Merken

Deutschlands ruppigste Diva

Ben Becker hat den Ruf, ein unbequemer und auch mal unbeherrschter Star zu sein.

Teilen
Folgen
© picture alliance / dpa

Von Peter Claus, Berlin

Eine Zeit lang machte Ben Becker mit seinem ausschweifenden Lebensstil jenseits der Bühne mehr Schlagzeilen als mit seiner Schauspielkunst. Seiner Beliebtheit beim Publikum tat das keinen Abbruch, auch nicht seinem Können. Ohne Zweifel gehört der Sohn der Schauspielerin Monika Hansen und des Schauspielers Rolf Becker, der aber wesentlich von seinem 2013 gestorbenen Stiefvater Otto Sander geprägt wurde, zu den aufregendsten deutschsprachigen Schauspielern seiner Generation. Heute wird er 50 Jahre alt.

Ob in seinen bisher größten Kinoerfolgen „Schlafes Bruder“ (1995) oder „Comedian Harmonists“ (1997) oder in Theater-Hits wie „Bash: Stücke der letzten Tage“ (2001 an den Hamburger Kammerspielen) oder von 2009 bis 2012 bei den Salzburger Festspielen als Tod im „Jedermann“: Beckers große Rollengestaltungen sind für alle, die ihn gesehen haben, unvergesslich. Denn der 1964 in Bremen geborene Schauspieler bringt jedes Mal auch ein Stück eigener Härte und eigener Verletzlichkeit in seine Figuren ein.

Härte und Verletzlichkeit haben ihn, nach eigenem Bekunden laut seinem Erinnerungsbuch „Na und, ich tanze“ (2011), von klein auf geprägt. Zu seinen schönsten frühen Erfahrungen zählen offenkundig Arbeiten als Kinder-Sprecher für Hörspiele. Bis heute ist denn auch die überaus wandelbare Stimme sein Markenzeichen. Dabei hat er hörbar von der Freundschaft zu seinem für eine außerordentliche Sprechkultur berühmten Stiefvater Otto Sander profitiert.

Negativschlagzeilen bekam Ben Becker erst im Juni, als er als Ansager beim Comeback-Konzert der umstrittenen Band Böhse Onkelz am Hockenheimring auftrat. Seine bisher wohl bedeutendste Arbeit hat Ben Becker schon vor knapp zwei Jahrzehnten gezeigt. Er schrieb und inszenierte 1995 mit sich und seiner Schwester Meret Becker (45) das Theaterstück „Sid & Nancy“. Das erzählt das tragische Ende von Sid Vicious, dem 1979 mit 21 Jahren durch Suizid gestorbenen Bassisten der Punk-Rock-Band Sex Pistols. Viele haben Beckers intensive Interpretation des Sid als Selbstporträt verstanden – öffentlich gern laut, vulgär und rüpelhaft, privat sensibel, ruhig, intelligent, zurückhaltend, freundlich und humorvoll. Wer Ben Becker schon einmal persönlich begegnet ist, weiß, dass dies tatsächlich auch auf ihn zutrifft. (dpa)