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Der Umbruch nach der Party

Der Dresdner SC muss nach den Feierlichkeiten einige Personalien klären. Der Kader wird sich wohl stark verändern.

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© Robert Michael

Von Daniel Klein und Michaela Widder

Der Italiener in der Nähe des Altmarkts verschob den Feierabend großzügig. Bis vier Uhr morgens aßen die deutschen Meisterinnen Pizza und Pasta, tranken vorwiegend Alkoholisches. Nur Alexander Waibl fehlte, der Trainer wollte in der Nacht nach dem dritten Titelgewinn in Folge lieber bei Ehefrau Stefanie und dem knapp vier Monate alten Sohn Mika sein. Bereits am Mittwoch fährt er nach Jablonec, Waibl hat ja noch einen Zweitberuf als tschechischer Auswahlcoach.

Damit sind die Feierlichkeiten und Ehrungen für den Double-Sieger Dresdner SC aber noch nicht beendet. Am Dienstagabend wurde zur Saisonabschlussfeier mit den Sponsoren in ein Autohaus geladen, am Mittwoch folgen der Empfang beim Oberbürgermeister und am Nachmittag das Fanfest in einem Biergarten. Dort werden neben Waibl auch das Holland-Duo Myrthe Schoot und Laura Dijkema sowie die US-Amerikanerin Michelle Bartsch fehlen, bei ihnen rufen Auswahlpflichten. Für die deutschen Volleyball-Nationalspielerinnen Louisa Lippmann, Katharina Schwabe, Lisa Izquierdo und Mareike Hindriksen beginnt der Lehrgang erst nächste Woche in Schwerin.

Für einen Großteil der Meisterinnen und Pokalsiegerinnen ist die Saison also noch längst nicht vorbei – wohl aber das Kapitel DSC. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass ein größerer Umbruch bevorsteht. Wenn ausländische Klubs mit höheren Gehältern locken oder die persönliche Lebensplanung ein Karriereende vorsieht, ist das kaum zu verhindern. Doch beim Branchenprimus scheint ein großzügiger Umbau trotz der erfolgreichsten Saison seit 1999, als der Klub zum ersten Mal das Double gewonnen hatte, auch ratsam.

Wenn die Bilder, die sich nach dem Stemmen der Meisterschale boten, nicht komplett täuschen, ist die Mannschaft ein ganzes Stück weit davon entfernt, eine verschworene Gemeinschaft zu sein. Gefeiert wurde überwiegend in Grüppchen, wobei die Deutschen und die Amerikanerinnen die größten Fraktionen bildeten. Zumindest war auffällig, dass schon auf der provisorischen Bühne, auf der im Konfettiregen die Medaillen und die Schale verteilt wurden, eine sichtbare Lücke klaffte. Alles nur Zufall?

Auffällig ist auch, dass von den fünf deutschen Spielerinnen im DSC-Kader bis auf Katharina Schwabe womöglich keine weitere bleiben wird. Lisa Stock, die im Vip-Raum ihre Tränen nicht mehr unterdrücken konnte, wird ihre Libero-Karriere vielleicht beenden – mit 21. Lisa Izquierdo sagte zwar, dass sie mit dem Verein „in Gesprächen“ sei, ein Angebot soll der Außenangreiferin aber nicht vorliegen. Ein Wechsel nach Polen oder Tschechien wäre die naheliegendste Alternative.

Louisa Lippmann hat sich bereits für einen Wechsel entschieden. Die 21-Jährige wird wohl innerhalb der Bundesliga bei einem anderen Spitzenklub unterschreiben. Mareike Hindriksen schließlich müsste sich auch in der neuen Saison mit der Rolle als Nummer zwei bei den Zuspielerinnen begnügen – ob sie das will, ist unklar. Denn sicher ist, dass Mareen Apitz nach Dresden zurückkehren und hier die nach Italien wechselnde Laura Dijkema ersetzen wird.

Auch bei der Übersee-Fraktion stehen zwei Personalien bereits fest. „Kathleen Slay hört auf und beginnt ein Studium in den USA“, verriet Waibl. Die Mittelblockerin war erst vergangenen Herbst nach Dresden gekommen. Genauso wie Whitney Little, die lediglich bei zwei Bundesliga-Partien zum Einsatz kam und wohl kaum eine weitere Saison als Dauerreservistin verbringen will. Fragezeichen stehen noch hinter Jennifer Cross und Gina Mancuso. Michelle Bartsch, die am Montagabend von der Volleyball-Liga als wertvollste Spielerin der Saison geehrt wurde, liegt ein Angebot des DSC vor. „Aber es steht noch nichts fest“, sagte die Außenangreiferin.

Nur zwei Spielerinnen unter Vertrag

Gehalten werden sollen Nneka Onyejekwe und Kristina Mikhailenko. Die Weißrussin heiratet am 25. Juni in Warschau ihren Freund Sebastian, „danach entscheide ich mich“, sagte sie. Bei beiden könnte eine Weiterverpflichtung am Geld scheitern. Myrthe Schoot dagegen wird bleiben, wie auch Katharina Schwabe, die ihren Vertrag kürzlich bis 2018 verlängert hatte. Zwei für einen wohl erneut 14-köpfigen Kader – eine ausbaufähige Quote.

Das weiß auch Waibl. „Wir müssen sehen, dass wir in den kommenden zwei Wochen Abschlüsse hinbekommen“, sagte er. „Bei den Personalplanungen sind wir noch nicht sonderlich weit.“ Bei den Feierlichkeiten dagegen schon.