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Deutschlands kleinstes Eiermuseum

Die Malerin und Grafikerin Monika Schiffel-Moosdorf hat die Schau eingerichtet – in einem Pavillon am Schloss Borthen.

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© Marko Förster

Von Peter Salzmann

Liebevoll und stolz präsentiert Monika Schiffel-Moosdorf ein Straußenei, das seinen Platz vor einem historischen Spiegel hat. Die 75-jährige Grafikerin und Malerin hat mit filigraner Meisterschaft einen Schäfer samt Herde bildkünstlerisch auf der Schale verewigt. Nicht minder gekonnt sind ihre Märchenmotive nach den Brüdern Grimm.

Meistens bedient sich die Künstlerin, die den Lithographen-Beruf erlernt und bei Prof. Hans-Theo Richter an der Dresdner Hochschule für bildende Künste studiert hat, der Hühner-, Gänse- und Straußeneier. Der Hit aber dürfte ihre Malerei auf einem Wellensittich- und Weinbergschnecken-Ei sein. „Nur vier bis fünf Millimeter Durchmesser erfordern einen feinsten Marderhaarpinsel, weil sonst die Mikromalerei nicht möglich wäre“, erklärt sie.

Figuren statt Muster

Ihre Ideen verwirklicht sie ohne Skizze. Die Natur liefert die Motive. Verschmitzt verweist Monika auf ein gedrechseltes
Holzei, das dank seiner Größe viel Platz für gut lesbare Schrift bietet. „Zwei Dinge sind unendlich – das Universum und die menschliche Dummheit“, zitiert sie Albert Einstein, den sie mit herausgestreckter Zunge porträtiert hat. In beleuchteten Vitrinen, auf alten Möbeln und schmucklosen Regalen sind die Meisterwerke postiert. Das kleinste Eiermuseum Deutschlands bietet auch eine Sammlung mit seltenen Exponaten aus Ungarn, Russland, der Türkei, Ägypten, den USA und Hawaii. Monika Schiffel-Moosdorfs Eiermalerei kann vielfältiger kaum sein. Der legendäre Berliner Eisbär Knut, der exzentrische Modezar Mooshammer sind bei ihr ebenso zu Ehren gekommen, wie nackte Frauen. Selbstverständlich auch die Burgstädteler Linde, die schon ihr Vater Gerhard Schiffel in verschiedenen Maltechniken auf Karton gebracht hat. „Schließlich habe ich meine Kindheit rund um diesen Baum verbracht.“ Ihre Eiermalerei unterscheidet sich von der Lausitzer ganz wesentlich. „Die Lausitzer bevorzugen Muster aller Art, während ich mich für das Figürliche entschieden habe“, sagt sie. Und genau das hat ihr viele Bewunderer eingebracht. Ausstellungen im Schloss Reinbek bei Hamburg, in Dohna – ihrem Geburtsort –, in Dippoldiswalde und Kreischa, im Palitzsch-Museum Dresden-Prohlis und in Borthen zum Blütenfest haben die Besucher entzückt. Leihgaben im Heimatmuseum Maxen und gemeinsame Expositionen mit Eiermalerei von Lutz Graf zu Dohna oder mit der Grafikerin Rosemarie Hückstädt – einer Studienfreundin aus Frankfurt/Main – gehören zu ihrer Erfolgsgeschichte. Dass die Eiermalerei auch von Kindern gern praktiziert wird, konnte Monika Schiffel-Moosdorf im Volkskunstmuseum Dresden und auf Schloss Weesenstein erleben: „Die Mädchen und Jungen waren begeistert bei der Sache.“

Wer zur Osterzeit den Pavillon – erbaut 1786 – im Borthener Schlosspark besucht, um dem Eiermuseum seine Aufwartung zu machen (nach Vereinbarung), kann die dicht behangenen Eierbäumchen bewundern. Die Sprüche – mit gekonntem Pinselstrich auf die Schalen gebracht, verraten Lebensweisheiten und österliches Brauchtum. Zu lesen: „Gute Tiere, spricht der Weise, musst du züchten, musst du kaufen; doch die Ratten und die Mäuse kommen ganz von selbst gelaufen.“ Auch das: „Osterhas, komm schnell herbei, ich sag dir was: Lauf doch nicht so schnell vorbei, schenk mir doch ein Osterei.“

Kontakt Monika Schiffel-Moosdorf: 0351 - 2510348