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Der Stoff knallt richtig

Gin-Erfinder Jörg Fiedler hat jetzt in der Dresdner Sprengschule getestet, ob seine neue Kreation die richtige Stärke hat.

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© Claudia Hübschmann

Von Peter Anderson

Wie jage ich einen Schornstein in die Luft? Was ist bei einem Bühnenfeuerwerk zu beachten? Woran lässt sich eine noch scharfe Fliegerbombe erkennen? Das sind drei von zahlreichen Fragen, die normalerweise in der Dresdner Sprengschule geklärt werden. Seit fünf Jahrzehnten bildet das Unternehmen Spezialisten aus und fort.

Neben diesem schon an sich spannenden Alltag widmete sich Geschäftsführer Jörg Rennert jetzt einem ganz besonderen Thema. Im Auftrag des Dresdner Gin-Erfinders Jörg Fiedlers sollte er testen, ob dessen 57,2 Prozent starke Spezial-Abfüllung tatsächlich so kräftig ist, dass selbst mit ihr getränktes Schwarzpulver weiterhin seine Aufgabe erfüllt.

Der leicht absurd klingende Test besitzt einen realen historischen Hintergrund. Im 18. Jahrhundert erfreute sich Gin in Großbritannien größter Beliebtheit. Die Königliche Flotte verfügte, dass auf jedem ihrer Schiffe ein bestimmter Vorrat des belebenden Getränks mitzuführen sei. Gemischt mit Tonic sollte es gegen die grassierende Malaria helfen. Die skeptischen Offiziere der Marine misstrauten allerdings den profitgierigen Lieferanten und ersannen so einen eigenwilligen Test, um die Probe aufs Exempel zu machen. Erst wenn mit der entsprechenden Charge Gin getränktes Schießpulver noch explodierte, hatte der Alkohol ihrer Ansicht die richtige Stärke und kam mit auf See. Der Begriff Navy Strength war geboren.

Jörg Fiedler darf diese Qualitätsmarke nun auch für sein in der Spezialitätenbrennerei Prinz zur Lippe in Reichenberg bei Meißen hergestelltes Produkt in Anspruch nehmen. „Jörg Rennert von der Dresdner Sprengschule hat 50 Gramm mit Gin vermischtes Schwarzpulver zur Explosion gebracht“, so Fiedler. In den letzten Tage hat er nun 300 Flaschen seines Navy-Strength-Gins abgefüllt.

Dieser überzeugt dabei nicht allein mit seiner hochgeistigen Explosivkraft. Es handelt sich Fiedler zufolge zudem um einen sogenannten Distiller’s Cut, eine individuelle Variante des Standardprodukts Juniper-Jack- Gin. Die Zutaten sind leicht verändert. Zudem wird das Produkt nicht wie sonst fein gefiltert. Das erzeugt einen optisch interessanten Effekt. Vermischt mit etwas Wasser oder einem Eiswürfel, trübt sich der Gin leicht milchig ein. In den freien Handel gelangen dabei nur 30 Flaschen. Sie werden am 30. Oktober über die Juniper-Jack-Netzseite verkauft.