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Die Assistentin des Weihnachtsmanns

Beate Kehl beantwortet seit 21 Jahren die Briefe der Kinder. Dabei hat sie Lustiges erlebt. Aber das ist nicht immer so.

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© André Braun

Von Jens Hoyer

Döbeln. Seit 21 Jahren ist Beate Kehl die Assistentin des Weihnachtsmanns. Eigentlich ist sie im Sozialamt für die Finanzen der Kindergärten und Schulen zuständig, aber immer im Dezember kommt eine Aufgabe dazu: Sie beantwortet die Briefe an den Weihnachtsmann. Am Donnerstag ist wieder der Weihnachtsmannbriefkasten am Haupteingang des Rathauses aufgestellt worden, in den die Kinder ihre Wunschzettel einwerfen können. Als Beate Kehl damit begann, waren es über einhundert. Die Zahl hat aber abgenommen. 2014 wurden reichlich 40 eingeworfen.

Die Wunschzettel hat Beate Kehl alle aufgehoben. Es sind viele, sie füllen neun dicke Aktenordner. Und sie sind auch ein Abbild dessen, was gerade Mode war in den Kinderzimmern. Die kleine Jessica hatte 1998 einen bunten Wunschzettel in den Kasten gesteckt. Sie wollte einen „Cocolotu“, gemeint war wahrscheinlich ein Cocolotti. Das ist ein Bärchen, das damals kleine Mädchenherzen höher schlagen ließ. Im vergangenen Jahr wollte die kleine Emma ein Schloss für ihre plüschigen Filly-Pferdchen. „So sehr hat sich das gar nicht verändert. Wünsche nach Playstations sind in den vergangenen Jahren aber weniger geworden“, erzählt die Weihnachtsmann-Assistentin.

Jedes Kind bekommt Antwort vom Weihnachtsmann. Versprechen, dass alle Wünsche erfüllt werden, wird Beate Kehl nicht geben. „Wenn ein Kind ganz viele Geschenke will, schreibe ich, dass ich hoffe, das richtige ausgesucht zu haben.“ Bei Haustier-Wünschen gib sie sich betont pädagogisch. Tiere sind nicht nur zum Kuscheln da. „Die Kinder sollen sich das genau überlegen. Die Tiere kann man nach Weihnachten nicht einfach weglegen.“

Manchmal landet das Leben mit all seiner Tragik im Briefkasten. Wenn sich Kinder wünschen, dass ein naher Verwandter gesund wird, ist Feingefühl gefragt, um nicht Hoffnungen zu wecken, die der Weihnachtsmann unmöglich erfüllen kann. In einem Falle hatte auch ein Mädchen mit schweren persönlichen Problemen einen Brief eingeworfen. „Den habe ich gleich weitergeleitet“, so Beate Kehl.

Oft sind es aber eher Wünsche, über die die Mitarbeiterin schmunzeln muss. Was antwortet sie, wenn sich ein Mädchen einen Freund wünscht? „Sie soll mal ins Staupitzbad zur Disko gehen und einen jungen Mann kennenlernen.“ Einmal kam auch Post aus einem Altersheim. „Da hat sich jemand eine Nachttischlampe und eine Weihnachtskassette gewünscht.“

Obwohl sie sich vorsieht, falsche Erwartungen zu wecken, ist auch das schon passiert. „Ich habe mal geschrieben, dass der Weihnachtsmann am 24. Dezember bestimmt vorbeikommt. Die Leute haben daran wirklich geglaubt. Da kam ein böser Beschwerdebrief.“

Der Weihnachtsmannbriefkasten steht bis 20. Dezember am Haupteingang des Rathauses. Wunschzettel können auch direkt zur Weihnachtsmannsprechstunde auf dem Weihnachtsmarkt abgegeben werden.