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Die Altstadt wird zur großen Galerie

Zum Tag der Kunst zeigen mehr als 50 Künstler ihre Bilder und Skulpturen in Pirna. Zudem lesen Dichter aus ihren Werken.

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© Thomas Morgenroth

Von Thomas Morgenroth

Pirna. Lion Viktor mag es grell, mystisch und provokant. In seinem Atelier in der Schmiedestraße in Pirnas Altstadt malt der aus Berlin stammende Künstler große Bilder voller Dämonen, gefallener Engel und anderer seltsamer Wesen. Viktor bedient sich für seine im Detail mitunter brutal wirkenden comicartigen Szenen in der antiken Sagenwelt genauso wie im Voodoo-Glauben oder bei den Maya, Azteken oder Hindu. Der 31-Jährige thematisiert in seinen symbolträchtigen Gemälden, die bis zu vier Meter hoch sind, die Abgründe der Menschheitsgeschichte, Emotionen wie Hass und Trauer, aber auch Liebe und Freude als Zeichen des ewigen Lebens.

Viktors Vergangenheit als Street-Art-Künstler findet sich in seinen Figuren wieder, denen er kräftige Konturen gibt, ein Stilmittel, das seine Arbeiten einzigartig in der aktuellen Kunstlandschaft Sachsens macht. Zu der gehört Viktor erst seit zwei Jahren. Er kam der Liebe wegen nach Pirna, seine Freundin Annett Riedel betreibt neben seinem Atelier ihren Frisiersalon „Haarwurzel.“ Viktors Bilder sind bislang nur ein Geheimtipp: In einer Galerie sind sie bisher nicht zu besichtigen, auch mit einer großen Ausstellung will er noch warten. Am ersten Juli-Wochenende aber gibt der Künstler in seinem Atelier erstmals einen Einblick in sein Schaffen.

Riesige Straßengalerie

Der junge Mann beteiligt sich am Tag der Kunst, einem von dem chilenischen Künstler Hernando León begründeten Projekt, das längst nicht mehr nur auf einen Tag beschränkt ist. Am 2. und 3. Juli verwandelt sich die Pirnaer Altstadt in eine große Galerie. Sowohl an etablierten Orten wie den Sonnensteiner Bastionen, dem Stadtmuseum und dem Rathaus, als auch in leerstehenden Geschäften werden Grafiken, Gemälde, Fotografien, Objekte und Skulpturen gezeigt, laden mehr als 50 Künstler zu Begegnungen ein. Ein Höhepunkt dürfte erneut die sachsenweit einmalige Straßengalerie in der Schmiedestraße werden, mit Bildern von 24 Malern aus der Region.

Stärker als bisher spielt die Literatur eine Rolle. Lesungen, unter anderem mit bekannten Dichtern wie Thomas Rosenlöcher und Wolfgang Dietrich, sollen die Ausstellungen beleben. Am Uniwerk gibt es sogar eine „Poetische Bühne“, auf der unter anderem Fritz Rösler lesen wird.

Als Einstimmung auf das Wochenende gibt es eine Schaufenstergalerie in 47 Geschäften der Innenstadt, auch das ist eine Pirnaer Spezialität. Dort sind Bilder von Profis und Laien ausgestellt, viele sind Mitglieder im Kunstverein Sächsische Schweiz, dem Träger des Tages der Kunst, der in diesem Jahr unter dem Motto „simultan“ steht. „Weil so viel gleichzeitig passiert“, sagt Vereinsvorsitzende Brigitta M. Arnold aus Dohna. Sie konnte sich bei den Vorbereitungen auf ein Dutzend Mitstreiter verlassen, allen voran Doris Schubert und Dirk Großer aus Stadt Wehlen.

Großer zeigt im Rathaus seinen Film „Wohin ich gehe“, für den er Asylbewerber interviewte, und im Friedrich-Schiller-Gymnasium sein Projekt „Into the Wild“, an dem mehrere Künstler beteiligt sind. Unter anderem Lion Viktor mit einem seiner großen magischen Bilder.

Tag der Kunst, 2. und 3. Juli; Sonnabend 11 bis 19 Uhr, Sonntag 11 bis 18 Uhr; Eröffnung am 2. Juli, 10.30 Uhr, im Stadtmuseum Pirna.

Das ganze Programm gibt’s hier: