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Die BER-Akten aus der Tonne

So mancher Vorgang um Deutschlands berüchtigtste Baustelle erinnert an „Murphys Gesetz“. Jetzt fanden sich gar Akten des Hauptstadt-Airports auf der Straße, ein technischer Zeichner gab sich als Ingenieur aus.

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Berlin. Um den neuen Hauptstadtflughafen ranken sich zwei weitere Affären. Möglicherweise sensible Bauunterlagen lagen frei zugänglich auf Abfallcontainern im Berliner Stadtteil Lichtenberg herum - und einer der Planer für die fehlerhafte Brandschutzanlage gab sich zeitweise zu Unrecht als Ingenieur aus.

Mitarbeiter der Spurensicherung packen die im Müll gefundenen Akten in Kisten und bewahren diese nun gesichert auf.
Mitarbeiter der Spurensicherung packen die im Müll gefundenen Akten in Kisten und bewahren diese nun gesichert auf. © dpa

Der Betreiber des BER erstatte nach dem Fund zahlreicher Ordner mit Dokumenten des drittgrößten deutschen Airports am Dienstag Anzeige gegen Unbekannt. „Offensichtlich stammen die Akten aus einem Planungsbüro, das früher für die Flughafengesellschaft arbeitete“, teilte Flughafensprecher Ralf Kunkel mit. Er sprach von einem eklatanten Verstoß gegen vertragliche Pflichten und einem Bruch der Vertraulichkeit. Die Ordner waren am Montag auf einer Straße im Bezirk Lichtenberg entdeckt und von der Polizei abgeholt worden.

Der Fundort liegt in der Nähe des früheren Standorts der JSK Architekten. Das Büro hatte in der Planungsgemeinschaft PG BBI gemeinsam mit dem Hamburger Büro des Flughafen-Architekten Meinhard von Gerkan, GMP, auf der Baustelle gearbeitet. Nach der geplatzten Eröffnung wurde die PG BBI entlassen, JSK meldete im vergangenen Herbst Insolvenz an.

Nach Informationen der „B.Z.“ handelt es sich bei den Unterlagen um Planungs- und Kontrollberichte der Architektengemeinschaft. Sie enthielten demnach detaillierte Angaben etwa zu Fahrstühlen und Starkstromanlagen sowie Grundrisse des Fluggastterminals.

Medienberichten zufolge nahmen Passanten Ordner aus den Containern mit, bevor die Polizei die Unterlagen abholte. Die Beamten machten zum Inhalt am Dienstag keine Angaben. Die Auswertung dauere an, sagte eine Sprecherin.

Für ein Unternehmen der Architektengemeinschaft, die Ingenieurgesellschaft Kruck, arbeitete mehrere Jahre lang auch Alfredo di Mauro. Er hat die Brandschutzanlage mitgeplant, wegen der die Eröffnung des Flughafens 2012 geplatzt war. Der gelernte technische Zeichner hat sich dabei teils als Ingenieur ausgegeben, wie er der Nachrichtenagentur dpa sagte.

„Ich hatte Visitenkarten, wo das drauf stand. Das war ein Fehler“, sagte di Mauro. Das Magazin „Stern“ hatte darüber berichtet. „Die haben mich alle für einen Ingenieur gehalten. Ich habe da nicht widersprochen“, meinte di Mauro. Auch Gerkan-Sprecher Michael Kuhn bestätigte: „Er wurde uns damals als Ingenieur vorgestellt.“

Di Mauro hob hervor, dass er faktisch Ingenieurleistungen erbracht, die Brandschutzanlage aber nicht allein geplant habe. Daran seien 40 bis 50 Fachleute beteiligt gewesen. Flughafensprecher Kunkel wollte die Personalangelegenheit nicht kommentieren. Di Mauro und der Flughafen streiten seit Wochen über die Brandschutzanlage. Der Betreiber spricht von Planungsfehlern und bezeichnet sie als nicht funktionsfähig. Di Mauro widerspricht dem. (dpa)