Merken

Der Wahnsinns-Moment

Ein Akrobatik-Quartett des Dresdner SC sorgt bei der WM in China für eine Sensation.

Teilen
Folgen
© Sebastian Schipfel

Von Alexander Hiller

Dieser eine Moment fängt alles ein. Die jahrelange Anstrengung, die eiserne Disziplin, Enthaltsamkeit, Verzicht, Schweiß, Tränen, womöglich Blut, das stete Werben um Aufmerksamkeit – und dann: diese Erlösung. Dieses Gefühl, das alles hat sich gelohnt. WM-Bronze: unglaublich. Nie für möglich gehalten. Und doch wahr. Der Funke für pure Emotionen.

Tom Mädler (14), Florian Vitera (17), Erik Leppuhner (17) und Sebastian Grohmann (18) holen bei der Weltmeisterschaft der Sportakrobaten im chinesischen Putian Bronze bei den Junioren in der Kategorie Herrengruppe. Für die Sportakrobatik-Abteilung des Dresdner SC ein einschneidendes Erlebnis – es ist die erste WM-Medaille überhaupt für die engagierten Sachsen.

„Die vier sind über viele Jahre gemeinsamen Trainings zu einem Team gewachsen, das sich gegenseitig anspornen und beflügeln kann. Jetzt zusammen die beste Leistung abzurufen, gelingt nur bei bedingungslosem Zusammenhalt“, sagt Trainerin Petra Vitera, die den Triumph des Quartetts zugleich als Mutter von Florian erlebt. „Der Lohn dafür ist überwältigend. Alle sind im Moment einfach nur glücklich“, beschreibt sie die Gefühlslage.

Wobei die Ausgangssituation in diesem Jahr so gut wie noch nie war. Das Starterfeld bei den Junioren-Herrengruppen war mit lediglich fünf Teams überraschend übersichtlich. Das schmälert den herausragenden Erfolg jedoch kaum. „Dennoch war es kein Spaziergang, die Gruppen aus Usbekistan und Polen zu schlagen. Dafür mussten die Jungs an ihre Grenzen gehen“, sagt Petra Vitera. Den Sieg sicherten sich die favorisierten Russen vor England.

Doch das dünne Starterfeld verdeutlicht zugleich, dass sich auch andere Nationen damit schwertun, die nichtolympische Sportart zu finanzieren und die besten Athleten zu den Jahres-Höhepunkten zu entsenden. Weil die Sportart in Deutschland kaum mit öffentlichen Geldern gefördert wird – 2014 waren es insgesamt vergleichsweise lächerliche 76 842 Euro – haben die DSC-Akrobaten eine Crowdfunding-Aktion ins Leben gerufen, um die WM-Teilnahme in China überhaupt finanzieren zu können. Knapp 15 000 Euro Eigenbeteiligung mussten die zwölf DSC-Starter und ihre Trainerin für die WM aufrufen, bis Mittwochnachmittag hatte die Schwarmfinanzierung bereits 4 415 Euro eingebracht. Das Projekt läuft noch bis zum 10. April.

„Es war eine super WM, perfekt organisiert. So haben wir uns voll auf unsere Leistung konzentrieren können. Ganz herzlichen Dank dafür an das ganze Team und alle Trainer und Helfer“, sagt Sebastian Grohmann. „Auf dem Siegerpodium zu stehen, wenn die ganze Halle aufsteht und die Hymne des Weltmeisters gespielt wird, war Wahnsinn“, betonte Florian Vitera. Die anderen Dresdner WM-Vertreter im Jugend- und Juniorenbereich hatten jeweils den Finaleinzug knapp verpasst.