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Der Steuer-Mann

Bisher leitete Stephan Flecken das Finanzamt in Freital, jetzt das in Pirna. Die Bürger haben dadurch Vor- und Nachteile.

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© Daniel Förster

Von Nancy Riegel

Pirna/Dippoldiswalde. Er ist ab sofort zuständig für jährlich 500 Millionen Euro an Steuereinnahmen im Landkreis: Stephan Flecken ist der neue Chef des Großfinanzamtes in Pirna. Am Montag wurde der 50-Jährige, der bisher das Freitaler Finanzamt leitete, mit einem Festakt in sein neues Amt eingeführt. Eike Taesler, der zuletzt acht Jahre lang der Pirnaer Behörde vorstand, wird sein Stellvertreter. Sein Büro im Amt an der Clara-Zetkin-Straße hat Stephan Flecken schon bezogen – „mein Lieblingsraum im ganzen Gebäude“, wie er sagt – ansonsten gab und gibt es für den neuen Chef noch Herausforderungen, die die Fusion des Freitaler und Pirnaer Finanzamtes mit sich bringt.

Denn nicht nur der Vorsteher muss jetzt auf seiner Steuererklärung eine neue Arbeitsadresse angeben. Mit ihm sind rund 100 Beschäftigte aus Freital mit nach Pirna gekommen, insgesamt arbeiten dadurch mehr als 250 Menschen im sanierten Altbau. Da gab es vor allem organisatorische Probleme zu lösen. Zum Beispiel: Wo sollen die neuen Pendler ihr Auto abstellen? „Ein Verkehrschaos haben wir mit dem Umzug nicht ausgelöst, das kann ich versprechen“, sagt Stephan Flecken. Bei privaten Vermietern wurden laut seiner Aussage genügend Stellplätze angemietet, denn ein Parkhaus gibt es nicht, es ist auch nicht in Planung. Besuchern des Finanzamtes stehen rund 25 Stellflächen zur Verfügung.

Noch nicht ganz rund läuft der Datenverkehr. Wegen des Umzugs konnten im Freitaler Finanzamt einen Monat lange keine Anträge angenommen werden, dadurch gibt es aktuell noch Verzögerungen, für die die Mitarbeiter des Finanzamtes um Nachsicht bitten. „Sobald die Startschwierigkeiten beseitigt sind, wird die Arbeit sogar noch schneller von der Hand gehen als bisher. Je mehr Mitarbeiter zusammenarbeiten, desto geringer sind die Ausfälle bei Krankheit oder Urlaub“, ist der neue Vorsteher überzeugt.

Für die Bürger rund um Freital und im Osterzgebirge nur ein geringer Trost, denn sie müssen für ihre Finanzangelegenheiten jetzt längere Strecken zurücklegen. Nur an zwölf Servicetagen wird das Finanzamt in der Freitaler Außenstelle des Landratsamts vor Ort sein. Wer an den restlichen Tagen eine persönliche Beratung möchte, muss nach Pirna kommen. Oder die Kommunikation auf elektronischem Weg suchen, was laut Stephan Flecken künftig verstärkt umgesetzt werden soll, nicht nur dank der Online-Steuererklärung per Elster. Auch weitere Anträge und Formulare soll man bald elektronisch beim Amt in der Clara-Zetkin-Straße einreichen können.

Apropos Clara Zetkin: Die Posse um die Umbenennung eben dieser Straße in „Waisenhausstraße“ spielt für Stephan Flecken keine Rolle mehr. Gewünscht hatte sich das Sachsens Finanzminister Georg Unland. Der war am Montag ebenfalls bei der Amtseinführung und verlor über den Straßennamen kein Wort. Dafür sprach er ein anderes, gehaltvolleres Problem an: die Sicherheit der Finanzbeamten. „In den letzten Jahren hat die Aggressivität gegenüber den Behördenmitarbeitern zugenommen“, sagt Unland und verweist auf körperliche Angriffe auf Finanzamtsmitarbeiter beispielsweise in Leipzig und Bayern. „Auch wir wurden schon am Telefon bedroht“, bestätigt Stephan Flecken und ist froh über die verschärften Sicherheitsvorkehrungen im Haus. Denn für ihn ist der persönliche Kontakt noch immer wichtig, sowohl zu Bürgern als auch zu seinen Mitarbeitern. Die beschreiben ihn übrigens als „ungefiltert und direkt“, aber mit Einfühlungsvermögen und einer Prise Humor.