Merken

Der TÜV kommt in den Wald

Auch in der Natur muss manchmal Kontrolle sein. Sie trägt auch zu gutem Gewissen bei.

Teilen
Folgen
NEU!
© Frank Baldauf

Von Franz Herz

Osterzgebirge. Auch der Wald muss manchmal zum TÜV, zumindest, wenn der Eigentümer das entsprechende Siegel bekommen will. Der Unterschied ist dann aber, dass man nicht den Wald zum TÜV fahren kann, sondern der TÜV in den Wald kommt. So war jetzt Niels Plusczyk in den Wäldern des Forstbezirks Bärenfels unterwegs. Der freiberufliche Forstwissenschaftler überprüft im Auftrag des TÜV Rheinland Forstbetriebe in ganz Deutschland, ob sie die internationalen PEFC-Standards für nachhaltige Waldwirtschaft einhalten. Der Sachsenforst trägt das PEFC-Siegel schon seit vielen Jahren. Jedoch wird es regelmäßig überprüft. Dazu werden in Abständen einzelne Forstbetriebe ausgelost, die von einem Fachmann genau untersucht werden. Dieses Los hat nun den Forstbezirk Bärenfels getroffen. Der Prüfer nimmt den Betrieb unter ökonomischen und ökologischen Gesichtspunkten unter die Lupe, schaut aber auch, ob er soziale Standards einhält.

Gerade führen Forstbezirksleiter Sven Irrgang und der Karsdorfer Revierförster Steffen Seyfert den Prüfer in die Dippoldiswalder Heide in die Nähe des Einsiedlerfelsens. Hier stehen alte Bäume, vielfach Fichten. Darunter ist es aber noch herbstlich bunt, auch wenn schon Schnee durch die Luft wirbelt. Buchen, Eichen und Weißtannen, die erst wenige Jahre alt sind, wachsen im Schutz der großen Bäume. Das ist ein Beispiel für den Waldumbau, den sich die sächsischen Förster seit Jahren auf die Fahne geschrieben haben.

Hier standen einst vorwiegend Fichten, bis sie vor 15 Jahren vom Buchdrucker heimgesucht wurden. Damals hat sich der Wald hier stark gelichtet, gibt aber Raum frei für die jungen Bäume. Doch das sind keine Fichten mehr. Die Förster wissen aus alten Unterlagen, dass vor 200 Jahren hier vor allem Weißtannen gewachsen sind. Die sind dann kaum noch angepflanzt worden, weil sie langsamer wachsen als Fichten. Jedoch haben sie andere Stärken. Sie wurzeln tiefer, halten damit dem Wind besser stand und können auch Trockenzeiten besser überstehen. Denn ihre Wurzeln reichen an tiefere Wasserreserven heran, welche die Fichte mit ihren flachen Wurzeln nicht mehr erreicht. Die Förster hoffen daher, dass sie mit den Weißtannen für den Klimawandel besser gerüstet sind als mit den bisherigen Fichten. Ähnlich gilt das auch für Eichen und Buchen. Denn sie wollen auch keine Monokultur mehr. Diese ist zu anfällig für Schädlinge. Das ist nachhaltige Forstwirtschaft, wie sie auch dem Prüfer gefällt.

Er hat aber auch in den Betrieb hineingeguckt. Die Bärenfelser Förster mussten ihm ihre Wirtschaftspläne vorlegen. Er hat geguckt, welche Unternehmen in den Wäldern arbeiten. Setzen sie Materialien ein, die ökologisch unbedenklich sind? Er hat die Zahlen nachgerechnet. Wächst auch mindestens so viel Holz nach, wie aus dem Wald herausgeschnitten wird? Wenn er hier gute Antworten findet, bekommt der Forstbezirk das PEFC-Siegel bestätigt. Schließlich bittet Niels Plusczyk den Journalisten, einmal auf die Vorderseite seines Schreibblocks zu schauen. Dort ist auch das PEFC-Logo abgedruckt. „Den können Sie also ruhigen Gewissens weiter benutzen“, sagt der Prüfer. Der Wald, aus dessen Holz das Papier gemacht wurde, wurde nachhaltig bewirtschaftet. Die Papierfabrik arbeitet ordentlich. Das ist beispielsweise bei importierten Holzprodukten wichtig, dass hier keine illegal geschlagenen Tropenhölzer verwendet werden. All das bewerten er und seine Prüferkollegen regelmäßig und bestätigen es mit dem Siegel. Das darf dann auf alle Produkte gedruckt werden, die auf diese Art überwacht werden.