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„Deutsche tanken immer voll“

Fast 40 Tankstellen stehen gleich hinter der tschechischen Grenze. Nur aus einem Grund.

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© Dirk Zschiedrich

Von Petra Laurin

Sebnitz/Bad Schandau. Die Zahl freut Vaclav Kopacek: über 150 Autos an einem einzigen Sonnabendnachmittag. Er ist Mitarbeiter der Pap-Oil-Tankstelle in Rozany bei Schluckenau in Tschechien. „Das ist mein Rekord“, sagt Kopacek. Die meisten seiner Kunden sind Deutsche, von jenseits der Grenze. Etwa 90 Prozent seines Umsatzes macht er mit deutschen Fahrern. In Dolni Poustevna dürfte es noch mehr sein. „Zu uns kommen eigentlich nur Deutsche“, sagt Kristina Hamakova, die an der ersten Tankstelle hinter der Grenze arbeitet. „Vielleicht drei oder vier tschechische Kunden am Tag.“ Die Kunden kommen aus dem benachbarten Sebnitz, aus Bischofswerda, Bautzen, Kamenz, aber auch von weiter her aus Dresden oder gar Berlin – meist Abgewanderte auf Heimatbesuch, die vor der Rückfahrt noch einmal günstig tanken wollen.

Vier Zapfstellen hat die Tankstelle bei Kopacek. Benzin ist für etwa 1,20 Euro pro Liter zu haben. Diesel kostet reichlich einen Euro. „Deutsche tanken immer voll und nehmen noch einen Kanister voll Kraftstoff mit“, erzählt Tankwart Kopacek. Bei jedem Tanken sparen sie so rund sechs Euro. Gefragt seien auch Zigaretten, gleich stangenweise. Viel mehr bietet die kleine Tankstelle an der Grenze auch gar nicht.

Nur ein paar Meter weiter stehen gleich drei weitere Tankstellen. Jeden Tag sei der Umsatz anders, aber man wolle sich nicht beklagen, sagt die Frau vom Service. Vieles hänge vom Wetter ab. Hier in Vilemov machen die Deutschen etwa zwei Drittel der Kundschaft aus. Tankwart Robert Mensa bestätigt, dass viele Kunden die Fahrt zur Tankstelle gleich mit einem Einkauf oder dem Mittagessen verbinden.

Fast 53 Tankstellen bieten ihre Dienste an der deutsch-tschechischen Grenze rings um Hradek nad Nisou (Grottau), den Schluckenauer Zipfel bis nach Decin (Tetschen) an, sieben davon nahe dem Grenzübergang Sebnitz/Dolni Poustevna und zehn nach dem Grenzübergang Schmilka in Hrensko, Decin und Ceska Kamenice. „Für die Einheimischen aus der Gegend würden weniger Tankstellen genügen“, meint Ivan Indracek, Vorstandsvorsitzender der tschechischen Union unabhängiger Erdölverwerter. Für das Überangebot der Tankstellen im tschechischen Grenzgebiet macht er die unterschiedlich hohe Verbrauchersteuer in Tschechien und Deutschland verantwortlich. In Tschechien ist diese Steuer vor allem beim Benzin viel niedriger. Immerhin 150 Euro macht das auf 1 000 Liter aus. Billiger zu tanken sei für die Deutschen zudem ein Bonus zum Einkaufen auf den Märkten, beim Konditor und beim Gaststättenbesuch, ergänzt er.

Euphorie verspüren aber nur die Tankstellen ganz dicht an der Grenze. Weiter im Landesinneren seien die Preise noch günstiger. „Zu uns kommen die Deutschen aber schon nicht mehr“, bedauert Jan Bevar von der Benzina-Tankstelle in Schluckenau. Autoschlangen gebe es nur bei der Tankstelle am Kaufhaus Tesco.

Mit einem weiteren Ausbau des Tankstellennetzes rechnet Ivan Indracek nicht. Der Markt ist bereits gesättigt. Reserven gebe es nur noch für Zapfsäulen, die Flüssiggas (LPG) und Strom anbieten. Die Organisation Czech Tourist rät übrigens deutschen Kunden, beim Tanken mit Karte die Abrechnung in tschechischen Kronen (CZK) und nicht in Euro vorzunehmen. Damit könne man einen besseren Umtauschkurs erzielen, heißt es. (mit SZ/dis)