stadtführungen, Stadtrundfahrten und Weinverkostungen teil, wovon auch Gaststätten und Geschäfte profitieren. Weil nicht alle Gäste in den 85 Übernachtungszimmern des Tagungszentrums untergebracht werden können, wirken sich die Gäste zudem auf die Übernachtungszahlen der Meißner Hotels aus.

Ein Wirtschaftsfaktor ist das Tagungszentrum auch in seiner Funktion als Arbeitgeber. „Für 38 Mitarbeiter bietet die Bildungs- und Tagungsstätte Arbeit“, sagt Frank Vollgold und fügt an: „Zusätzlich beauftragt die Bildungsstätte regionale Unternehmen mit weiteren Aufgaben. Dazu gehören die Absicherung des Wachdienstes und Reinigungsaufgaben. Auf diese Weise finden durchschnittlich fünf weitere Menschen Arbeit.“ (STH)