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Der Stehgeiger kommt

André Rieu spielt beim Semperopernball. Deshalb muss er ihn dieses Mal nicht im Fernsehen verfolgen.

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© Sven Ellger

Von Andreas Weller

Die Moderatoren sind bekannt, die Kleider der Debütantinnen entworfen, fehlte noch der Star, der um Mitternacht beim 12. Semperopernball am 3. Februar das Publikum zum Jubeln bringt. Dieses Geheimnis lüftete Ball-Chef Hans-Joachim Frey am Dienstag. Auf Paul Kuhn (2006), Max Raabe, Udo Jürgens, Roger Cicero, Peter Kraus, Ina Müller, Helene Fischer, Stefan Gwildis, erneut Udo Jürgens, Roland Kaiser und Semino Rossi in diesem Jahr folgt 2017 André Rieu. Der Star-Geiger bringt neben seiner Violine von Antonio Stradivari sein komplettes 60-köpfiges Johann Strauß Orchester mit, das größte Privatorchester der Welt. Sie sollen die Besucher und Zuschauer zum Tanzen bringen.

Damit ist klar, dass der nächste Semperopernball im Zeichen des Walzer-Schritts steht. „Es gab Kritik, dass es zu viel Show gab und zu wenig Tanz“, so Frey. Nun mache er als künstlerischer Leiter einen Schritt nach vorne und einen zurück. „Es soll mehr getanzt werden.“ Das dürfte mit Rieu abgesichert sein. Der Holländer steht seit mehr als 25 Jahren auf der Bühne, kombiniert Klassik mit Pop und Rock. Die Auftritte von ihm lockten bereits mehr als zehn Millionen Zuschauer an. Anders als bei reinen Klassik-Konzerten wird dort gesummt und getanzt. Rieu ist bekannt für humorige Einlagen, spielt und dirigiert – gibt eben den Stehgeiger.

Da die Staatskapelle auf einer lange geplanten Tournee ist, wird sie dieses Mal nicht beim Ball spielen. Zum ersten und einzigen Mal, betont Frey. Stattdessen wurde Kristjan Järvi als Dirigent engagiert und dieser bringt das Sinfonieorchester des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) mit. Die Staatskapelle werde 2018 wieder spielen.

Im Mai sei Rieu angefragt worden, erzählt dieser auf Nachfrage: „Das ist eine große Ehre, ich habe gleich zugesagt.“ Dass er irgendwas zwischen geschätzten 50 000 bis 70 000 Euro für diesen Auftritt bekommt, ist eher zweitrangig, zumal Konzertveranstalter deutlich mehr für ihn zahlen müssen. Vielmehr ist es Werbung, mitten in einer Deutschlandtournee. Für den Auftritt beim Ball hat Rieu diese Tour extra umgeplant, Auftritte verschoben. Nun spielt er am Tag vorher in Zwickau und einen Tag nach dem Ball in Frankfurt am Main. Deshalb werden seine Tourbusse auch bereits auf ihn warten, wenn Rieu irgendwann in der Nacht zum 4. Februar aus der Oper kommt. „Dresden ist der Höhepunkt der Tour“, versichert Rieu.

Überhaupt habe er noch nie auf einem Ball gespielt. „Nun kann ich das endlich, so wie es Johann Strauß getan hat – und dazu im schönsten Gebäude der Welt“, ist Rieu von der Semperoper begeistert. Dort habe er bereits 2008 gespielt. Den Ball schaue er sonst mit seiner Frau im Fernsehen. „Mit einem guten Glas Wein, wenn es passt“, so Rieu. Dass er selber einmal dort auftritt, habe er gehofft aber nicht geahnt.

Fragt man Rieu, ob er Dresden kennt, lächelt er und die Augen leuchten: „Diese wunderschöne Stadt, ich spiele seit 20 Jahren hier und komme immer wieder gerne nach Dresden.“ Auch das Publikum sei toll. In Dresden wurde der 66-Jährige auch sofort auf der Straße erkannt. Passanten zückten die Handys und Fotoapparate, als er mit Frey über den Neumarkt lief. Hartmut Richter, Weinhändler an der Rampischen Straße, lud den Star gleich mal auf ein Gläschen ein. Es gab natürlich sächsischen Wein, Kloster heilig Kreuz, Grauburgunder trocken von 2012 für 19,60 Euro pro Flasche. Und Rieu zeigte sich sehr angetan vom Tropfen von Schloss Proschwitz.

Ob Rieu bereits den Eröffnungswalzer beim Ball spielen wird, ist noch unklar. „Da gibt es noch mehrere Dinge zu klären“, so Frey. Aber er könne es sich gut vorstellen, dass sich auch die Debütanten zu Musik von André Rieu drehen. Moderiert wird der Ball von Tagesschau-Sprecherin Linda Zervakis und Guido Maria Kretschmer. Die Deutsch-Griechin und der Designer führen durch das Galaprogramm. Nun bleibt noch abzuwarten, wer 2017 mit dem St. Georgs Orden ausgezeichnet wird. Frey ließ dazu noch nichts blicken: „Die Preisträger sind auch noch nicht ausgewählt.“

Viel Bewährtes bleibt: Die Tanzprofis Sabine und Tassilo Lax studieren mit rund 100 Debütantenpaaren die Choreografie ein, das Friseurduo Suchomel Bohm sorgt für festliche Frisuren, Juwelier Leicht fertigt den Orden, der MDR überträgt das Spektakel von 20.15 Uhr bis nach Mitternacht fast sechs Stunden live – am darauffolgenden Tag gibt es die Wiederholung in 3sat – und die Sächsische Zeitung produziert live die Ballzeitung. 90 Prozent der Karten sind laut Frey bereits verkauft.

www.semperopernball.de