Merken

Der Stollenpreis ist wieder gestiegen

Doch es gibt auch neue Variationen – die Bäcker in der Region backen nicht nur mit Rosinen. Die Leute kaufen kleiner.

Teilen
Folgen
NEU!
© Matthias Schuman

Von Jasmin Hänsel & Nina Schirmer

Radebeul. Er ist das Weihnachtsgebäck schlechthin. Für die meisten gehört der Stollen zum Fest, wie Geschenke und der geschmückte Baum. Es gibt kein Bäckergeschäft, in dem die puderzuckerüberzogene Köstlichkeit nicht in der Auslage zu finden ist. Auch bei den Bäckern in Radebeul, Coswig, Weinböhla, Moritzburg und Radeburg herrscht jetzt Stollen-Hochsaison. Die SZ hat in sechs Geschäften nachgefragt, welche Varianten am besten bei den Kunden ankommen. Und, warum der Preis wieder gestiegen ist.

Das kommt auf den Tisch: Weiße Schokolade, Cranberry und Diätstollen

Für den geschützten Dresdner Christstollen ist sie unverzichtbar, die Rosine. Aber nicht jeder ist Fan der getrockneten Trauben. Die Bäcker in der Region haben deshalb auch anderes im Angebot. Mandel-, Mohn- und Schokostollen gehören bei vielen inzwischen zum Standard. Etwas Besonderes gibt es in der Bäckerei Seiffert in Weinböhla: Cranberrystollen mit einem Überzug aus weißer Schokolade. Die rote Beere verwendet auch die Bäckerei Schöne in Radeburg. Allerdings in einer weniger mächtigen Variation. Für Figurbewusste bietet die Bäckerei einen Quarkstollen an.

Der Kassenschlager ist und bleibt aber der Klassiker. „90 Prozent des Stollens, den wir verkaufen, ist Rosinenstollen“, sagt Bäcker Tobias Heinze aus Radebeul. Mit dem Verkauf beginnt er bereits Mitte Oktober, denn schon so früh fragen die Leute nach dem Weihnachtsgebäck.

So viel wird gekauft: Manche wollen nur Scheiben, andere Vierpfünder

Um die 100 Stollen bäckt Roland Krause aus Weinböhla jeden Tag. Viele davon verschickt er ins Ausland. Zu Leuten, die von hier stammen, vor Jahren ausgewandert sind, aber auf die süße Tradition aus der Heimat nicht verzichten wollen. Vor Ort im Geschäft fragen die Leute jetzt öfter nach kleinen Stollen oder sogar nur nach Scheiben, sagt der Bäcker. Bei der Bäckerei Heinze in Radebeul sind es überwiegend Zwei- bis Vierpfünder, die über die Ladentheke gehen. Große Stollen haben einen wichtigen Vorteil, sagt die Verkäuferin von der Coswiger Bäckerei Johannes Walther: „Je größer der Stollen, desto weniger besteht die Gefahr, dass er austrocknet.“

Das muss bezahlt werden: Die meisten Bäcker haben die Preise angezogen

Die klassischen Dresdner Christstollen in Radebeul und Umgebung kosten zwischen 13,50 und 16,50 Euro pro Kilo. Unter den Befragten Bäckereien bietet Frank Seiffert in Weinböhla den Günstigsten an. Die Stollenpreise sind in den letzten Jahren immer weiter gestiegen. Vor fünf Jahren bekam man das Gebäck in der Region vielerorts noch für 10 bis 13 Euro. Aber woran liegt es, dass die Preise für das beliebte Weihnachtsgebäck so in die Höhe gehen? Zum einen an den Zutaten, die teurer geworden sind, sagen die Bäcker. Im letzten Jahr waren die Mandeln teurer, in diesem Jahr stiegen die Preise für Butter und Mehl.

Aber das ist längst nicht alles. „Vor allem die Gewürze haben ihren Preis. Zwischen 20 und 30 Euro bezahlen wir für ein Kilo Gewürze“, sagt Bäcker Heinze. Die Bäckerei Thomas Schiller aus Radebeul berichtet außerdem: „Auch die Kosten für Wasser, Strom und Personal steigen. All das wirkt sich auf die Stollenpreise aus.“ In diesem Jahr mussten die Bäcker auch mehr Geld für das Siegel bezahlen, das ihr Gebäck als originalen Dresdner Christstollen ausweist. Das sei aber gut angelegtes Geld, findet Bäcker Karsten Liebscher, der Filialen in Radebeul, Weinböhla und Moritzburg hat. Denn damit würde unter anderem die Werbung für das Traditionsgebäck bezahlt. Die Bäckerei Schöne hat ihren Preis von 16 Euro pro Kilo nicht erhöht.

Den Teig selber anrühren: Die Tradition wird immer seltener

Viele kennen es von früher, als man mit den selbst zusammengestellten Zutaten zum Bäcker ging und dort seinen eigenen Stollen backen lassen konnte. Diese Tradition ist heute nicht mehr so häufig vertreten. Frank Seiffert sagt, dass früher noch 30 Familien in Weinböhla dieses Angebot bei ihm genutzt haben. Heute seien es nur noch fünf. Bäckerei Johannes Walther (Coswig) lässt noch relativ viele Stollen selbst backen, die Bäckereien Thomas Schiller (Radebeul) und Michael Schöne (Radeburg) eher selten, wenn, dann fragen ältere Kunden nach. Bei Liebscher ist dieser Service vor allem den Stammkunden vorbehalten.