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Der zweite Hüter des Waldes

Der Kreisjagdverband Döbeln zieht eine positive Bilanz. Wildschäden gibt es nur wenige. Ärgerlich sind aber Ruhestörer.

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© André Braun

Von Rasmus Wittrin

Naußlitz. Nicht nur Förster sind die Hüter des Waldes: Auch Jäger nehmen für das Gleichgewicht der Natur eine wichtige Stellung ein. „Wir haben die Rolle des Wolfes übernommen. Weil die natürlichen Feinde für das Reh- und Schwarzwild fehlen, muss der Mensch regulieren“, fasst Maximilian Köllner (19) die Aufgaben der Jägerschaft zusammen.

Köllner hat schon mit 15 seinen Jugendjagdschein gemacht, ab 16 durfte er in Begleitung eines erwachsenen Jägers selbst auf die Jagd gehen. „Das habe ich wahrscheinlich von meinem Vater. Er ist Revierförster, und früher bin ich oft mit ihm auf die Jagd gegangen“, erzählt der 19-Jährige. Beim Treffen der Mitglieder des Döbelner Kreisjagdverbandes unterstützt er die Jagdhornbläsergruppe Westewitz. Von ihr wird die Versammlung am Sonnabendvormittag mit mehreren Stücken eröffnet.

Jäger Mario Tröger blickt auf das vergangene Jagdjahr — Jagdjahre enden am 31. März und beginnen am 1. April — positiv zurück. „Die Abschusszahlen sind seit einigen Jahren relativ konstant und Beschwerden über Wildschäden gab es, abgesehen von einigen Regionen, kaum“, so Tröger.

Die einzigen Regionen, in denen durch Rehe, Wildschweine oder sonstiges Wild verursachte Schäden vermehrt auftraten, sind waldnahe Gebiete. „Denn für Tiere gilt genau wie beim Menschen: Ich hole mir das Essen, was am leichtesten zu holen ist. Da bieten sich Felder, die unmittelbar von einem Wald — dem Lebensraum der meisten Tiere — begrenzt sind, natürlich an.“ Vor allem Maisfelder sind betroffen, wenn Wildschweinrotten darin herumlaufen.

Während sich die Wildschäden also weitestgehend in Grenzen hielten, war ein größeres Problem menschengemacht. „Wenn Mountainbiker und Jogger im Wald unterwegs sind, ist das prinzipiell natürlich kein Problem. Nachts jedoch sollten sie den Tieren bitte ihre Ruhe lassen, da gab es letztes Jahr einige Probleme“, so Tröger. Sogar Motorcross-Fahrer seien mitten in der Nacht durch Waldgebiete gefahren. „Das verstört die Tiere und tut dem Wald nicht gut. Das muss wirklich aufhören.“

Mit solchen Problemen wird sich Maximilian Köllner wahrscheinlich demnächst näher beschäftigen müssen. Denn er studiert Forstwirtschaft in Eberswalde bei Berlin. Nach den Semesterferien startet für den aus Klosterbuch stammenden Jugendlichen das zweite von insgesamt sechs Semestern. „Wahrscheinlich möchte ich, wie mein Vater auch, Revierförster werden. Dann muss ich mich natürlich mit allen Problemen beschäftigen, die es im Wald so gibt.“

Dazu gehört auch die Verantwortung für einen gesunden Wildbestand. Dabei ist auf einiges zu achten: Kranke Tiere werden prinzipiell geschossen, und ansonsten heißt es: Jung vor alt. Das bedeutet, dass junge Tiere geschossen werden, die älteren nicht.

„Das klingt zwar hart, ist aber sehr wichtig für die Tiere. Denn würden wir die älteren schießen, könnten sich die Jungtiere nicht richtig entwickeln.“ Ihnen fehle ein ausgeprägter Orientierungssinn, das Gespür dafür, wann die Brunft einsetzt; ohne langjährige Erfahrung im Wald auch für Tiere kein Kinderspiel.

In der Region Döbeln wird Reh- und Schwarzwild am meisten geschossen, teilweise auch Muffelwild. Rotwild gibt es nicht, auch Wölfe sind noch nicht ansässig. Köllner hat aber eine klare Meinung zu ihnen: „Ich stehe der Wolfsansiedlung positiv gegenüber. Wenn der Wolf wiederkommt, übernimmt er automatisch einige Aufgaben, die seit seiner Vertreibung der Mensch erledigen musste. Außerdem ist der Wolf auch einfach ein prächtiges Tier.“

Der Vorsitzende des Kreisjagdverbandes Döbeln, Frank Konrad, blickt sehr positiv auf die Sitzung zurück, an der über 50 Jäger teilgenommen haben. „Es war eine sehr konstruktive Sitzung, wir haben viele Themen angesprochen. Für das kommende Jagdjahr wollen wir versuchen, mehr junge Jäger für unser Jagdrevier zu gewinnen, auch um Nachwuchsschwierigkeiten auszugleichen. Weiterhin wollen wir die Zusammenarbeit mit dem Töpelwinkel vertiefen, für die wir letztes Jahr eine Auszeichnung des Deutschen Jagdverbandes bekommen haben.“ Es gibt also viel zu tun für die Jägerschaft — vielleicht kann der Wolf ja helfen.