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Der verschwundene Lotto-Fünfer

Ein Rentner aus Reichstädt hatte einen schönen Lotto-Gewinn. Dann wurde er darum betrogen.

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© Egbert Kamprath

Von Franz Herz

Gerichtsbericht Da hatte der 63-jährige Rentner aus Reichstädt einmal Glück gehabt und wurde schnöde darum betrogen. Er lebt von einer kleinen Erwerbsunfähigkeitsrente sowie Wohngeld und verdient sich etwas in einem Nebenjob dazu. Regelmäßig spielt er Lotto. Dafür nimmt er die Zahlen, die schon seine Mutter immer angekreuzt hat. Mal hat er 30 Euro gewonnen, mal 40 Euro. Doch im Herbst vor einem Jahr hatte er einen Fünfer. Der sollte rund 4 700 Euro Gewinn bringen. Doch von dem Geld hat er bis jetzt nur einen kleinen Teil gesehen.

Mit seinem Schein ist der Reichstädter zu der Lottoannahme nach Reinholdshain gegangen, hat ihn prüfen lassen und festgestellt, dass er mehr Geld gewonnen hatte, als die Lottoannahme ihm auszahlen konnte. Also vereinbarte er mit dem jungen Mann, der damals die Lotto-Annahme als selbstständiger Kaufmann leitete, dass dieser den Schein mit einem versicherten Wertpaket an Sachsenlotto schickt.

Der Inhaber der Lottoannahme war aber in Finanznöten. Er öffnete das Paket wieder, nahm den Lottoschein heraus und hat ihn über eine Frau aus Meißen eine Woche später in Leipzig eingelöst. Das Geld hat er genommen und damit seine finanziellen Probleme gelöst. Doch das hielt nicht lange. Er ging ein halbes Jahr später in Insolvenz. Heute arbeitet der 23-Jährige als Paketbote. Die Geschichte mit dem Lottoschein hat ihn jetzt eingeholt. Am Mittwoch ist er vom Amtsgericht in Dippoldiswalde wegen Betrugs zu einer Geldstrafe von 3 900 Euro verurteilt worden. Das entspricht 130 Tagessätzen. Wahrscheinlich will er die Strafe annehmen, wie sein Anwalt mitteilte. Vor Gericht hat er auch alles gestanden.

Aber die Polizei musste erst ziemlichen Aufwand treiben, um ihm auf die Schliche zu kommen. Der rechtmäßige Lottogewinner aus Reichstädt hat zu Hause im Internet nachgesehen, wie viel er denn gewonnen hat: 4 700 Euro. Das war viel mehr als der Versicherungswert des Pakets. Also ist er schnell wieder zu der Lottoannahme gefahren, um den Schein zu nehmen und selbst einzulösen. Jedoch sagte ihm der Ladenbetreiber, das ginge nicht mehr. Das Paket sei schon weg. Der Reichstädter rief später bei der Lottogesellschaft an. Dort war nach zwei Tagen natürlich kein Paket angekommen. Nach sechs Tagen hieß es: Der Gewinn sei inzwischen ausgezahlt worden. Sofort ist er zur Polizei gegangen.

Diese hat herausgefunden, dass eine Frau aus Meißen, die Schwester einer Mitarbeiterin der Lottoannahme, den Gewinn abgeholt hat. Der junge Mann ist mit ihr nach Leipzig gefahren. Es sagte zu ihr, dass er einen Gewinn hätte, aber als Inhaber einer Lotto-Stelle sich den nicht selber auszahlen lassen kann. So hat sie ihm diesen Freundschaftsdienst erwiesen. Ob sie wirklich in gutem Glauben gehandelt hat? Das Gericht konnte ihr nichts anderes nachweisen. Daher wurde sie freigesprochen.

Der betrügerische Lotteriegewinneinnehmer hat inzwischen begonnen, den Schaden wieder gutzumachen. 1 000 Euro hat er in den letzten Tagen überwiesen. Die nächsten zwei Jahre will er monatlich 100 Euro an den Rentner aus Reichstädt überweisen. So erhält der wenigstens einen Teil seines verschwundenen Lotto-Fünfers.