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Der Uhrvater ist tot

Walter Lange hat die Uhrenindustrie in Glashütte wiederbelebt. Nun ist er im Alter von 92 Jahren gestorben.

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© dpa/lsn

Von Maik Brückner

Glashütte. Der Trubel scheint Walter Lange nicht zu stören. Still sitzt er an jenem Dezembertag 2016 auf dem Hocker und schaut zu, wie der Entwicklungschef der Firma Lange eine neue Uhr vorstellt. Mit dieser will die von ihm wieder begründete Lange GmbH ihre Erfolgsgeschichte weiterschreiben. Der 92-Jährige wirkt sehr zufrieden – mit sich und seinem Lebenswerk, für das er 1990 den Grundstein gelegt hatte. Wenig später wird Walter Lange zum Fototermin auf das Podium gebeten. Keiner ahnt, dass dies der letzte große Auftritt des Uhrenpioniers sein wird. Er verstarb am frühen Dienstagmorgen.

2000 erhält die Firma Lange das Stammhaus der Familie zurück. Danach wird es saniert. Im Dezember 2001 betritt Walter Lange mit seiner Frau Jutta als Erster das Gebäude.
2000 erhält die Firma Lange das Stammhaus der Familie zurück. Danach wird es saniert. Im Dezember 2001 betritt Walter Lange mit seiner Frau Jutta als Erster das Gebäude. © Kamprath
Walter Lange verstand nicht nur etwas von schönen Uhren. Er fuhr auch gern elegante Autos wie diesen Mercedes.
Walter Lange verstand nicht nur etwas von schönen Uhren. Er fuhr auch gern elegante Autos wie diesen Mercedes. © privat
Im Februar 2015 feierte Walter Lange zusammen mit Kindern aus Glashütte den 200. Geburtstag seines Urgroßvaters Ferdinand Adolph Lange vor dem Lange-Denkmal in Glashütte.
Im Februar 2015 feierte Walter Lange zusammen mit Kindern aus Glashütte den 200. Geburtstag seines Urgroßvaters Ferdinand Adolph Lange vor dem Lange-Denkmal in Glashütte. © Frank Baldauf
Am 7. Dezember 2016 stellte Walter Lange mit Entwicklungschef Anthony de Haas eine neue Uhr vor. Es war sein letzter öffentlicher Auftritt in Glashütte.
Am 7. Dezember 2016 stellte Walter Lange mit Entwicklungschef Anthony de Haas eine neue Uhr vor. Es war sein letzter öffentlicher Auftritt in Glashütte. © Frank Baldauf

Die Nachricht vom Tod Walter Langes verbreitet sich schnell – nicht nur in Glashütte, sondern auch in Genf, wo die Firma gegenwärtig einen großen Messeauftritt hat. In tiefer Trauer gibt die Manufaktur das Ableben ihres Gründers bekannt. „Durch seinen Mut, seinen Weitblick, seinen kritischen Geist und sein aufrichtiges Interesse an den Menschen seiner Umgebung wirkte er nicht nur als Symbol der Kontinuität, sondern auch als Identifikation stiftende Vaterfigur“, sagt Geschäftsführer Wilhelm Schmid. Walter Langes wahre Größe liege darin, dass das von ihm ins Leben gerufene Werk sich längst verselbstständigen und unabhängig von der Person des Gründers weiter wachsen konnte.

Die Stadt Glashütte, die Walter Lange bereits 1995 zum Ehrenbürger ernannte, verdanke dem Unternehmer sehr viel, sagt Bürgermeister Markus Dreßler (CDU). „Seine Vision, die Uhrenindustrie in Glashütte wiederzubeleben und die Region zu einer blühenden Landschaft zu machen, ist in Erfüllung gegangen – die Glashütter Uhrenindustrie ist heute erfolgreicher als jemals zuvor in ihrer über 170-jährigen Geschichte.“ Für seine Verdienste wurde er 1998 mit dem Sächsischen Verdienstorden und 2015 mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt. Trotz dieser Ehrungen ist Walter Lange bescheiden geblieben. Bei seinen Besuchen im Unternehmen ging er immer auf die Mitarbeiter zu, um mit ihnen das persönliche Gespräch zu suchen. Solche Besuche wird es nun nicht mehr geben.

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