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Die Beste im Freistaat

Die Großenhainerin Franziska Naumann ist die diesjährige Landessiegerin der sächsischen jungen Fachverkäuferinnen.

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© Claudia Hübschmann

Von Catharina Karlshaus

Großenhain. Wenn Matthias Brade sich eine Angestellte backen dürfte, dann wohl eine junge Frau, wie sie es ist. Franziska Naumann, 20 Jahre alt und seit August ausgelernte Bäckereifachverkäuferin. Die Liebe zum Beruf steht der Großenhainerin im strahlenden Gesicht geschrieben. Freundlich fragt sie die Kunden nach ihren Wünschen, eifrig flitzt sie umher und sorgt dafür, dass der routinemäßige Vierminuteneinkauf nicht gleich wieder vergessen wird.

Während Brot, Brötchen oder Torte längst verzehrt sind, soll der Erwerb des Backwerks schließlich in guter Erinnerung bleiben. „Wir möchten selbstverständlich, dass all jene, die sich einmal für den Kauf bei uns entschieden haben, auch zufrieden das Geschäft verlassen und wiederkommen. Darauf legen wir großen Wert“, erklärt Matthias Brade ein Stück traditionsreicher Firmenphilosophie.

Familienunternehmen mit langer Tradition

Tatsächlich darf man davon ausgehen, dass der 58-Jährige auch wirklich weiß, worauf es in seiner Branche ankommt. Bereits als kleiner Junge spielte der Röderauer in der Backstube seines vom Urgroßvater 1891 gegründeten Familienunternehmens. Als er sich vor mittlerweile 30 Jahren dafür entschied, in die Fußstapfen aus Teig und Mehl zu treten, sei das durchaus auch mit einer gehörigen Portion Herzblut geschehen. Passion für den Beruf, die Matthias Brade an seine nunmehr 130 Angestellten – davon zurzeit acht Auszubildende in Bäckerei und Verkauf – weitergibt. Besonders die Vermittlung von Fachwissen, aber auch bestimmte Umgangsformen wie Höflichkeit und den aufmerksamen Umgang mit dem Kunden seien dabei besonders wichtig. „Im Unterschied zu den 1990er Jahren haben wir aufgrund der demografischen Entwicklung keinen Arbeitskräfteüberschuss mehr. Wir wussten das und haben uns langfristig auf die Ausbildung unseres eigenen Nachwuchses konzentriert“, sagt Matthias Brade.

Ziel sei es demnach, jedes Jahr zwei Auszubildende in den bald 18 Filialen – darunter welche in Riesa, Meißen, Nünchritz und Coswig – zu übernehmen. „Es ist natürlich eine Kunst, all jene, die für den Beruf ein wirkliches Interesse haben, herauszukitzeln“, gibt Brade zu bedenken und lacht. Franziska Naumann sei beispielsweise ein solcher Volltreffer gewesen. Der Röderstädterin, die nach ihrem Schulabschluss Am Schacht zunächst im Riesaer Betrieb gelernt hat, ist nach eigenem Bekunden das Verkaufen in die Wiege gelegt worden.

„Meine Mutti ist auch Verkäuferin und ich selbst wollte nie etwas anderes werden“, erinnert sich Franziska Naumann. Dass sie nun ausgerechnet eine Vielzahl vor allem süßer Leckereien über die Theke reicht, sei so nicht von vornherein geplant gewesen. Aber da sie schon früher mit der Oma gern gebacken habe und insofern durchaus ein Interesse an den schmackhaften Ofenprodukten vorhanden war, könne sie sich nun gar nichts anderes mehr vorstellen.

Ständig auf Suche nach Verkäuferinnen

Eine Arbeitsauffassung, wie sie von Chef Matthias Brade gewiss gern gehört wird. Allerdings: Der Stellvertretende Landesobermeister und Vorsitzende des Berufsbildungsausschusses überlässt die Entwicklung der beruflichen Wohlfühltemperatur auch keineswegs dem Selbstlauf. Schon frühzeitig bekannte er sich zur Zahlung des Mindestlohnes und auch der auszufüllende Stundenzettel für die Abrechnung stellt offenbar kein Problem für ihn dar. „Ganz im Gegenteil! Ich finde beides gut, denn unsere Bäcker und Verkäuferinnen müssen angesichts der gestiegenen Lebenshaltungskosten doch auch leben“, sagt Matthias Brade.

Wer für ihn arbeitet, solle das keineswegs zum Nulltarif tun. Auf der Suche nach Verkäuferinnen sei das Unternehmen im Übrigen ständig. Das Vorhandensein von „Freundlichkeit und Lernfähigkeit“ wären dabei jene Kriterien, welche auf gute Chancen zur Einstellung hoffen lassen. 80 Prozent der teilweise auch Blindbewerbungen wanderten allein in den Papierkorb, weil es genau an jenen Eigenschaften mangele. „Im Unterschied zum Discounter werden bei uns nicht nur Regale eingeräumt oder Produkte durch den Kassenscanner gezogen. Unsere Mitarbeiterinnen verkaufen im Gespräch mit den Kunden und dazu bedarf es gewisser Fähigkeiten.“ Franziska Naumann verfügt schon mal darüber. Ob ihr diese auch bei den jetzt im November stattfindenden Deutschen Meisterschaften der Bäckerjugend an der Akademie Deutsches Bäckerhandwerk in Weinheim helfen, bleibt nur zu hoffen.

Die Bäckerei Brade lädt in seinen Produktionsbetrieb auf der Nossener Straße 48 in Riesa zur Nacht der Bäckerei ein. Sie beginnt am Freitag um 22 Uhr und endet am Sonnabend um 4 Uhr.