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Der Vater des Strinkser Karnevals

Rolf Fleck ist Narr der ersten Stunde. Mit der SZ hat der 87-Jährige über die Geburt des Strehlaer Faschings geplaudert.

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© Sebastian Schultz

Von Eric Weser

Strehla. Wenn in Strehla demnächst wieder die Narren los sind, feiert auch Rolf Fleck kräftig Fasching. Immer mit dabei: Die vergoldete Kette, deren großer Anhänger ihn als Ehrenpräsident des Strehlaer Carnevals Clubs (SCC) ausweist. Den Verein hat Fleck vor genau 40 Jahren ins Leben gerufen – womit er so etwas ist wie der Vater des Strehlaer Karnevals.

An die Geburtsstunde erinnert sich der 87-Jährige noch genau: Bei einem Bier habe er einen Bekannten gefragt: „Was hältst du davon, wenn wir einen Karnevalsklub gründen?“ Warum das damals so einschlug, kann sich Rolf Fleck im Nachhinein selbst nicht so ganz erklären. Die Idee traf auf jeden Fall einen Nerv. Nur wenig später war ein Festausschuss ins Leben gerufen, der die Organisation der Faschingsfeten fortan übernahm. Eine der Attraktionen bei der Faschingspremiere 1977: die Rutsche, auf der die Karnevalisten im Lindenhof-Saal von der Galerie hinabsausten. „Das war eine Sensation, das hatte sonst niemand“, erinnert sich Rolf Fleck und lacht.

„Gute Kontakte waren wichtig“

In den Jahren darauf folgten weitere Kracher. Der damalige Lindenhof-Wirt Werner Weller als Baby verkleidet im übergroßen Kinderwagen, die Gaudi-Band „Belcantos“, die dem Publikum mit Live-Musik einheizte, der Besuch eines Ochsen im Festsaal – wenn Rolf Fleck über die frühen Jahre des Strehlaer Faschings erzählt, gerät er ins Schwelgen. „Wissen Sie, was da los war? Die Leute haben getobt.“

Die Organisation der jährlichen Spektakel war dabei immer eine Team-Arbeit, betont er. Im Elferrat habe er vor allem Leute versammelt, „die in der Lage sind, was zu beschaffen“, erzählt Rolf Fleck. Egal ob Sekt für die Feten, Holz für die Kulissen oder Stoff für die Kostüme von Funkengarde und Ministern – gute Kontakte waren wichtig in der DDR-Mangelwirtschaft. Der gute Draht zur damaligen Stadtführung – vor allem zu seinem früheren Schulkumpel und damaligen Bürgermeister Helmut Kühne – nützte der närrischen Sache ebenfalls. So war der Saal im Lindenhof lange genug frei, damit die Narren ihr Spektakel vorbereiten konnten. Die damaligen Filmvorführungen in der „Linde“ mussten da eben ein paar Wochen pausieren.

„Das waren meine schönsten Jahre“

Von 1976 bis 1991 stand Rolf Fleck an der Spitze der Strehlaer Karnevalisten. Im Rückblick sagt er: „Das waren meine schönsten 15 Jahre.“ Sie endeten mit dem politischen Umbruch Anfang der 1990er: Als die Wende kam, setzte der schon zu DDR-Zeiten selbstständige Fuhrunternehmer neue Prioritäten. Seinen Fuhrpark stockte Rolf Fleck von einem auf fünf Fahrzeuge auf. Für den Karneval blieb wegen des beruflichen Neustarts kaum noch Zeit. Das Präsidenten-Amt ging an seinen langjährigen Mitstreiter Bernd Gölling über.

Hingegangen sei er zum Karneval aber trotzdem immer, sagt Rolf Fleck. Sein Eindruck vom heutigen Strehlaer Fasching? „Man kann das schwer mit früher vergleichen.“ Es gebe jetzt sehr viele Jugendliche im Publikum, findet er. Dass die Musik aus der Konserve kommt, ärgert den Freund handgemachter Kapellen-Klänge. Er glaubt aber an die Rückkehr der Live-Musik. „Ich würde sagen, der Tag kommt wieder.“ Respekt hat der langjährige Mitorganisator für den heute amtierenden Präsidenten Herbert Naumann. „Er hat viel am Hals.“

Karnevalisten-Urgestein Rolf Fleck sieht den Strinkser Narren auf einem guten Kurs. „Es war ein bisschen eng nach der Wende. Aber im Laufe der Jahre hat sich das wieder stabilisiert.“ Die Gründer des SCC hätten immer gesagt, es müsse weitergehen mit dem närrischen Treiben in Strehla. Dafür sorgt auch der Gründervater selbst, wenn er Ende Januar wieder sein weißes Hemd mit dem Club-Emblem überzieht, sich den Schal umwirft und seine Karnevals-Kappe aufzieht, wenn es in Strinks wieder heißt: „Hella, hello, hellau!“