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Diakonie sorgt sich um Neubau

In Biesnitz soll ein neuer Kindergarten entstehen. Doch das Rathaus lehnt die Pläne ab.

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© Pawel Sosnowski/80studio.net

Von Sebastian Beutler

Görlitz. Immer vor Weihnachten zieht Johannes Johne Bilanz. Der Vorstand der Stiftung Görlitz-Hoyerswerda verschickt sie an die Freunde seiner Einrichtungen. Erst vergangene Woche war es wieder so weit. Darin äußerte Johne auch seine Vorfreude, dass der Neubau einer Kindertagesstätte in Biesnitz auf gutem Wege sei.

Am Dienstag dieser Woche aber war die gute Laune bei ihm und seiner Vorstandskollegin Mandy Köhler verflogen. Da erfuhren sie von der SZ, dass die Verwaltung dem Stadtrat für dessen Sitzung an diesem Donnerstag empfiehlt, das Projekt in seiner derzeitigen Form abzulehnen und Oberbürgermeister Siegfried Deinege mit weiteren Verhandlungen über das Vorhaben mit der Stiftung zu beauftragen. Aus dem Görlitzer Rathaus waren die beiden Vorstände der Diakonie-Stiftung nicht über die unerfreuliche Entwicklung informiert worden. Auf die Gründe, warum das Rathaus dieses Projekt ablehnt, kann sich Mandy Köhler auch gar keinen Reim machen. Bei ihren Gesprächen mit Oberbürgermeister Siegfried Deinege sei das Projekt stattdessen begrüßt worden. Die 100 Plätze in der neuen Kita stehen sogar im Bedarfsplan der Stadt. Denn die Diakonie will damit gleich mehrere Probleme beheben. Der Ersatzbau soll die Kinder aus den Kindertagesstätten „Salem“ und Schönberger Straße in Biesnitz aufnehmen. In beiden Einrichtungen zusammen gibt es bislang 85 Plätze. Die neue Kita soll 100 haben, also 15 mehr als bislang. Zugleich sollen Kinder mit und ohne Handicap hier betreut werden. Die Diakonie will damit die Tradition der Salem-Kita fortführen, die als heilpädagogische Tagesstätte betrieben wird.

Dafür aber benötigen die Erzieher Platz. Die beiden bestehenden Einrichtungen stoßen dagegen an räumliche Grenzen, auch das Landesjugendamt hätte seine Bedenken bereits geäußert, auf weitergehende Schritte aber verzichtet. Denn es soll ja ab nächstem Jahr für 1,5 Millionen Euro gebaut werden. Doch das wäre infrage gestellt, wenn die Stadträte heute dem Vorschlag der Verwaltung folgen. Wie Bürgermeister Michael Wieler gegenüber der SZ erklärt, seien die bestehenden Einrichtungen noch nicht so verschlissen, dass sie nicht weiterbetrieben werden könnten. Zudem braucht die Stadt Ersatz für 90 wegfallende Plätze in der Kita Arndtstraße im kommenden Jahr – hier gibt das Landesjugendamt keine Sondergenehmigung mehr. So nennt die Vorlage zwei Hauptgründe für die Ablehnung: zu wenige zusätzliche Plätze und zu hohe Kosten für die Stadt.

Mandy Köhler kann diese Gründe kaum glauben, denn zusammen mit anderen Trägern hatte die Diakonie der Stadt auch Vorschläge für die Kompensation der Plätze in der Arndtstraße unterbreitet. Groß ist nun die Verärgerung über das Rathaus. Genauso groß aber auch die Hoffnung, dass die Räte heute die Entscheidung vertagen, um in Gesprächen das Vorhaben noch zu retten.