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Der Wärmehamster beißt sich durch

Ein Radeberger wurde vor zehn Jahren belächelt. Heute ist er in Sachen Energiewende dort, wo andere erst hin wollen.

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© Thorsten Eckert

Von Jens Fritzsche

Radeberg. Damals klangen solche Sätze noch ziemlich visionär. Und die Gefahr war groß, als grüner Spinner belächelt zu werden. Jetzt, zehn Jahre später, ist daraus längst ein florierendes Unternehmen geworden. Das hatte Rolf Förster zwar gehofft, aber sicher konnte er nicht sein, als er an einem kalten Herbst-Vormittag 2008 in seinem kleinen Büro am Stadtrand von Radeberg sitzt und sagt: „Die Sonne ist der größte Energie- und Wärmeversorger, den wir als Menschen haben, aber wir nutzen ihn viel zu wenig.“

So sieht das spannende Innenleben eines „Wärmehamsters“ aus. Die Erfindung aus Radeberg hat sich in den vergangenen Jahren durchaus gegen die Großen der Branche erfolgreich durchgesetzt.
So sieht das spannende Innenleben eines „Wärmehamsters“ aus. Die Erfindung aus Radeberg hat sich in den vergangenen Jahren durchaus gegen die Großen der Branche erfolgreich durchgesetzt. © Thorsten Eckert

Rolf Förster wollte die Sonne nutzen! Sie sollte die Wärme für neuartige Heizungssysteme liefern, die er entwickelt hatte: den „Wärmehamster“. Vereinfacht gesagt, ein gedämmter Kunststofftank, in dem Wasser Wärme speichert, die über Solaranlagen „eingefangen“ wird. „Gehamstert“ also. Ergänzt zum Beispiel durch Holz- oder Pellet-Heizungen, zur Sicherheit. Das Besondere an diesen Tanks ist die Individualität. „Wir können als vergleichsweise kleiner Anbieter genau die Lösung bauen, die der Kunde benötigt“, beschreibt der Radeberger. Denn ein 80 Quadratmeter großes Eigenheim könne eben nicht die gleiche Wärmeversorgung haben wie ein Umgebindehaus im Bautzener Oberland, ist er überzeugt. „Man muss die Dämmung der Gebäude beachten, die Größe und die Nutzung“, macht Rolf Förster deutlich.

Weg von der Standardlösung

Die „Großen“ der Branche, sagt er dann, würden allzu oft einfach ihre Standardlösungen für so ziemlich jedes Gebäude liefern. „Da geht es um Masse, deshalb können die natürlich mitunter auch billiger sein“. Aber es gebe eben diesen Unterschied zwischen billig und preiswert. „Und über die Jahre gerechnet, lohnt sich unsere Lösung mit Sicherheit“, ist Rolf Förster überzeugt.

Energiedepot Radeberg

Seit zehn Jahren ist die Radeberger Firma Energiedepot mit ihren individuellen Heizsysteme am Markt. Und ist in einer durchaus umkämpften Branche erfolgreich.

Die Systeme gewinnen und speichern Wärme aus Sonnenergie. Im Mittelpunkt steht der „Wärmehamster“, ein gedämmter Kunststofftank.

Die Kunden für die Heizsysteme von Energiedepot sind vor allem private Hausbesitzer, aber auch Firmen.

Nicht nur in Deutschland hat sich der „Wärmehamster“ durchgebissen, auch in Polen, der Schweiz und in Südafrika stehen die innovativen Heizungssysteme aus Radeberg bereits.

Aktuell hat das Unternehmen sechs Mitarbeiter und zwei Auszubildende. Und der Wachstumskurs soll weiter gehen, macht der Firmenchef klar.

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Er wagte den Schritt in die Selbstständigkeit. Und das ausgerechnet mitten in einer der größten Wirtschafts-Krisen der Nachkriegszeit. Eine geplatzte Immobilienblase in den USA hatte vor zehn Jahren die Weltwirtschaft samt der Finanzmärkte ins Wanken gebracht. Banken mussten daraufhin auch hierzulande mit Steuergeldern gerettet werden, Arbeitsplätze standen massiv auf der Kippe. Und mittendrin nun also auch Rolf Förster in Radeberg – mit einer Idee, für die Hausbesitzer oder Unternehmer Geld in die Hand nehmen sollten, um über moderne Heizsysteme nachzudenken. Mithilfe von Rolf Försters Idee sozusagen die Sonne anzapfen. Er war jedenfalls absolut überzeugt davon, gab seinen Job als Geschäftsführer einer Plastikfirma im benachbarten Großröhrsdorf auf und mietete sich eine Baracke auf dem einstigen Areal des DDR-Computer-Riesen Robotron an der Radeberger Heidestraße. Hier baute er nun also die ersten Prototypen seiner Erfindung. Seine Tanks.

Und zehn Jahre später sitzt Rolf Förster noch immer in seinem kleinen Büro, aber die Produktionshalle ist größer geworden. Mittlerweile hat er sechs Mitarbeiter und zwei Auszubildende. „Wir haben die Nische gefunden, und die Kunden haben sie angenommen“, freut er sich. Die Nische: Es sind maßgeschneiderte Wärmetanks und ganz individuelle Lösungen zur Heizungsmodernisierung; vom Eigenheim bis hin zu Industrieunternehmen. Und damit konnte er auch mehr und mehr Kunden überzeugen. Auch, wenn es anfangs nicht so leicht gewesen war. „Öl und Gas waren ja damals gerade erst in der hiesigen Region zum Renner beim Thema Heizen geworden – und nun kamen wir und erzählten, sie müssten sich langfristig unabhängig vom Ölpreis machen“, erinnert sich Rolf Förster noch sehr genau an die vielen Gespräche.

Wärmehamster weiterentwickelt

Mittlerweile ist das anders. Die schwankenden und immer wieder steigenden Ölkosten sind längst zum Ärgernis geworden; nicht nur an den Tankstellen. Und so haben Rolf Förster und seine Mitarbeiter gut zu tun. Haben natürlich den Wärmehamster auch immer weiterentwickelt. Zum Beispiel für den neuesten Trend, Sonnenstrom-Überschuss vom eigenen Dach sinnvoll für die Wärmeversorgung zu nutzen. „Alle reden darüber, wir haben da schon Referenzen“, sagt Rolf Förster – und er sagt es nicht ohne Stolz. Und war jüngst auch auf der weltweitgrößten Fachmesse „Intersolar“ präsent. Als Kleiner zwischen all den Großen! Die Radeberger haben sich dazu mit weiteren kleinen Firmen zu einem Netzwerk zusammengeschlossen, ein „Energie-Kompetenz-Team ist gewachsen“, beschreibt er. Unternehmen, die sich ebenfalls mit ökologischer Energie- und Wärmegewinnung befassen. „Kleine sind flexibler und können individueller auf Wünsche eingehen“, freut sich Rolf Förster über diesen Schritt.

Bereut hat er es jedenfalls nicht, damals, im kalten Herbst 2008 Sätze zu sagen, für die er von einigen als grüner Spinner belächelt worden war …

www.energie-depot.com