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Der Traum vom eigenen Waldrevier

Julia Antimia möchte Försterin werden. Davon gibt es in Sachsen recht wenige. Die 31-Jährige muss noch Hürden meistern.

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© André Braun

Von Tina Soltysiak

Döbeln/Hainichen. Mit einer Sprühdose in der Hand streift Julia Antimia durch den Döbelner Stadtwald. Welche Bäume sind abgestorben? Welche nehmen den Nachbargewächsen das Licht? Welche sind schützenswert? Mit speziellen Zeichen und verschiedenen Farben macht sie all dies kenntlich.

Die junge Frau aus Hainichen ist eine Anwärterin zum Forstinspektor. Nach ihrem Studium der Forstwissenschaft in Tharandt liegt nun der Fokus auf der Praxis. Seit etwa einem Monat ist sie im Raum Döbeln unterwegs. Begleitet wird Julia Antimia von Dirk Tenzler, der im Privat- und Körperschaftswald für das Revier Döbeln verantwortlich ist. Zu diesem zählen außer dem Altkreis Döbeln Colditz sowie der Grimmaer Ortsteil Thümmlitzwalde.

Es ist ihre dritte Station dieser einjährigen Ausbildung. „Ein halbes Jahr war ich im Staatswaldrevier, danach drei Wochen in der Unteren Forstbehörde des Landkreises und nun insgesamt zwei Monate im Privat- und Körperschaftswald“, sagt die 31-Jährige. Es folgt die Tätigkeit in der Verwaltung des Staatsbetriebes Sachsenforst. „Im September sind die Prüfungen.“ Und die sind umfangreich. „Zur praktischen Prüfung gehen wir in den Wald. Dort müssen wir unter anderem bestimmen, wie alt er ist, auf welchem Boden er wächst, wie der Schutzstatus des Gebietes zu beurteilen ist und wie wir den Wald bewirtschaften können“, erklärt Julia Antimia.

Sie kann sich an einheitlichen Symbolen orientieren, die an einzelne Baumstämme gesprüht sind. Einer im Döbelner Stadtwald trägt ein grünes „H“. „Das zeigt an, dass es sich um einen Höhlenbaum handelt“, erzählt Julia Antimia. Dirk Tenzler ergänzt: „Sobald mehr als zwei Höhlen in einem Baum sind, steht er generell unter Naturschutz.“ In der Regel hackt der Schwarzspecht die großen Löcher in den Baum. „Für diese Höhlen gibt es verschiedene Nachnutzer – Hohltauben und Fledermäuse zum Beispiel“, erzählt Julia Antimia. Der Baumstamm weist außerdem eindeutige Sägespuren auf. Er sei künstlich totgemacht worden. Durch die Einschnitte wird die Wasserversorgung gekappt. Tenzler erklärt die Absicht dahinter: „Die Baumkrone wird wesentlich kleiner. Es kommt mehr Licht durch, sodass die umstehenden Bäume besser wachsen.“ Zudem steige damit der Totholzanteil in dem mehr als 120 alten Stadtwald in Döbeln.

Julia Antimia möchte gern einmal „richtige Försterin“ werden, wie sie sagt. Das heißt, sie will für ein eigenes Revier zuständig sein. „Das ist mein großes Ziel.“ Försterinnen gibt es nur wenige. Zwar liege der Anteil der weiblichen Teilnehmer an der Ausbildung zum Forstinspektor bei etwa 45 Prozent. Die meisten der Frauen würden sich aber für einen Job in der Verwaltung entscheiden. Dirk Tenzler ergänzt: „Die etablierten Förster sind in der Tat überwiegend Männer. Im Forstbezirk Leipzig gibt es nur eine Frau: Barbara Kotschmar vom Revierbereich Colditz.“

Julia Antimia ist ab und zu mit dem Laptop im Wald unterwegs. Der ersetzt die Papierkarten. „Ich kann für ein bestimmtes Waldgebiet verschiedene Dinge einsehen: beispielsweise, Naturschutzstatus , Waldfunktionen und Bodenverhältnisse“ in selbst angelegten Karten kann man zudem Biotopbaumgruppen oder Verjüngungsareale festhalten“, sagt sie.