Merken

Dicke Luft im Braunen Hirsch

Karl Marx und Friedrich Engels kämpfen in Görlitz

Teilen
Folgen
© Nikolai Schmidt/nikolaischmidt.de

Von Daniela Pfeiffer

Görlitz. Hustenreiz. Die dicke Luft im Braunen Hirsch reizt die Atemwege. Es riecht nach Zigarre. „Marx hat ständig Zigarre geraucht“, sagt Benny Drechsel von der Rohfilm Produktionsfirma Leipzig. Er ist Produzent von „Der junge Karl Marx“, der seit Donnerstag in Görlitz gedreht wird.

Hauptdarsteller in der deutsch-belgisch-französischen Koproduktion sind Stefan Konarske, Marie Meinzenbach, August Diehl, Hannah Steele und Vicky Krieps (Foto links, von links nach rechts). Das Foto entstand in Belgien, wo die 80-köpfige Filmcrew zuerst S
Hauptdarsteller in der deutsch-belgisch-französischen Koproduktion sind Stefan Konarske, Marie Meinzenbach, August Diehl, Hannah Steele und Vicky Krieps (Foto links, von links nach rechts). Das Foto entstand in Belgien, wo die 80-köpfige Filmcrew zuerst S © Rohfilm
Produzent Benny Drechsel reist die meiste Zeit mit dem Team. Er steht im schon vorbereiteten Raum für die Szene in London.
Produzent Benny Drechsel reist die meiste Zeit mit dem Team. Er steht im schon vorbereiteten Raum für die Szene in London. © Nikolai Schmidt/nikolaischmidt.de
So soll Manchester um 1844 ausgesehen haben.
So soll Manchester um 1844 ausgesehen haben. © Nikolai Schmidt/nikolaischmidt.de

Am Freitag sollte im Braunen Hirsch, jenen riesigen, leer stehenden Gebäude am Görlitzer Untermarkt eine große Szene gedreht werden. Um die 100 Menschen waren daran beteiligt – ein Teil der Hauptdarsteller, etliche Komparsen. Karl Marx und Friedrich Engels sprechen auf einer Arbeiterversammlung in Paris. Großen Beifall ernten sie für ihre Reden.

Danach kurze Pause. Maskenbildner, Kameraleute, Komparsen, alle laufen umher. Wer nicht direkt in der Szene mitwirkt, ist dick angezogen. Denn es ist hundekalt im Braunen Hirsch. Stimmengewirr von Deutsch, Französisch und Englisch klingt durch die Räume. In diesen Sprachen wird der Kinofilm auch gedreht. Genauso international ist der Braune Hirsch im Moment: Oben Paris, unten London und Manchester. Mit Paris hat Görliwood schon seine Erfahrungen. Für „In 80 Tagen um die Welt“ wurde die Stadt 2003 schon einmal zur französischen Metrolpole. London und Manchester – das ist mal was Neues. Aber der Braune Hirsch ist riesig, er gibt gleich mehrere Sets her. So wurde unten ein Innenhof zur Gosse. Friedrich Engels läuft hier seiner späteren Frau Marie hinterher. Im Film wird eine Szene vorangehen, die eine Auseinandersetzung mit Arbeitern in der Fabrik von Engels Vater darstellt. Marx und Engels kämpften gegen die Ausbeutung der Arbeiter – sie tun sich als junge Männer zusammen, um etwas zu verändern. „Wir zeigen den persönlichen Hintergrund der Beiden im Film schon sehr genau“, sagt Benny Drechsel.

Die Hauptdarsteller August Diehl (Marx) und Stefan Konarske (Engels) haben inzwischen Pause – und rauchen draußen eine. Passanten gehen vorbei, staunen über die Aufbauten vor dem Gebäude, vielleicht auch über die historisch gekleideten Herren. Zu erkennen ist vor allem August Diehl als Marx auf den ersten Blick kaum.

Drinnen muss er wieder große Reden schwingen, die Komparsen machen ihre Sache gut, indem sie ihm zujubeln. Produzent Drechsel ist begeistert über die tollen Gesichter, die man dafür gefunden hat. Beim Casting, das es Mitte September dafür in Görlitz gab, hatte man gezielt nach gelebten, markanten Gesichtern gesucht, nach rothaarigen Männern und Frauen. Die Filmleute sind fündig geworden. Auch wenn damals nicht annähernd die 500 Gesuchten kamen – inzwischen sind es 500. Und alle aus der Region, so der Produzent. Damit ist Görlitz die Stadt, die in dem Film die meisten Komparsen stellt. Ohnehin wird hier am längsten gedreht, nämlich knapp zwei Wochen. Gerade ist die etwa 80-köpfige Crew aus Bocholt gekommen, wo sie fünf Tage lang Fabrikszenen gedreht hat. Dafür war sie einige Tage in Belgien. Der Kinofilm wird immerhin eine deutsch-belgisch-französische Koproduktion. In Görlitz soll die Kondensatorenfabrik ein weiterer Drehort sein, wahrscheinlich auch die Hilgerstraße. In den nächsten Tagen werden Marx und Engels aber zunächst eine Etage tiefer ziehen – nach London, wo es 1847 ein Treffen der wichtigsten Vertreter der sozialistischen Bewegung gibt, zu dem Marx und Engels wollen und an deren Spitze sie sich schließlich wählen lassen.

Benny Drechsel ist von der Stadt als Drehort immer begeistert. „Lore“ hat er hier 2011 produziert. „Wir finden hier innerhalb von einem Tag tolle Drehorte und werden von der Stadt super unterstützt. Wir merken, dass wir willkommen sind.“