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Die Angst der Frauen

Die junge Elisabeth entkam mehrmals einer Vergewaltigung durch Sowjetsoldaten: Sie schrieb schockierende Erinnerungen auf.

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© Brühl

Eigentlich wussten wir es längst, dass wir den Krieg verloren hatten. Aber wir klammerten uns an jeden Strohhalm der Hoffnung, dass doch noch eine Wende kommen könnte und wir vom Einmarsch der Russen in unser Land verschont blieben. Zuviel Gräueltaten hatten wir gehört, dass wir vor Angst gar nicht wagten, über unser Schicksal nachzudenken ... Täglich zogen jetzt Gefangenentransporte durch unsere Straße. Schlürfend mit gesenktem Kopf zogen die Männer am Haus vorbei. Mongolen, Tataren, Gesichter, wie ich sie nie gesehen hatte ... Wir waren jetzt doch manchmal recht mutlos. Da bekamen wir auch noch von der Stadt Handzettel verteilt mit ungefähr diesem Inhalt: „Wenn die Glocken läuten, alle sofort in den Wald gehen, Proviant und Decken mitnehmen und abwarten, bis die russischen Verbände durchziehen, erst dann zurück.“ Was rasten einem da für Gedanken durch den Kopf. Was kann man für die Kinder tun? Wie weit ist der Weg, wie schnell erreicht man den Wald?. Am 21. April läuteten nach dem Mittagessen die Glocken laut und beängstigend. Das saß einem doch die Angst im Nacken. Alles lag bereit, noch schnell ein paar Esswaren einpacken, Getränke, warm anziehen, das Kind in den Kinderwagen und los. Aus allen Häusern kamen die Menschen, strömten durch die Straßen, alle eilig in Richtung Wald und möglichst weit hinein ... Zum Glück wurde von Mund zu Mund verbreitet, die Russen sind weitergezogen, wir können zurück. Die Russen hatten in Ortrand nur Rast gemacht und sind ohne viel Zeit zu haben zum Plündern weitergezogen. Bei manchen Leuten sah es schlimm aus im Haus, bei uns war nicht viel passiert ... Wir wachten morgens auf durch laute Männerstimmen - Russen waren da. Ich zog die Kinder an und wir verhielten uns ganz still. Aber dann wurde es doch G. unheimlich und sie fing an zu weinen. Jetzt wurde gewaltig an die Tür gebummert, aber ich hatte Angst aufzumachen. Mein Schwiegervater rief draußen „mach auf, es hat keinen Zweck mehr“ und so machte ich auf und drängte gleich mit den Kindern nach draußen und die Russen genauso schnell nach drinnen.

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