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Der tägliche Kontrollgang

Siegfried Wagner trotzt der Kälte. Täglich schaut er in seiner Sparte in Pirna-Mockethal nach dem Rechten. Dabei entdeckt er manche Spuren.

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© Kristin Richter

Von Mareike Huisinga

Pirna. Grell scheint die Wintersonne ohne jede Wärme herab. Ein kalter Ostwind pfeift von den Feldern herüber. Das Thermometer steht beharrlich auf minus zehn Grad. Still und tief verschneit liegt die kleine Gartenanlage Am Schulberg in der Winterlandschaft bei Mockethal.

Dann nähert sich ein Auto auf dem Zufahrtsweg. Siegfried Wagner steigt aus und schaut aufmerksam über die Gärten. Auf den ersten Blick scheint alles okay zu sein. Zu Fuß geht er weiter an den Zäunen der einzelnen Parzellen entlang und entdeckt schließlich am oberen Ende der Anlage ein Gatter, das der Sturm vergangene Nacht eingedrückt haben muss. Schnell zückt er sein Handy und ruft den Gartenfreund an, dem die Parzelle gehört. Der ist dankbar für diesen Hinweis und will sich so schnell wie möglich kümmern.

Egal ob Schnee oder Eis angesagt ist, Siegfried Wagner fährt im Winter jeden Tag von der Innenstadt nach Mockethal raus, um in seiner Sparte nach dem Rechten zu sehen. Dabei hat der Vereinsvorsitzende auch einen aufmerksamen Blick auf die Schlösser zu den Lauben. „Bisher haben wir glücklicherweise noch keinen Einbruch gehabt“, sagt der 69-Jährige. Demzufolge entdeckte er auch keine menschlichen Spuren im Schnee.

Dafür aber andere Spuren und Hinterlassenschaften, die ihm gar nicht lieb sind. Trotz der Kälte ist der Maulwurf aktiv, wie die aufgeworfenen schwarzen Erdhaufen im weißen Schnee zeigen. Auch Rehe kommen bis an die Gartensparte heran, um an den Bäumen vor der Anlage zu knabbern. Solange sie nicht in die Parzellen dringen und die Obstbäume angreifen, hat Wagner nichts dagegen. „Die haben ja auch Hunger.“ Nicht nur die Rehe sind hungrig, genauso die Wintervögel. Deshalb füllt Wagner die Futterhäuser auf und hängt Meisenknödel in die Bäume.

Eine gute Gemeinschaft

Vor zwölf Jahren pachtete er den Garten in der Anlage nahe der Herrenleite. Seine Wohnung in der Innenstadt hat nur einen Balkon. „Hier draußen finde ich meine Ruhe“, sagt er. Im Sommer erntet er unter anderem Erdbeeren, Bohnen, Zwiebeln Kohl und Möhren. Dabei probiert er auch gerne etwas Neues aus und pflanzte zweijährigen Spargel. Dieses Jahr ist Erntepremiere des weißen Goldes.

Allerdings ist ihm die Gemeinschaft ebenso wichtig. Zu den Nachbarn hat er ein gutes Verhältnis. Zeit für einen Plausch ist immer. Und die Familie ist vor Ort: Sein Sohn und sein Schwiegersohn beackern ebenfalls einen Garten in der Anlage Am Schulberg. Überhaupt ist die jüngere Generation gut vertreten. Während anderen Sparten jüngere Nachwuchs-Mitglieder fehlen, liegt das Durchschnittsalter in Mockethal bei 50 Jahren. Übrigens scheinen auch die anderen Gartenfreunde kälteresistent zu sein. Am 25. Februar findet das traditionelle Winter-Gartenfest mit Glühwein und Bratwurstgrillen in der Anlage statt.

Wagner schaut noch einmal auf die verschneiten Gärten und stellt fest: „Am liebsten würde ich jetzt schon wieder mit der Gartenarbeit anfangen.“ Allerdings muss er sich noch bis zum Frühjahr gedulden. Genauso wie die anderen Kleingärtner.

Langeweile ist aber trotzdem nicht angesagt, denn der Territorialverband „Sächsische Schweiz“ der Gartenfreunde startet in diesem Monat mit einem umfangreichen Seminarangebot. Themen sind beispielsweise Schnitt von Obstgehölzen oder Pflanzenschutz im Kleingarten. Die Seminare sind offen für alle und kostenlos.

Territorialverband