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Deshalb dauert es beim Eisstadion so lange

Das Stahlskelett der Halle in Niesky steht bereits. Aber bis das erste Spiel stattfinden kann, vergeht noch viel Zeit.

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© André Schulze

Von Sabine Ohlenbusch

Niesky. Nun ist es raus: Das erste Spiel auf Nieskyer Eis soll am 12. Oktober 2017 möglich sein. So genau haben nicht einmal die Tornados Kenntnis von den Plänen der Stadt gehabt. „Wir wussten, dass das Stadion im Herbst fertig sein soll“, teilt Elke Weinig als Sprecherin des Eissportvereins mit. Das Team habe sich darauf eingerichtet, diese Saison in Weißwasser zu beenden. „Es ist eine Herausforderung, aber wir stemmen das“, kommentiert Elke Weinig.

Denn anfangs ist die Stadt davon ausgegangen, dass der Spielort noch in diesem Jahr fertig wird. Ein Planerwechsel und der unsichere Untergrund haben die Arbeiten aber verzögert. In der letzten Zeit ist es aber sichtbar vorangegangen auf der Baustelle hinter dem Waldbad. Die geschwungenen Stahlstreben lassen erahnen, welche Form das Dach der Eishalle einmal haben wird und ihr leuchtendes Blau ist ein Hinweis auf die kommende Farbgebung.

Barbara Giesel, Leiterin der Technischen Dienste im Nieskyer Rathaus, stellt die Töne im Detail vor, die das Gebäude zieren sollen. Um das Dach wirken zu lassen, als schwebe es, werden die Seitenwände hellgrau verkleidet. Die Türen und ihre Zargen sollen ebenfalls zwischen Schiefer- und helleren Grautönen liegen. Für die Fliesen in den Umkleiden stehen Blau oder auch Grün zur Wahl. Hier geht Barbara Giesel davon aus, dass passend zum sonstigen Farbkonzept diese Bereiche auch blau gehalten sein werden.

Damit an diesem Tag der Eissport nach Niesky zurückkehren kann, ist ein eng gestrickter Zeitplan einzuhalten. Der 28. August ist der Stichtag für die Eisfläche. Ab dann soll das Abkühlen beginnen. Bis zum 13. September sollen auch die Arbeiten am Kältekeller abgeschlossen sein, teilt Sylke Seidel aus der Stadtverwaltung in der Stadtratssitzung am Montag mit. Einige Stadträte haben Bedenken, dass diese Spanne von wenigen Wochen nicht ausreichen könnte, um die Piste hart werden zu lassen.

Holger Ludwig, Geschäftsführer der Stadtwerke Niesky, geht auf diese Sorge ein. „Ich muss in jedem Fall abwarten, bis die Saison im Waldbad vorbei ist“, teilt er als Gast in der Sitzung mit. Denn ohne die Becken des Freibads kann kein Eis entstehen. Das ist schon vorher so gewesen. Beim ersten Mal werde dieser Vorgang aber etwas länger dauern als sonst, sagt Holger Ludwig.

Weil die Eissportler erst den Auszug der Schwimmer in Niesky vorbeiziehen lassen müssen, beginnen die Tornados in jedem Jahr ihr Training im August in Weißwasser. Nach Niesky geht es erst Ende Oktober oder Anfang November. Wohl deshalb sieht Elke Weinig dem Zeitplan fürs Eis verhältnismäßig entspannt entgegen.

Aber einige Stadträte sind nicht davon überzeugt, dass dieser Zeitplan einzuhalten sei. „Ich weiß nur“, wendet der stellvertretende Oberbürgermeister Frank Mrusek ein, „wenn ich zu Hause meinen Flur malere, dauert es auch immer länger.“ Auch Andreas Konschak glaubt nicht daran, dass die Eisbahn vor Ende 2017 nutzbar ist. „Der Zeitplan muss straff durchorganisiert sein, sonst geht uns die nächste Saison auch noch flöten“, betont er. Sylke Seidel verweist in diesem Punkt auf die Erfahrung der Planer, die bereits einige Referenzen in der Errichtung ähnlicher Projekte vorweisen können.

Damit spielt sie auf die Architekturfirma Schulitz und Partner aus Braunschweig an. Aus der Bauweise mit Industriebaustoffen wie Stahl hat sich der Erfolg des Büros ergeben –auch berühmte Sportstätten wie die Arena Fonte Nova für die Fußballweltmeisterschaft 2014 in Brasilien sind hier geplant worden. Auch die konkurrierenden Fußballvereine Eintracht Braunschweig und VfL Wolfsburg haben den Bau ihrer Stadien in die Hände des Büros gegeben. Außerdem zählen fünf Eissporthallen in ganz Deutschland zu den Projekten von Schulitz und Partner. Mitunter treffen sich hier die verschiedensten Sportarten: Der Lentpark in Köln zum Beispiel vereint mit den Eisflächen ein Schwimmbad mit vier Becken. Die Geschichte der einzigen Eishochbahn Deutschlands im ersten Obergeschoss des Gebäudekomplexes ähnelt ein bisschen dem Eisstadion in Niesky. Auch hier waren ursprünglich ein Freibad und eine Eisbahn aneinander gekoppelt, bevor der Lentpark 2008 neu erbaut wurde. Jetzt wird aber in Köln die Abwärme vom Kühlen der Eisbahn im Winter für ein Hallenbad genutzt.

Zu den Kostensteigerungen gibt es an diesem Abend keine Aussagen. Oberbürgermeisterin Beate Hoffmann möchte sich hierzu auf Nachfrage nicht äußern. In der Sitzung hat ihr der Stadtrat übertragen, notwendige Vergaben bis zur nächsten Sitzung Anfang Februar 2017 ohne Abstimmung treffen zu können. Außerdem gibt es im Januar einen Termin, zu dem der Freistaat sich äußern will, ob die Mehrkosten durch die Verzögerung gefördert werden. Dann müsste Niesky lediglich wie bei den vorgesehenen Summen auch ein Drittel der Mehrkosten tragen. Und dann will Beate Hoffmann Zahlen nennen.