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Der Zwei-Meter-Direktor

Lange wartete Heidenaus Gymnasium auf ihn. Auch Frank Clausnitzer musste sich gedulden. Nun geht er es langsam an.

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© Norbert Millauer

Von Heike Sabel

Heidenau. Man muss zu ihm aufschauen. Doch Frank Clausnitzer will nicht, dass man es wegen seiner 2,03 Meter tut. Trotzdem kann er nicht verhindern, dass die Blicke immer auf ihn gerichtet sind. Die Heidenauer Gymnasiasten werden sich dran gewöhnen. Clausnitzer ist ihr neuer Schulleiter. Die ersten Tage war er „nur“ abgeordnet, weil das komplizierte und langwierige Verfahren noch nicht abgeschlossen war. Darauf legte er mit Nachdruck zwar wert, aber es war allen klar, er ist es, der neue Direktor. Seit er es offiziell ist, wirkt er lockerer.

Clausnitzer hatte das Pestalozzi-Gymnasium vor dem 25. Juli, seinem ersten Arbeitstag in Heidenau, noch nie betreten. Nur die Sporthalle und den Außenbereich kannte er schon. Von Basketballspielen und der Radtourenfahrt, die am Gymnasium startete.

Clausnitzer geht es ruhig an. Erst einmal hat er mit allen 60 Lehrern gesprochen. Mit jedem einzeln. Er will eine Mischung. Aus Bewährtem und Neuem, aus langjährigen Lehrern und jungen. Mit 43 Jahren ist Clausnitzer genau mittendrin – und nun dort, wo er hinwollte.

Die vergangenen vier Jahre war er stellvertretender Leiter der Lehrerausbildung in Dresden. Zuvor hatte er dort seit 2008 schon jeweils einen Tag pro Woche gearbeitet. Die anderen Tage unterrichtete er seit 2001 am Gymnasium in Sebnitz, wo er nach wie vor mit seiner Frau und vier Kindern wohnt. Zwei Kinder gehen ans Gymnasium, ein Sohn in die Grundschule, der Nachwuchs kommt nächstes Jahr in die Schule. Da macht man sich ein Umzug nicht so leicht. Clausnitzer plant ihn derzeit nicht, schließt ihn aber nicht aus.

Clausnitzer hat in Dresden das Nexö-Gymnasium absolviert, eine Spezialschule für Mathematik und Physik. Ziel war ein Studium dieser Richtungen. Doch es war ihm zu wenig. Schließlich wollte er mit Menschen zu tun haben, außerdem schreibt und liest er gern. Da war der Lehrer für Mathe, Physik und Deutsch ein guter Kompromiss. Derzeit unterrichtet er nur Grundkurs Mathematik in der elften Klasse. Trotzdem ist Clausnitzer froh, jetzt wieder an einer Schule zu arbeiten. Auch wenn der Schritt jetzt größer sei als der vor vier Jahren in die Lehrerbildung. Es war sein Ziel, mit dem er sich im vergangenen November für die Stelle des Heidenauer Gymnasiumsleiters beworben hatte.

„Hier lässt sich gut arbeiten“

Sein Vorgänger Uwe Beck wechselte mit Beginn des Schuljahres 2015/16 als Leiter an die Deutsche Schule nach Moskau. Heidenaus Gymnasium wurde dann ein Jahr kommissarisch geleitet. Dass die Neubesetzung so lange dauert, dachte niemand. Aber beim Posten eines Gymnasiumsleiters will nun mal sogar das sächsische Ministerkabinett mitreden. „Die kennen mich zwar nicht, mussten aber eben zustimmen“, sagt Clausnitzer.

Mit ihm als Schulleiter wird nun realisiert, wofür Beck viele Jahre kämpfte: der Anbau. Kleiner zwar als gewünscht, aber immerhin. Die Außenstelle in der Gleißberg-Schule macht der Anbau nicht überflüssig. Für Clausnitzer kein Problem. Dass die 5. und 6. Klassen dort unterrichtet werden, erleichtere ihnen den Übergang von der Grundschule.

Ein fast 115 Jahre altes, schrittweise zu sanierendes Gebäude an der Hauptstraße, das irgendwie alle kennen, die moderne Turnhalle, die Außenstelle – das sind die Äußerlichkeiten. „Es lässt sich hier gut arbeiten“, sagt Clausnitzer schon jetzt und stellt klar, was ihm drinnen wichtig ist: eine offene Schule mit einem „wertschätzenden und respektvollen Umgang“.

Das klingt irgendwie pädagogisch wertvoll. Für Clausnitzer bedeutet es, zu erhalten, was das Heidenauer Gymnasium besonders macht. Weißnachtssingen und das Angebot des darstellenden Spiels seien zwei Beispiele. Klar hat er auch neue Ideen, aber die behält er erst einmal noch für sich. Clausnitzer lässt sich, den Schülern und Lehrern Zeit. Die ersten Wochen waren schnell um. Jetzt sind Ferien. Die erste Woche hat er genutzt, um in der Schule einiges aufzuarbeiten. In der Zweiten macht er etwas Pause. Zum Lesen kommt er trotzdem derzeit kaum, und Knieprobleme machen das Basketballspiel unmöglich.

Bei 2,03 Meter – welche Schuhgröße trägt man da? 45. Da schaut man auch hin. Denn das ist für die Größe relativ klein. Clausnitzer ist es gewohnt, aufgrund seiner Größe im Mittelpunkt zu stehen und aus der Masse herauszuragen. Die Heidenauer werden sich dran gewöhnen.