Von Carmen Schumann

Bautzen. Wenn ein Mensch stirbt, gibt es nicht immer Erben, die sich um die Auflösung seines Haushaltes kümmern wollen oder können. Hier kommt Michael Stickel zum Zuge. Haushaltsauflösungen und Beräumungen sind seine Spezialität. Beauftragt wird er in der Regel von den Wohnungsgenossenschaften oder -gesellschaften, Nachlasspflegern und Betreuungsvereinen, zuweilen aber auch von Privatpersonen. „Wenn meine Auftraggeber dies wünschen, übernehme ich sogar das Herausreißen der Fußböden oder das Entfernen der Tapeten“, sagt Michael Stickel.

Vielen Bautzenern ist der 63-Jährige aber eher durch seinen Trödelladen Bona-Antik bekannt, der sich seit 2001 an der Steinstraße 12 befindet. An drei Tagen in der Woche bringt er nachmittags all das unter die Leute, was aus den Haushaltsauflösungen noch gut und brauchbar ist: Möbel, Geschirr, Spielsachen, Bücher und vieles mehr. Die restliche Arbeitszeit geht für das Beräumen drauf. „Ich kann über Auftragsmangel absolut nicht klagen“, sagt Michael Stickel. Das Beräumen von Wohnungen sei oft eine Knochenarbeit und auch nicht immer nur angenehm. So zum Beispiel, wenn ein Mensch tot in seiner Wohnung aufgefunden wurde. Ein langjähriger Mitarbeiter geht Michael Stickel bei seiner Arbeit zur Hand.

Am Anfang Umzüge gemanagt

In diesem Jahr feiert Michael Stickel sein 20. Firmenjubiläum. Am 1. September 1997 stieg er in die Selbstständigkeit ein. Der gelernte Fernmeldebau-Monteur, der zuletzt als Prokurist bei der Bautzener Gastechnik, einem Nachfolge-Unternehmen des VEB Gebäudewirtschaft gearbeitet hatte, managte zunächst Umzüge von Menschen aus Bautzen und Umgebung, die in die alten Bundesländern, aber auch in die Schweiz oder Italien umsiedelten, oft auf der Suche nach Arbeit, aber auch, um ihren weggezogenen Kindern nahe zu sein.

Als dieser Boom dann abebbte, verlegte sich Michael Stickel auf die Haushaltsauflösungen und Beräumungen. Die größeren Fahrzeuge für die Umzüge mietete er bei der Firma Kellner aus Preuschwitz, mit der ihn bis heute eine gute Zusammenarbeit verbindet. Zwar hat Michael Stickel inzwischen einen eigenen Transporter, greift aber gerne auf Lkw von Hagen Kellner zurück, wenn eine größere Fuhre ansteht.

Wegen der Liebe nach Bautzen gekommen

Michael Stickel liebt seine Arbeit, die für ihn gleichzeitig auch Hobby ist. Denn schon seit seiner Kindheit, die er im Bezirk Neubrandenburg verbrachte, liebt er alte Möbel, Gläser und Bücher. Mit 20 Jahren kam er der Liebe wegen nach Bautzen und verliebte sich auch in die Stadt. Als ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger buddelte er in der Bautzener Unterwelt und berichtete zwischen 1982 und 1989 in der SZ als Volkskorrespondent darüber. Elf Jahre leitete er im Pionierhaus die Arbeitsgemeinschaft Junge Historiker und unternahm mit den Kindern spannende Exkursionen.

Anlässlich seines Jubiläums möchte er Kindern, denen es heute nicht so gut geht, wie ihm in seiner Kindheit, einen schönen Tag bereiten und stellt dafür 1 000 Euro zur Verfügung. Er sucht noch nach Partnern, die zum Beispiel eine Weihnachtsfeier gestalten und absichern können. Wie man auf seiner Website sehen kann, stellt der Trödel-Händler Bedürftigen verschiedene Dinge auch kostenfrei zur Verfügung. Neuerdings kommen auch verstärkt ausländische Mitbürger zu ihm in den Laden, um sich kostengünstig mit Haushaltsgegenständen einzudecken.