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Die Abrissbirne ist bestellt

Im oberen Osterzgebirge fallen zwei ehemalige Ferienhäuser. Doch die Liste mit Ruinen ist noch lang.

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© Egbert Kamprath

Von Mandy Schaks

Osterzgebirge. Zuletzt war das ehemalige Armee-Heim in Waldbärenburg gerade noch gut genug für die Polizei – als Kulisse. Im April rückten hier Spezialkräfte in voller Montur an und stürmten die Bude. Hier fanden sie ideale Bedingungen, um den Ernstfall zu trainieren, und sie mussten dabei gar nicht zimperlich vorgehen. Denn nach dem Einsatzzug der Polizeidirektion Dresden kommt nur noch das Abriss-Kommando.

Die Ruine diente zuletzt als Übungsplatz für die Polizei.
Die Ruine diente zuletzt als Übungsplatz für die Polizei. © Egbert Kamprath
Für die Chronik: das ehemalige Ferienheim der NVA in Waldbärenburg.
Für die Chronik: das ehemalige Ferienheim der NVA in Waldbärenburg. © Egbert Kamprath

Die Gebäude stehen seit Langem leer. Zu DDR-Zeiten hatte die Nationale Volksarmee (NVA) die Immobilie übernommen und diese als Erholungsheim genutzt. Nach der Wende ging der Komplex an die Bundeswehr über. Die hatte dafür keine Verwendung mehr. Später gab es Restitutionsansprüche. So ging es hin und her, und darüber verging die Zeit. Doch eine neue Perspektive für das Haus wollte sich einfach nicht finden lassen. Es war dem Verfall preisgegeben. Die Stadt Altenberg konnte dann das Objekt übernehmen – um den Schandfleck endlich beseitigen zu können. Genau wie beim Sachsenhof in Bärenfels.

Niemand hätte es wohl vor 25 Jahren für möglich gehalten, dass das einst renommierteste Gästehaus am Platz binnen kurzer Zeit zu einer Ruine verkommt. Es war um 1900 als Kurhotel Kaiserhof gebaut worden und zu DDR-Zeiten eine der größten Ferienheime des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes in der Region, das als Max-Niklas-Heim firmierte. Doch schon kurz nach der Wende, 1992, gingen hier für immer die Lichter aus. Wiederbelebungsversuche gab es genug. Doch keiner der Investoren konnte seine Pläne umsetzen, die vom Hotel mit Tagungsräumen bis zu einer Begegnungsstätte und Pflegeeinrichtung reichten. Inzwischen fing das Gebäude schon an, zusammenzustürzen. Glück im Unglück: Die Stadt konnte sich mit den Eigentümern einigen und auch diese Ruine übernehmen, sodass sie nun Herr des Verfahrens ist und auch diesen Schandfleck am Ortseingang von Bärenfels aus der Welt schaffen kann.

Fördergeld fließt

Möglich ist das auch, weil die Stadt für den Abriss beider Ruinen Fördermittel bekommt – insgesamt fast eine halbe Million Euro. Zu Jahresbeginn hatte der Stadtrat die Planungen dafür vergeben, zur jüngsten Sitzung wurden die Bauarbeiten auf den Weg gebracht. Bürgermeister Thomas Kirsten (Freie Wähler) freut’s, weil solche Buden kein Aushängeschild für eine Tourismusregion sind, obgleich die Orte damit auch viele schöne Erinnerungen verbinden. Doch diese Kapitel sind abgeschlossen, wenn sich keine neuen Investoren und damit Nachnutzungen finden.

„Wir haben mit dem Rückbau solcher Gebäude in den vergangenen Jahren schon einiges geschafft“, sagte Kirsten. So wurde in Altenberg das ehemalige Gymnasium abgerissen, das Maschinenhaus vom früheren Zinnerz-Betrieb im Europark, zuletzt im vergangenen Jahr in Schellerhau der Gebirgshof und das Kasino. Doch die Liste ist noch lang. Altenberg kommt aber nur weiter, wenn die Eigentümer selbst tätig werden oder sie sich mit der Stadt einigen, betont Kirsten immer wieder. Denn Anrainer werden inzwischen ungeduldig, wenn in ihrer Nachbarschaft Immobilien vor sich hin dümpeln und zur Gefahr werden.

Möglicherweise könnte jetzt Bewegung in die ehemalige Hirschkopfbaude im Altenberger Ortsteil Hirschsprung kommen. Der Stadtverwaltung ist es gelungen, in Kontakt mit dem Eigentümer zu treten. Das soll ein Holländer sein, den Altenberg erst einmal ausfindig machen musste. „Es gibt jetzt eine Reaktion vom Eigentümer“, informierte Kirsten die Stadträte. Nun wird sich zeigen, ob Altenberg sich mit ihm handelseinig wird. Not tut es. Seit Jahrzehnten steht das Gebäude leer und bricht allmählich zusammen. Die Stadt musste schon eingreifen. „Jetzt gibt es Licht am Horizont“, so Kirsten, aber nicht zum Grenzsteinhof in Zinnwald und zum ehemaligen Ferienheim Waggonbau in Kipsdorf. Die Lage wird nicht einfacher, weil Kirsten zufolge Abrisse von nichtkommunalem Eigentum zurzeit nicht mehr gefördert werden.