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Der stille Professor an der Seite der Kanzlerin

Joachim Sauer lebt sein eigenes Leben. Heute wird der Ehemann von Angela Merkel 65 Jahre alt. In aller Stille, versteht sich.

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© dpa

Von Kristina Dunz

Angela Merkel steigt aus der Limousine, schreitet sogleich die Stufen des Weißen Hauses empor und hält plötzlich inne. Sie hat jemanden vergessen: ihren Mann. Der eilt um die Karosse herum, um noch rasch zur Treppe zu kommen, wo Michelle und Barack Obama zum Empfang bereitstehen. Das war 2011, als der Präsident die Kanzlerin mit der Freiheitsmedaille der USA auszeichnete -– einer der seltenen Fälle, in denen Joachim Sauer seine Frau begleitete. Für sie ein ungewohnter Moment. Meistens steht sie allein auf großer Bühne.

Der Chemieprofessor scheut die Öffentlichkeit. Interviews außerhalb seines Fachbereichs lehnt er für gewöhnlich ab, hält sich von Journalisten fern. Er kam zu keiner der bisher drei Vereidigungen seiner Frau als Bundeskanzlerin, wo er eines der begehrtesten Motive von Fotografen gewesen wäre. Und es gibt kaum öffentliche Äußerungen von ihm, keine privaten Fotos oder gar Homestorys. In aller Stille feiert er heute seinen 65. Geburtstag.

Sauer hat sein eigenes Leben. Er ist ein weltweit renommierter Quantenchemiker, der in Prag geforscht, in Kalifornien gearbeitet hat und seit mehr als 20 Jahren an der Berliner Humboldt- Universität lehrt. Allein den Titel seiner Habilitationsschrift „Quanten-chemische Untersuchungen aktiver Zentren und adsorptiver Wechselwirkungen von Siliciumdioxid- und Zeolithoberflächen“ dürfte nur ein kleiner Teil der Bevölkerung verstehen. Persönliches, Vorlieben, Abneigungen sind kaum bekannt. Nur, dass er Opernfan ist, weiß man. Merkel lernte ihn Anfang der 80er-Jahre an der Ostberliner Akademie der Wissenschaften kennen, wo er die junge Physikerin bei ihrer Doktorarbeit betreute. Seit 1998 sind sie – jeweils in zweiter Ehe – verheiratet. Er hat zwei Söhne aus erster Ehe. Wie gut oder schlecht die Beziehung funktioniert, ist nicht bekannt. Merkel vermittelt den Eindruck von trauter Eintracht. So antwortete sie auf die Frage, welchen Politiker sie mit auf eine Insel nehmen würde: keinen Politiker – „meinen Mann“. Und entgegen ihren Gewohnheiten, persönlich zu werden, erwähnte sie ihn am Wahlabend. „Und ich danke auch meinem Mann, der dort an der Seite steht. Der muss auch manches ertragen.“ Sauer hatte sich unbemerkt unter die Anhänger gemischt – natürlich nur ganz am Rande.