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Der Türke vom Dienst

Der Kabarettist Serdar Somuncu ist der Kanzlerkandidat der Spaßpartei „Die Partei“. Das ist nicht ausschließlich lustig.

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© davids

Von Heinrich Maria Löbbers

Mit Kabarettisten ist es wie mit Karnevalisten. Spaß ist eine ernste Sache, todernst manchmal. Serdar Somuncu zum Beispiel ist Spitzenkandidat der Spaßpartei „Die Partei“. Und das ist kein Witz. „Ernster kann man das nicht meinen“, sagt der Comedian, der unter anderem regelmäßig in der „Heute Show“ auftritt. Der Comedian Somuncu will Kanzler werden, und zwar einer mit türkischem C: Kançler also. „Warum nicht mal ein Türke?“ heißt es auf seinen Wahlplakaten.

Der 49-Jährige, geboren in Istanbul und seit über 30 Jahren in Deutschland, feiert seit Jahren kabarettistische Erfolge als wütender Hassprediger, der sämtliche Minderheiten mit sämtlichen Klischees einseift. „Erst wenn jeder über jeden lachen kann, wird niemand mehr diskriminiert“, hat er neulich dem Tagesspiegel erklärt.

Seine Partei spreche eine bestimmte Schicht der Bevölkerung an, die andere nicht erreichen. Im Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg-Prenzlauer Berg Ost, wo der Altgrüne Hans-Christian Ströbele in den Ruhestand tritt, rechnet sich Somuncu sogar Chancen auf ein Direktmandat aus. Es gehe ja nur um 25 000 Stimmen.

Aus seinen politischen Versprechungen ließe sich ein Comedy-Programm machen: die Homo-Ehe wird verpflichtend, veganes Leben wird geächtet, Steuern werden komplett abgeschafft, die „Ehe für Assis“ verboten. „Ich führe eine Diktatur der Ahnungslosen, und ich bin der Ahnungsloseste von allen“, sagt Somuncu. „Ich fordere mehr Inkompetenz, mehr Inkonsequenz und mehr Inkontinenz.“

Auch an Trump orientiert sich der bärtige Glatzkopf und verspricht, die Mauer wieder aufzubauen – auf Kosten der Ostdeutschen. Er kann aber auch ganz sachlich und damit langweilig werden. „Ich würde die Autobahngebühr einführen und mehr Geld in die Bildung stecken.“

In Talkshows warnt er immer wieder davor, dass die Türkei sich in eine Diktatur verwandle. Türken, die in Deutschland leben, aber für Erdogan stimmen, hätten ihren „Platz hier verloren“. Die Grenzen zwischen Politik und Satire würden immer mehr verschwimmen. Aber selbst für Komiker ist eben irgendwann Schluss mit lustig. (mit dpa)