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Die Angst vor dem Gestank

Die Becker Umweltdienste verlegen ihr Mülllager vom Sachsenplatz nach Wurgwitz. Jetzt wurden die Pläne vorgestellt.

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© Egbert Kamprath

Von Tobias Winzer

Freital. Wird der Müll stinken? Werden die Lkw mit dem Abfall künftig durch Wurgwitz rollen? Wie viel Lärm wird vom neuen Mülllager ausgehen? Diese und andere Fragen haben am Montagabend etwa 40 Menschen, zumeist Anwohner, an Freitals Stadtrand an die Zöllmener Straße gezogen. Das Entsorgungsunternehmen Becker Umweltdienste will hier in den kommenden Monaten für mehrere Millionen Euro sein neues Mülllager bauen. Am Montagabend wurden die Pläne bei einer Informationsveranstaltung genauer erläutert.

Holger Rösel, Geschäftsführer der Becker Umweltdienste, erklärte die Pläne am Montagabend.
Holger Rösel, Geschäftsführer der Becker Umweltdienste, erklärte die Pläne am Montagabend. © Egbert Kamprath

„Für uns ist das Grundstück ein Glücksfall“, sagte Holger Rösel, Geschäftsführer des Entsorgers mit Sitz in Chemnitz. 2007 hatte Becker das Areal am Sachsenplatz vom Entsorger Remondis übernommen. 80 Mitarbeiter sind dort beschäftigt. Schon lange gibt es Pläne, das Mülllager zu erweitern. Doch die Freitaler Stadtverwaltung will die Fläche zusammen mit dem auf der anderen Weißeritzseite gelegenen Areal am ehemaligen Sächsischen Wolf zu Freitals neuem Stadtzentrum entwickeln. Ein Mülllager passt da schlecht ins Konzept.

Rösel war deshalb schon seit Längerem auf Grundstückssuche. Durch Zufall lernte er den Geschäftsführer des Baustoffwerks EHL kennen. Dieser sagte ihm, dass er den Standort an der Zöllmener Straße schließt und einen Käufer sucht. Becker und EHL wurden sich handelseinig. Seit Mitte März ist der Entsorger nun auf dem riesigen Grundstück aktiv.

„In der Regel geruchslos“

Becker betreibt in Freital derzeit zwei Geschäfte. Für den Abfall-Zweckverband entsorgt das Unternehmen erstens Haus-, Bio-, Sperrmüll, Papier und Elektroschrott. Zweitens arbeitet Becker mit verschiedenen Unternehmen zusammen, transportiert deren Abfälle ab, lagert und verwertet diese. Während der Haushaltsmüll weiter auf die Deponie des Zweckverbands im Saugrund gefahren wird, wird das Lager für die Gewerbe- und Industrieabfälle künftig vom Sachsenplatz an die Zöllmener Straße ziehen. Bei dem Müll handelt es sich vor allem um Papier, Plastik, Folien und Holz. Wie am Montagabend versichert wurde, entsteht keine Sortieranlage für Gelbe-Säcke-Abfälle, keine Müllverbrennung und es werde auch nichts kompostiert. In der Regel sei der Müll geruchslos, so Rösel.

Bis zum Jahresende soll das Grundstück an der Zöllmener Straße so umgebaut sein, dass ein funktionierendes Mülllager entsteht. In der Halle, die von EHL zur Produktion von Steinen genutzt wurde, verrichtet bereits eine Müllpresse ihren Dienst. Neben der Halle entstehen mit massiven Betonelementen, die aussehen wie riesige Lego-Steine, verschiedene Boxen. Hier kann der Müll gelagert werden. Am Eingang entstehen eine Waage für die Müllautos und ein Wertstoffhof. Dieser kann auch von Privatpersonen zur Müllentsorgung genutzt werden, allerdings nicht kostenlos. Die Grundstücksseite, die an Wurgwitz grenzt, soll eine Steinmauer mit Fangzaun bekommen. Damit wird verhindert, dass Müll wegen der teils heftigen Winde dort oben nach Wurgwitz hinuntergeweht wird.

Der Lkw-Verkehr wird ausschließlich über die Kesselsdorfer und Zöllmener Straße geleitet. Die Müllautos würden damit nicht durch das Dorf fahren. Die Lärmbelästigung werde sich deshalb in Grenzen halten, so Rösel. Gearbeitet werden soll auf dem Gelände in der Regel von montags bis freitags von 6 bis 19 Uhr.

Bis auf Weiteres will Becker neben dem neuen Standort in Wurgwitz auch den alten Standort am Sachsenplatz weiter betreiben. Neben dem Mülllager befinden sich dort noch ein Verwaltungsgebäude, eine Werkstatt und eine Waschanlage. Diese und auch Teile des Mülllagers sollen so lange genutzt werden, bis das Grundstück, das den Umweltdiensten gehört, verkauft ist und ein Plan für die Bebauung der Fläche besteht. Rösel schätzt, dass das frühestens in vier bis fünf Jahren der Fall ist. Anschließend würde Becker in einer zweiten Ausbaustufe ein neues Verwaltungsgebäude, eine Tankstelle und eine Waschanlage an der Zöllmener Straße errichten.

Zu den Baukosten will sich Rösel nicht äußern. Man könne von einem Millionenbetrag ausgehen. „Und eine Million wird sicher nicht ausreichen.“ Kommentar