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Deutsch-Sorbische Baustellen

Auf immer mehr Wegweisern im Landkreis Bautzen stehen die Orte in beiden Sprachen – und in gleicher Größe. Aus Sicht der Domowina geht aber noch mehr.

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© Uwe Soeder

Von Miriam Schönbach

Bautzen/Kamenz. Es sind nur ein paar Zentimeter auf den Wegweisern. Vielleicht fallen sie manchen Autofahren gar nicht auf. Doch für den Vorsitzenden der Domowina, David Statnik, ist es ein großer Schritt. Auf immer mehr Schildern im Landkreis Bautzen finden sich die deutschen und die sorbischen Ortsbezeichnungen in gleicher Schriftgröße. Für Statnik ist dies ein Zeichen, dass „eine sichtbare Diskriminierung“ verschwindet und auch in Sachsen europäischer Standard einzieht. „In Wales zum Beispiel stehen auf den Wegweisern die Ortsnamen mit der gleichen Größe auf Gelb in Walisisch und auf Weiß in Englisch“, sagt er.

Jüngstes Beispiel für gleichberechtigte deutsch-sorbische Schilder ist der neue Kreisverkehr auf der Staatsstraße zwischen Bautzen und Kamenz. „Seit einem Jahr ist diese gleichgroße Schrift für neue Wegweiser vorgeschrieben“, sagt Landkreis-Sprecher Gernot Schweitzer. Für die sorbischen Buchstaben müsse der Schilderproduzent nun eine bestimmte Schriftart verwenden.

Die Kreisverwaltung schätzt, dass in ihrem Verantwortungsbereich 90 Prozent der zweisprachigen Ausschilderung mittlerweile korrekt erfolgt. Unter anderem tauschten die Straßenmeistereien im vergangenen Jahr 24 Tabellen- und Pfeilwegweiser und vier große Wegweisertafeln mit zweisprachigen Angaben aus, weil sie verschlissen waren. Auch 28 Ortseingangsschilder wurden generalüberholt.

35 Millimeter Unterschied

Allerdings bleiben auf ihnen 35 Millimeter Unterschied zwischen der deutschen und der sorbischen Beschriftung. Während die deutschen Bezeichnungen 105 Millimeter messen, fallen die sorbischen Namen mit 70 Millimeter Schriftgröße etwas kleiner aus. Begründet wird dies mit Übersichtlichkeit auf der relativ kleinen Schildfläche und der Vielzahl der Angaben – wie Ortsname, Gemeindezugehörigkeit und Kreis.

Beim Wechsel der alten Wegweiser und Ortstafeln wurde zudem darauf geachtet, dass die sorbischen Ortsbezeichnungen auch orthografisch richtig sind. „Bei kleineren Berichtigungen, zum Beispiel bei fehlenden oder falschen Sonderzeichen über den Buchstaben, wurden vorerst behelfsmäßig zugeschnittene Folien verwendet“, sagt Kreis-Sprecher Gernot Schweitzer. Im Rahmen der schrittweisen Erneuerung der Schilder sollen diese „händischen Nachbesserungen“ dann ersetzt werden.

Schilder-Baustellen gibt es für David Statnik trotzdem noch. „Per Gesetz müssten im sorbischen Siedlungsgebiet alle Wegweiser zweisprachig sein. Doch Fernziele, wie zum Beispiel Dresden, gibt es nur auf Deutsch“, sagt der Domowina-Vorsitzende. Der Gesetzgeber begründet dies mit der Lage der Orte außerhalb des sorbischen Städtedreiecks Bautzen-Kamenz-Hoyerswerda. Zudem fehle eine amtliche Namensliste in sorbischer Sprache. „Das ist eine Hausaufgabe, die wir anpacken müssen“, sagt David Statnik.

Erhöhte Unfallgefahr?

Ein weiteres Thema ist die Beschilderung an der Autobahn. Die letzte Antwort des Bundesverkehrsministeriums an die sorbischen Vertreter verwies auf eine erhöhte Unfallgefahr bei einer zweisprachigen Beschriftung. Ein Argument, das David Statnik nicht nachvollziehen kann. Eine schottische Studie belege das Gegenteil. Zweisprachige Wegweiser tragen demnach dazu bei, Unfälle zu vermeiden.

Zudem werde bei den Behörden ganz offenkundig nach unterschiedlichen Maßstäben gemessen: Warum – so fragt der Domowina-Vorsitzende – wird Prag kurz hinter Dresden mit dem tschechischen Namen Praha ausgewiesen, während Ortsbezeichnungen in Sorbisch und Deutsch auf Autobahnschildern in der Oberlausitz angeblich nicht möglich sind?