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Die Augsburger kommt nicht zur Ruhe

Der Verkehrslärm vom Kopfsteinpflaster ist für die Anwohner kaum zu ertragen. Jetzt wehren sie sich.

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© André Wirsig

Von Sarah Grundmann

Jedes Mal, wenn ein Fahrzeug über die schlaglochübersäte Kopfsteinpflasterpiste rast, schallt ein lautes Gerumpel in Steffi Klauschs Wohnung in der zweiten Etage. Im Mai vergangenen Jahres zog sie in den Neubau in der Augsburger Straße 81. Seitdem ist es mit der Ruhe vorbei. Denn auf dem Abschnitt zwischen Ermel- und Dornblüthstraße herrscht reger Verkehr. Nach der letzten Zählung vor sieben Jahren fahren dort täglich 4 400 Fahrzeuge entlang, drei pro Minute. Und auch die Buslinie 61 ist im Zehn-Minutentakt in beide Richtungen unterwegs. Bei einer asphaltierten Straße wäre das kein Problem. Doch die Holperpiste ist so marode, hätte schon vor Jahren saniert werden sollen. „Das Fenster kann ich nicht öffnen. Auch nachts nicht“, sagt die Striesenerin. An ruhige, lauschige Abende auf ihrem Balkon ist erst recht nicht zu denken. Denn der liegt zur Straße raus. Klausch will das nicht länger hinnehmen. Und auch die anderen Anwohner leiden unter dem Lärm. „Einige denken sogar schon daran auszuziehen.“ Die Striesenerin hat deshalb die Initiative ergriffen und eine Petition mit 113 Unterschriften eingereicht – darin fordert sie so einiges.

„Der Busverkehr sollte verlegt werden“, schlägt Klausch vor. Statt wie bisher über die Augsburger könne die 61 weiter über die Ermel-, die Eisenacher Straße und schließlich zu Dornblüthstraße fahren. Denn diese Straßen sind – wie auch alle übrigen umliegenden – asphaltiert. Die Anwohner fordern zudem, dass auf ihrem Abschnitt eine 30er-Zone eingerichtet wird. Nur zwischen Ermel- und Dornblüthstraße dürfen die Autofahrer noch mit 50 Kilometern pro Stunde fahren. Im vergangenen September wurden zwar Tempo-30-Schilder angebracht. Doch die Freude war nur von kurzer Dauer. Denn nur wenig später wurde das Tempolimit auf 22 bis 6 Uhr beschränkt. „Aber gerade am Wochenende würde ich gerne mal länger als bis 6 Uhr schlafen“, sagt Klausch. Und es gibt noch ein weiteres Problem mit den Schildern. „Sie sind viel zu hoch angebracht“, so die Striesenerin. „Wer aus der Ermel- oder Dornblüthstraße kommt, kann sie gar nicht sehen.“ Mit den Änderungen, die die Anwohner in ihrer Petition anregen, wäre zwar schon ein erster Schritt gegen den Lärm unternommen. Doch ohne einen grundhaften Ausbau geht es nicht.

Das sieht auch die Stadt so. Trotzdem ziehen sich die Diskussionen über die Sanierung seit Jahren hin. Eigentlich sollte die Fahrbahn 2010 erneuert werden. Doch bei der Planung wurde etwas Entscheidendes vergessen: Unter der Straße lagen Hauptstromadern der Drewag. Die wurden umgehend verlegt. Doch danach passierte nichts. Für den Ausbau hat die Stadt kein Geld. Knapp fünf Millionen Euro müssten für die Sanierung investiert werden. Die ersten Mittel stehen der Stadt 2018 zur Verfügung, vor 2019 wird also nicht gebaut werden. Und dann rücken die Bagger zuerst an der Fiedlerstraße an. Wann der Abschnitt zwischen Ermel- und Dornblüthstraße an der Reihe ist, ist unklar. Deshalb fordern die Anwohner nun wenigstens eine provisorische Ausbesserung ihres Abschnittes mit einer dünnen Asphaltschicht. Ob die Anliegen der Anwohner umgesetzt werden, entscheidet sich offiziell erst im September, wenn die Sommerpause des Petitionsausschusses vorbei ist. Doch auf Initiative des Landtagsabgeordneten Martin Modschiedler hat Baubürgermeister Jörn Marx (beide CDU) Stellung bezogen. Das Schreiben, das der SZ vorliegt, gibt kaum Anlass für Optimismus.

Zwar soll die Anbringung der Schilder überprüft werden. Doch eine Tempo-30-Zone wird auf dem Abschnitt nicht eingerichtet. Der Lärm am Tag würde die Richtwerte nicht überschreiten, sagt Marx. Auch das Auftragen einer dünnen Asphaltschicht sei nicht möglich, dieser würde dem Busverkehr nicht standhalten. Vom Straßen- und Tiefbauamt hatte Klausch allerdings etwas anderes gehört. Nachdem sie das Schreiben gelesen hatte, fragte sie dort an. „Das Amt konnte die Aussage nicht bestätigen“, sagt die Anwohnerin. Stattdessen würde auch für die provisorische Ausbesserung das Geld fehlen. Die würde zwischen 25 000 und 30 000 Euro kosten. Also müssen die Anwohner wohl weiter mit dem Lärm leben.