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Die Angst vor dem nächsten Feuer

In Pieschener Kleingärten wurden drei Lauben in Brand gesetzt, die Polizei spricht von einer Serie. Ähnliches gab es schon einmal.

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© Roland Halkasch

Von Sarah Grundmann

Ein leichter Geruch von Verkohltem liegt auch Tage nach dem Feuer noch in der Luft. Die Laube im Kleingartenverein „Am Anton-Günther-Park“ auf der Rehefelder Straße ist bis auf die Grundmauern heruntergebrannt. Viel konnte die Feuerwehr am Montagabend nicht mehr ausrichten. Als sie gegen 22 Uhr zum Löschen eintraf, stand das Häuschen bereits lichterloh in Flammen.

„Der Garten gehört einem schwer kranken Mann“, sagt Vereinsvorsitzende Christiane Hutschenreuther. „Ich habe mich noch nicht getraut, es ihm zu sagen. Aber die Buschtrommeln sind bestimmt schon zu ihm vorgedrungen.“ Die Krankenschwester hat für die Täter kein Verständnis: „Das ist doch bloße Zerstörungswut.“ Und die Spuren der Verwüstung sind auch einige Meter weiter zu erkennen. In einem anderen Garten haben die Unbekannten am Montagabend ebenfalls randaliert.

Überall liegen Porzellanscherben herum. Sie stammen von den Deko-Enten der Pächter, die alle kaputt getreten und geschmissen wurden. An der Laubenwand ein schwarzer Fleck: Auch dieses Haus sollte brennen. Daraus wurde glücklicherweise nichts. Für die Kleingärtner der Sparte ist es nicht der erste Vorfall.

„Hier gehen immer mal wieder Leute durch und machen was kaputt“, berichtet die Vorsitzende. Eingeschlagene Scheiben, geklautes Gemüse – meist halte sich der Schaden in Grenzen. Im vergangenen Jahr wurde allerdings schon einmal eine Laube in Schutt und Asche gelegt. Zwischen Weihnachten und Silvester schlugen Brandstifter zu. Noch immer ist das neue Gartenhaus nicht fertig, gerade mal zur Hälfte steht das Gemäuer. Noch immer steht eine Schubkarre mit Schutt daneben. Noch immer ist der Baum, der neben der Laube steht, auf einer Seite schwarz.

„Die Leute haben ihren Garten hier teilweise seit 40 Jahren, haben ihn in schweren Zeiten aufgebaut“, sagt Hutschenreuther. „Einige Pächter sind so alt, dass sie nicht mehr reisen können. Für sie ist ihr Garten die einzige grüne Oase, die sie haben.“ Wie Leute so etwas mutwillig zerstören können, kann die Vorsitzende nicht verstehen. In Pieschen scheint es aber jemand speziell auf Kleingärten abgesehen zu haben.

Denn der Brand an der Rehefelder Straße am Montagabend war nicht der erste. Eine Woche zuvor wurden am Leisniger Platz eine Laube und ein Klettergerüst angezündet. Auch in einer Sparte in Alttrachau stand ein Holzhäuschen in Flammen. „Nach Einschätzung der Kriminalpolizei handelt es sich hier um eine Serie“, sagt Polizeisprecher Marko Laske. Die Beamten ermitteln, tappen derzeit aber noch im Dunkeln. „Aktuell sind keine Tatverdächtigen bekannt, es sind auch keine Hinweise bei der Polizei eingegangen“, so Laske. Die Situation dürfte den Beamten nur allzu bekannt vorkommen.

Denn bereits im Vorjahr war ein Feuerteufel in den Pieschener Kleingärten unterwegs. Binnen einer Woche brannten vier Lauben nieder, auch Papierkörbe wurden massenhaft angezündet. Damals konnte die Polizei sogar einen Verdächtigen ermitteln, ein 21-Jähriger hielt sich zum Tatzeitpunkt in der Nähe eines Brands auf. „Die Ermittlungen hierzu dauern noch an“, sagt der Polizeisprecher. Weder ob der Verdächtige für die Vorjahresbrände verantwortlich war, noch ob er diesmal wieder aktiv wurde, können die Beamten sagen.

Bei den Kleingärtnern geht indes die Angst vor dem nächsten Feuer um. Hutschenreuther und ihre über 400 Vereinsmitglieder wollen nun wieder nachts Streife laufen. Das haben sie auch nach dem Feuer im vergangenen Jahr gemacht. „Außerdem denken wir darüber nach, alle unsere Tore mit Videokameras zu überwachen“, sagt die Vereinsvorsitzende. „Aber das kann ich nicht allein entscheiden. Da müssen wir in einer Hauptversammlung abstimmen.“

Die Polizei hat nur wenig Tipps, sich gegen Brandstifter zu wehren. „Am ehesten scheinen hier Bewegungsmelder, die mit der Beleuchtung gekoppelt sind, wirksam zu sein“, sagt Laske. „Täter möchten nicht gerne im Rampenlicht stehen.“ In Dresden gab es in diesem Jahr fünf Laubenbrände.