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Der Urenkel des Kaisers rollt durch Görlitz

Franz-Friedrich Prinz von Preußen leitet eine besondere Rallye von der Neiße gen Osten.

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© Matthias Wehnert

Von Matthias Klaus

Görlitz. Der Prinz war da, und kaum einer in Görlitz hat es bemerkt. Franz-Friedrich Prinz von Preußen schaute sich zwei Tage lang Görlitz an. Er ist immerhin Urenkel des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II. aus dem Hause der Hohenzollern. Prinz Franz-Friedrich kam mit einem Porsche an die Neiße, einem roten 911er-Cabrio, einem Oldtimer. Denn sein Besuch in Görlitz war Teil der Rallye Silesia Classic. Die fand in diesem Jahr zum ersten Mal statt. Franz-Friedrich Prinz von Preußen hatte das Patronat übernommen, war also so etwas wie der Chef, der Schirmherr.

Es war eine kleine, sehr exklusive Runde, die in Görlitz Station machte, inklusive Sektempfang vorm Vino e cultura am Untermarkt. Nur ein gutes Dutzend klassische Autos beziehungsweise deren Besitzer nahmen teil, vom Aston Martin DB 6 über einen Bentley Turbo R bis zum Rolls-Royce James Young. Matthias Wehnert aus Görlitz hatte die Gelegenheit, den Prinzen und seine Mitfahrer zu treffen, Fotos zu machen. „Man hat schon gemerkt, wer das Sagen hat“, schildert er.

Franz-Friedrich Prinz von Preußen wurde 1944 als Sohn des Prinzen Karl von Preußen und der Prinzessin von Schoenaich-Carolath auf Schloss Saboor in Grünberg/Schlesien geboren. Seit 1970 arbeitet er als Unternehmer und Investmentberater, gründete 1990 mit dem Weingut Jacob Gerhardt die Franz-Friedrich Prinz von Preußen Wein- und Sektkellereigesellschaft. Seit 2002 engagiert sich der Prinz für die Sanierung historischer und denkmalgeschützter Gebäude.

Gemeinsam mit dem kaiserlichen Automobil-Club wurde die Fahrt Richtung Osten organisiert. Eine Rallye im eigentlichen Sinne war es nicht, mehr eine „Entdeckungsreise auf preußischen Spuren in die romantische Riesengebirgsregion“, wie es Mitorganisator Christopher Jan Schmidt beschreibt. Er leitet als Architekt den Wiederaufbau des barocken Schlosses von Wernersdorf (Pakoszow). Görlitz war Startpunkt der Tour. „Danach ging es zunächst über Zittau, Liberec und Bogatynia weiter“, schildert der Görlitzer Matthias Wehnert.

Prinz Franz-Friedrich fuhr zwar im roten Porsche, aber wie die SZ erfuhr, ist das Auto nicht sein eigenes. Eigentümerin ist eine Potsdamerin. Der Prinz wohnt auch dort. Er war der erste Hohenzoller, der nach dem Mauerfall wieder hinzog. Die Familie war 1945 aus ihrer Heimat vor der Sowjetarmee geflohen. Nun „erobert“ er sie mit einem alten Porsche ein bisschen zurück. Noch bis Sonnabend dauert die Silesia Classic. Auf dem Plan stehen unter anderem Besuche auf Schloss Fürstenstein und natürlich in Breslau.