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Der tierische Lebensretter

Amphibienzäune werden von Ehrenamtlichen wie Georg Brendler im Görlitzer Umland betreut. Viel Arbeit, die zum Artenschutz beiträgt.

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© Constanze Junghanß

Von Constanze Junghanß

Reichenbach. So zeitig wie 2017 haben sich Amphibien seit 27 Jahren nicht mehr auf den Weg gemacht. Die ersten Frösche und Kröten spazierten in der Nacht vom 19. zum 20. Februar in Wittichenau zu ihren Laichplätzen, heißt es vom Naturschutzbund Sachsen. Im Görlitzer Umland hat die Wanderung etwas später begonnen. Georg Brendler ist darauf vorbereitet gewesen. Seit mehr als 20 Jahren stellt der ehrenamtliche Mitarbeiter vom Naturschutzdienst Sachsen den Amphibienzaun in Reichenbach auf.

Vor allem Erdkröten wandern von ihren Winterquartieren in den Gärten und Unterholzstapeln bis zu den Pfarrteichen. Dort legen sie Laichballen ab, bevor die Kröten in ihr oft nahe gelegenes Sommerquartier weiterziehen. Die Ballen sehen aus wie eine Gallertmasse mit unzähligen Punkten. Im Schnitt 3 000 bis 6 000 Eier legt Bufo Bufo – so der wissenschaftliche Name – ab. Die Zäune werden aufgestellt, damit die Kröten auf ihrem Weg zum Laichgebiet nicht überfahren werden.

Georg Brendler kontrolliert täglich, ob sich Kröten, Grasfrösche und Co. in den Plasteeimern an der grünen Barriere befinden. Und trägt die Tiere dann behutsam bis zum Gewässer. Auch den Holzmühlenteich bei Arnsdorf betreut der Ingenieur. Eine tägliche Fahrtstrecke von 20 Kilometern im Ehrenamt. Wie vielen Amphibien er im Laufe der Zeit so das Leben rettete, lässt sich schwer in Zahlen messen.

Nur so viel: Im Vorjahr fanden sich im Reichenbacher Kontrollgebiet etwa 100 Tiere. Im Holzmühlenteich sind es bedeutend mehr, wie er sagt. Rund 1150 Exemplare waren das in der Vorjahressaison. Hier allerdings sind vor allem Knoblauchkröten zu Hause. Und es gibt am Holzmühlenteich die seltene Rotbauchunke, deren wissenschaftlicher Name Bombina bombina ist. Sie zählt zu den gefährdeten Amphibien Mitteleuropas. In Sachsen gilt sie nach der Roten Liste der Wirbeltiere als „stark gefährdet“.

Unter anderem werden intensive landwirtschaftliche Nutzung mit Mineraldünger und Bioziden oder Verinselungen als Gründe für eine Bedrohung ihrer Lebensräume genannt. Eine Art also, die auf besonderen Schutz angewiesen ist. Dafür nimmt der Reichenbacher die Mühen gern auf sich.