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Die Ägypter kommen

Für den Wandertag in Sebnitz steigen beim Fasching selbst Mumien aus der Gruft. Babys hingegen suchen das Weite.

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© Dirk Zschiedrich

Von Dirk Schulze

Sebnitz. Die Große Kreisstadt Sebnitz und ihre Großereignisse haben eine große Anziehungskraft. Der Glanz der Seidenblumestadt, er erstrahlt bis übers Mittelmeer und über Jahrtausende hinweg, über das Römische Reich bis ins alte Ägypten der Pharaonen und Königinnen. Sie alle machen sich auf den Weg, um im Juni beim Deutschen Wandertag in der Sächsischen Schweiz dabei zu sein. Selbst die Mumien haben den Ruf der Wandertagsbotschafter vernommen, sind aus ihren Grabkammern entstiegen und tapsen leicht benommen über die Wanderwege im Nationalpark – falls sie nicht über die tiefen Spurrillen der Forstfahrzeuge stolpern. Gleich mehrere Bilder beim großen Faschingsumzug des Buchbergvereins am Dienstagnachmittag durch die Sebnitzer Innenstadt begeben sich auf eine Zeitreise in die Antike. Vorneweg marschierten die Sachsenländer Blasmusikanten gewandet in Helme und Umhänge römischer Legionäre. Auf dem Dach ihrer Kutsche brodelte ein Kessel gallischen Zaubertranks, nur in der angebauten Bar standen größtenteils neuzeitliche Radeberger-Pfandflaschen.

Der Fasching in Sebnitz

In Blau-Weiß tanzte die Funkengarde des Faschingsvereins Buchberg über den Asphalt.
In Blau-Weiß tanzte die Funkengarde des Faschingsvereins Buchberg über den Asphalt.
Vor dem Rathaus gab der Elferrat den am 11. 11. in Empfang genommenen Schlüssel und die Amtskette zurück. Zum Ausgleich gab es für jeden einen Schnaps. Die Narren dankten es mit mehreren „Samnz ohja!“
Vor dem Rathaus gab der Elferrat den am 11. 11. in Empfang genommenen Schlüssel und die Amtskette zurück. Zum Ausgleich gab es für jeden einen Schnaps. Die Narren dankten es mit mehreren „Samnz ohja!“
Die Babys sind sauer: Ihre Geburtenstation wurde geschlossen.
Die Babys sind sauer: Ihre Geburtenstation wurde geschlossen.
Gevatter Tod schlich mit seinem schwarzen Umhang um den Markt.
Gevatter Tod schlich mit seinem schwarzen Umhang um den Markt.

Doch wie bereits erwähnt, der Ruf der kommenden Ereignisse hallt bis ins Land der Pharaonen. Die scharten sich mit ihrem Gefolge um einen eigenen Wagen inklusive Kamel. „Ob Ramses, ob Kleopatra, zum Wandertag sind alle da!“, stand darauf geschrieben. Gleich hinterher rollte eine ganze Pyramide gefolgt von auferstandenen Mumien. Deren Motto: „In Sebnitz ist bald Wandertach, da werden die alten Ägypter wach.“

Aber während die einen kommen, wandern die anderen aus. Die Babys fühlen sich in Sebnitz nicht mehr zu Hause und machen sich auf den Weg. Die Schließung der Geburtenstation an der Sebnitzer Klinik ist bei drei Umzugswagen Thema. Der Kreißsaal des Krankenhauses rollt gefolgt von einem großen, belebten Kinderbett und einem riesigen Bobbycar aus der Stadt. Die Macher befürchten sogar ganz drastische Folgen: Die Babystation müsse wieder her, sonst gebe es keinen Geschlechtsverkehr.

Von ganz anderen Sorgen werden die Fußballfans im Vorfeld der diesjährigen Europameisterschaft geplagt. Der Fußball ist rund wie die Welt, und Profis verdienen damit einen Haufen Geld. Das brauche man allerdings auch, um das Training in der Soccerarena des Solivitals zu bezahlen. Die Ulbersdorfer hingegen haben den antirassistischen Fußballcup noch nicht verwunden. In Anlehnung an einen T-Shirt-Spruch steht auf ihrem Wagen: „Wir lieben Deutschland und hassen Sport.“